Campi & Zabus: „Magritte – Dies ist keine Biografie“

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Bei Charles Singullier steht eine berufliche Beförderung an. Voller Euphorie erwirbt er auf einem Flohmarkt einen schönen dunklen Filzhut und setzt ihn gleich auf. Doch als er nach Hause kommt, lässt sich der Hut nicht mehr absetzen. Virtuelle Personen in seiner Wohnung machen ihm klar, dass er ausgerechnet den Hut von René Magritte erworben hat und damit in dessen surreale Welt eingetreten ist. Er muss jetzt die Geheimnisse dieser Welt ergründen, sonst bleibt der Hut für immer auf seinem Kopf kleben.

Der arme Charles ist total verunsichert und begibt sich auf Spurensuche nach dem Leben des René Magritte. Da sind zum einen die Fantomas-Filme, die den Künstler begleitet haben. Besonders faszinierte ihn die Tatsache,dass Fantomas ständig seine Identität wechseln konnte. Als Kind spielte Magritte gerne auf dem Friedhof mit einer kleinen Freundin. Als ihm dort ein Maler begegnete, glaubte er, Malerei sei etwa Magisches und Maler hätten übernatürliche Kräfte.

Magritte verkehrte gerne mit den anderen Surrealisten in Kneipen, doch er war dort immer etwas anstrengend, denn er suchte Titel für seine Werke, die eine realistische Wahrnehmung der Werke verhindern sollten.

Charles Singullier rollt nur noch die Augen. Visionen suchen ihn heim, und das Gesicht seiner Freundin verwandelt sich in einen weiblichen Akt. Im Museum stößt er auf die Gemälde René Magrittes, und diese sprechen zu ihm. Sie erklären die Denkweise des Künstlers; demnach ist die Malerei kein passiver Spiegel der Realität, sondern sie verwandelt sie. Charles blickt überhaupt nicht mehr durch. Das ist alles zu viel für ihn. Doch er ist nun mal dem Maler auf der Spur, und da gibt es kein Halten mehr. Ab geht´s nach Paris. Hier hat Magritte drei Jahre gearbeitet, gelebt und 175 Bilder gemalt. Außerdem lernte er  Georgette kennen, die seine Muse, Geliebte und bürgerliche Ehefrau wurde. Sie gabseinem Leben einen festen Rahmen. Doch Magritte wollte unangepasst sein, wollte tun, was man nicht tun kann. Er provozierte und hatte keine Skrupel. Nach außen führte er ein bürgerliches Leben mit Frau und Hund, aber in seiner Phantasie kurvten die verrücktesten Ideen.

Je mehr Charles in Magrittes Bilderwelt eintaucht, desto weniger versteht er den Maler. Der will aber gar nicht verstanden oder gar analysiert werden – und langsam versteht Charles, was Magritte ihm sagen will.

Vincent Zabus (Szenario) und Thomas Campi (Zeíchnungen und Farben) haben mit ihrem Comic (k)eine Biografie geschrieben (der Untertitel verweist natürlich auf Magrittes Zeichnung „Ce n´est pas une pipe“). Sie erzählen jedoch sehr hintergründig vieles über den Maler und erzeugen dabei eine große Lust, Magrittes Werke als revolutionäre Bildideen wahrzunehmen, die das Spießerleben des Durchschnittsmenschen  auf den Kopf stellen. In diesen Bildern könnte man sich glatt verlieren.

Das Buch ist im Carlsen-Verlag erschienen, umfasst  64 Seiten und kostet 17,99 Euro.

Barbara Raudszus

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