Timothy Snyder: „ÜberTyrannei – zwanzig Lektionen über den Widerstand“

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Timothy Snyder lehrt Geschichte an der Yale University und ist für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet worden. Anlässlich der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat Snyder eine Liste von Verhaltensempfehlungen für einen proaktiven und effizienten Widerstand gegen eine gefährliche Entwicklung formuliert, die er mit Donald Trump auf die USA und die Welt zukommen sieht. Snyder macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Trump, obwohl er die Empfehlungen eher allgemein formuliert und nicht speziell auf seinen Präsidenten zugeschnitten hat. So fällt auch Trumps Name sehr selten, aber der Leser weiß doch, woher die Motivation für dieses Buch stammt. Die Ratschläge lassen sich unverändert auf alle Länder und Gesellschaften anwenden, die derzeit unter autoritären Strömungen zu leiden haben. In Europa sind das in erster Linie die Türkei, aber auch Frankreich oder – in geringerem Maße – Deutschland.

Snyder beginnt mit der Empfehlung, keinen vorauseilenden Gehorsam zu leisten, und verweist auf eben dieses Phänomen auf das Jahr 1933, als die deutsche Bevölkerung durch ihre Begeisterung für Hitler dessen Machtgelüste geradezu befeuerte. Weiterhin warnt er vor dem modischen Sarkasmus oder gar Zynismus weiter Kreise gegenüber etablierten Institutionen – etwa das Parlament, die Polizei oder die Justiz. Auch an die Wahrheit solle der engagierte Bürger glauben und nicht sofort „Fake News“ für bare Münze nehmen. Weiterhin warnt er vor einer verräterischen Deformation der Sprache und empfiehlt das aktive Engagement für gute Zwecke. Am Ende steht die dringende Empfehlung, seine Meinung auch gegen den „Mainstream“ mutig in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Das Buch sollte heute zum täglichen Hausgebrauch jedes verantwortungsbewussten Bürgers dienen, etwa so, wie man früher täglich in die Bibel geschaut hat.

Es ist im Verlag C.H. Beck erschienen, umfasst 127 Seiten und kostet 10 Euro.

Frank Raudszus

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