In der Kammer gibt´s nichts zu lachen

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Margit Schulte-Tigges und Hans Weicker sind zwei Schauspieler, die das Theaterleben in Darmstadt geprägt haben. Margit Schulte-Tigges war bis zum Ende der Ära John Dew festes Ensemblemitglied des Schauspieles und glänzte sowohl in ernsten als auch in komödiantischen Rollen. Die Neigung zum Komödiantischen führte sie sogar nach ihrer aktiven Zeit noch an das Staatstheater zurück, so in dem erfolgreichen Loriot-Abend. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum überlässt ihr das Staatstheater Darmstadt noch einmal die Bühne zu einem komödiantischen Auftritt, den sie zusammen mit dem Komödianten Hans Weicker gestaltet, der in diesem Jahr gar sein 70. Bühnenjahr feiert. Die Regie dieses Auftritts hat Iris Stromberger übernommen, die sich in Darmstadt einen Ruf als Schauspielerin, (Mundart-)Komödiantin und Regisseurin erworben hat.

Margit Schulte-Tigges

Dieser Abend hätte ein Feuerwerk geist- und temporeicher Sketches werden können, von denen es ja eine große Zahl unterschiedlichster Autoren gibt. Überraschende Pointen, Witz und gesellschaftliche Satire hätten dabei in dichter Folge das Publikum zu Lachkrämpfen führen können. Dass dies nicht so gekommen ist, liegt weniger an den beiden Darstellern, die noch das Beste aus den Sketches machen, sondern eher an der dürftigen Qualität der ausgewählten Stücke. Wer auch immer die einzelnen Szenen ausgewählt hat – ob Regie oder Darsteller – hat offensichtlich keine glückliche Hand gehabt. Denn in diesen Szenen dominieren nicht der geistreiche Witz und die überraschende Pointe, sondern meist vordergründiger verbaler Slapstick und voraussehbare Wendungen, die „Pointen“ zu nennen blanker Euphemismus wäre.

Hans Weicker

Da ist der Schnorrer, mit dem der Abend beginnt und der die vermutlich wohlhabende Dame um Geld bittet, noch eine der besseren Geschichten, obwohl auch hier der Witz recht zäh daherkommt und auf die Wirkung der Übertreibung setzt. Ähnlich verläuft der Sketch mit dem biederen Einzelhändler im „Tante-Emma-Laden“, dessen Unfähigkeit am Taschenrechner als gefühlte Endlosschleife vorgeführt wird. Auch die Fahrprüfung eines unbekümmerten jungen(sic!) Mannes durch eine knallharte Fahrlehrerin trägt eher vorhersehbar bösartige als komödiantische Züge. Aus dem Vorsingen des jungen – und natürlich unbegabten – Gesangsschülers beim eitlen „Maestro“ hätte man durchaus ein Feuerwerk der Eitelkeit und des künstlerischen Miss- wie Selbstverständnisses zaubern können, wenn hier geistreiche Texter am Werk gewesen wären. So aber entwickelt sich der Sketch schnell zu platten Slapsticknummer mit eher körperlichen als geistigen Elementen.

Die beste Nummer steht dann am Schluss, doch ihr Markenzeichen ist eher skurrile Melancholie als frecher Witz: zwei alte Schauspieler erinnern sich auf einer Parkbank an alte – angebliche – Erfolge, wobei jeder darauf bedacht ist, dem anderen nicht das Feld zu überlassen, indem man seinen vermeintlichen ehemaligen Glanz durch profane Fakten unterläuft. Dieser stille und doch verbissene Wettbewerb um die glorreichere Vergangenheit birgt viel abgeklärten Humor, der sich jedoch nicht für schallendes Lachen anbietet. Margit Schulte-Tigges und Hans Weicker zelebrieren dieses Sketch geradezu in dem Wissen, das es in ihm letztlich um sie selbst geht. Sie machen das sehr gut, und man hätte ihnen weiß Gott davor bessere und geistreichere Geschichten gegönnt, die ihnen sicher die zündenden Pointen geliefert hätten.

Frank Raudszus

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