Thomas Brussig: „Beste Absichten“

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Ostberlin zu DDR-Zeiten: der Ich-Erzähler, 22 Jahre alt, wird zwecks „Aktualisierung seiner Unterlagen“ aufs Wehrkreiskommando bestellt. Was so harmlos klingt, konnte damals durchaus bedeuten, dass man ein zweites Mal „dienen“ musste. Die Ohnmacht des DDR-Bürgers, der nicht weiß, warum er einbestellt  oder was die Folge der Einbestellung sein wird, ist hier mit Händen zu greifen. Auf seinem Weg durch das „ranzige“ Ost-Berlin hört er zufällig, wie in einem Keller eine Band probt. Der Satz „Ohne Musik ist das alles nicht auszuhalten“ kommt ihm in den Sinn, und so kehrt er zurück zu dem Keller zurück.

Während er sich der lauten Musik aussetzt, verschwindet sein Gefühl der Bedeutungslosigkeit.In dieser Band mit dem seltsamen Namen „Die Seuche“ spielen fünf junge Leute. Vier junge Männer und eine junge Frau lassen die Kellerwände erzittern, und ihre Energie nährt aus der Wut über die Zustände. Während er das Wehrkreiskommando als eine einzige Zumutung empfindet, als „Tempel des Lächerlichen“, findet er im Keller mit der Band etwas, das er nicht mehr hergeben möchte. Was er vom Leben wissen will, hat mit der Freiheit zu tun und nicht mit Kontrolle und Gewalt.

Schließlich engagiert ihn die Band als ihren Manager. Erfolgreich ist die Band noch nicht, und so geht es neben der Musik um das leidige Problem der Geldbeschaffung – auch im Sozialismus.

Als die ersten DDR-Bürger die Republik über die Botschaften von Budapest oder Prag verlassen, eröffnet sich für die Band eine einzigartige Geschäftsidee. Die Menschen wollen nur noch weg und lassen ihre „Trabis“ einfach vor der Botschaft stehen. Was wäre, wenn man diese Autos nach Berlin zurückfährt und gewinnbringend verkauft. Schließlich wartet man in der DDR über zehn Jahre auf ein solches Gefährt.

Thomas Brussig schildert auf amüsante, spritzige Art, wie sechs junge Leute, die noch gar nicht wissen, wo es hingehen soll, am Ausprobieren reifen und ihren Weg ins Leben finden.

Das Buch ist im Verlag S.Fischer erschienen, umfasst 190 Seiten und kostet 18 Euro.

Barbara Raudszus

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