Verena B. Carleton: „Zurück in Berlin“

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Dieser Roman erschien bereits im Jahr 1959 in den USA. Erst 2016 legte der Aufbau-Verlag den Roman als Neuentdeckung in deutscher Übersetzung auf.

Es geht um den Deutschen Erich Dalburg, der sich lange Zeit in eine englische Identität flüchtete und sich Eric Devon nannte. Vor dem Zweiten Weltkrieg wuchs Erich in einem wohlsituierten jüdischen Haushalt in Berlin-Grunewald auf. Da er sich unter Hitler dem Widerstand angeschlossen hatte, musste er Hals über Kopf Deutschland verlassen, als er aufzufliegen drohte. Er tauchte in England unter und mutierte dort zum Engländer. Jahre später, nach dem Ende des Krieges, wagt es Erich Dalburg alias Eric Devon, nach Berlin zurückzukehren. Der Leser erlebt dabei hautnah das Berlin der 50er Jahre. Noch liegt vieles in Trümmern, und es gibt viel Brachland, aber es keimt auch schon neues Leben auf, besonders am Ku-Damm. Die Deutschen sind voller Lebensenergie und wollen so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen.

Erich Dalburg erlebt die Stadt immer im Vergleich zu dem, was vorher war. Er sucht nach Spuren seines früheren Lebens und begibt sich auf die Suche nach seiner Verwandschaft. Er trifft Bekannte, Freunde und sogar seine Nennschwester Käthe, mit der er nicht mehr gerechnet hatte, da er jahrelang nichts von ihr gehört hatte. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Menschen und sich selbst gelingt es Dalburg, aus seiner zerrissenen Identität auszusteigen und langsam zu sich selbst zu finden.

Die Autorin Verena B. Carleton hat als Amerikanerin einen ganz anderen Blick auf Deutschland als die Deutschen und ihre Besatzer. Sie beobachtet, hört zu und beschreibt mit sehr viel Empathie Erichs mühsame Suche nach sich selbst.

Das Buch ist im Aufbau-Verlag erschienen, umfasst 391 Seiten und kostet 22,95 Euro.

Barbara Raudszus

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