Hermann Schäfer: „Deutsche Geschichte in 100 Objekten“

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Ein Gang durch die deutsche Geschichte anhand (prä)-historischer Funde, Denkmäler und nationaler Ikonen.

Wer kennt schon das „Neumagener Weinschiff“ oder das „Trierer Marktkreuz“? Den „Saufang“ oder die „Christussäule und Bernwardstür? Die „Goldene Bulle“ oder den „Plattenrock“. Wahrscheinlich wenige. Dagegen werden das „Nibelungenlied“, die „Himmelsscheibe von Nebra“ und der „Bamberger Reiter“ den meisten bekannt sein. gemeinsam haben all diese Objekte, dass sie zur Geschichte des deutschen Siedlungsraumes vor und während der Zeit gehören, in der „deutsch“ ein fester Begriff war (und ist). Der Autor des vorliegenden Hörbuchs hat sich die Mühe gemacht, diese Geschichte, beginnend in prä-historischer Zeit, anhand von herausragenden, materiellen und nicht-materiellen Objekten nachzuvollziehen und zu veranschaulichen.

1601_100objekteDazu hat er den Zeitraum in neun Epochen unterteilt: Vorgeschichte und Antike, Mittelalter, Spätmittelalter und frühe Neuzeit, frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert, Kaiserreich, 20. Jahrhundert, Zeitgeschichte seit 1946, der Weg ins 21. Jahrhundert. Diese Unterteilung mag zwar etwas inkonsistent und teilweise redundant wirken, sie muss sich jedoch letztlich an der Zahl und der Bedeutung der entsprechenden Objekte ausrichten. Da liegt es natürlich nahe, dass die jüngere Vergangenheit stärker vertreten ist als die früheren Epochen.

Die Vorstellung beginnt mit drei vorzeitlichen Speeren aus dem niedersächsischen Schöningen, die in den neunziger Jahren gefunden wurden und auf die Frühsteinzeit (ca. 300.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) datiert werden. Darauf folgt die „Himmelsscheibe von Nebra“ mit einer Darstellung der wichtigsten Gestirne und einem geschätzten Alter von ca. 4.000 Jahren, die bei ihrer Entdeckung ebenfalls eine mittlere Sensation war. Eine römische Soldatenmaske aus der Varusschlacht (9. n. Chr.) und das „Neumagener Weinschiff“, ein Grabmal aus der Römerzeit, vervollständigen den ersten Teil. Aus dem Mittelalter werden u. a. die germanische Siedlung Haithabu I nahe Schleswig mit den berühmten Schiffswracks, der „Karlsthron von Aachen“ (offizieller Kaiserthron), das Nibelungenlied – ein künstlerisches Dokument – und der sagenumwobene weil nie vollständig identifizierte „Bamberger Reiter“ vorgestellt.

Eine Vorstellung aller 100 Objekte würde den Rahmen dieser Rezension sprengen und kann auch nicht die Rezeption des Hörbuchs ersetzen. Deshalb wollen wir uns darauf beschränken, dem interessierten Leser dieser Zeilen das Hörbuch wärmstens zu empfehlen. Jedes Objekt wird detailliert vorgestellt und dabei der historische Kontext – soweit möglich – erläutert. Man lernt beim Zuhören viel über die deutsche Geschichte und über die Lebensart, die Weltanschauung und die Ängste wie Hoffnungen der jeweiligen Epoche. Das Aufblühen des städtischen Lebens im Mittelalter, die Herausbildung eines eigenständigen Bürgertums, die Entwicklung der Hanse, die Katastrophe der Pest und die Leiden des Dreißigjährigen Krieges gehören ebenso dazu wie die ersten Autos im Kaiserreich oder das (Fußball-)Wunder von Bern 1954. Doch auch die Schrecken der Nazizeit und der Holocaust finden ihren Niederschlag in diesem Hörbuch.

Das Hörbuch ist im Verlag Hörbuch Hamburg erschienen, umfasst siebzehn CDs mit einer Gesamtlaufzeit von über einundzwanzig(!) Stunden und kostet 49,99 Euro.

Frank Raudszus

 

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