Der Nussknacker

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Die unendliche Schönheit einer Utopie, präsentiert durch das Staatsballett Berlin.

Die Advents- und Weihnachtszeit ist geprägt von Gutmütigkeit und herzlicher Stimmung. Zum Ende eines langen Jahres möchte ein jeder die getane Arbeit einmal hinter sich lassen und in der Romantik der vielen Lichter, Tannen und dem Duft von Gebäck dahin schwelgen. Alljährlich reiht sich auch das Staatsballett Berlin in die Wunschliste der fleißigen Bürger ein und präsentiert den „Nussknacker“ in der Deutschen Oper Berlin. Die Ballett-Feerie erscheint mit einer Choreographie von Vasily Medvedev und Yuri Burlaka mit musikalischer Untermalung durch den allbekannten Peter Tschaikowsky.

der nussknacker

© Copyright: Bettina Stöß

Die Geschichte ist eine von und für Kinder, weshalb der Nussknacker auch ganz explizit als Familienaufführung ausgewiesen ist. So beginnt alles am Heiligen Abend vor einem unglaublich großen Christbaum. Denn wie es die Geschichte möchte, befinden wir uns in sehr royalen Kreisen, und entsprechend prächtig sind die Räumlichkeiten sowie Kleider der vielen Kinder und ihrer Schar an Eltern. Leuchtende Kinderaugen sind überall, als die Geschenke vom Baum in die Hände der Kleinen übergehen. Und schließlich kommt Patenonkel Drosselbart, der sich etwas Besonderes überlegt hat und drei Marionetten aus seinen Geschenkkisten hüpfen lässt. Es sind die zauberhafte Fee Dragée, die Zuckerfee, der adrette Nussknacker und der gruselige Mäusekönig. Die kleine Clara hat sich schnell in den Nussknacker verliebt, muss sich aber noch mit ihrem Bruder um diesen streiten, wobei in einem traurigen Unfall Körper und Kopf einander Auf Wiedersehen sagen. Onkel Drosselbart kann hier zwar noch notdürftig reparieren, Claras Herz ist aber dennoch gebrochen, und sie tapst unter Tränen ihrem Bettchen entgegen.

maeusekoenig

© Copyright: Bettina Stöß

Claras Traum ist nun der Rahmen des Balletts. Es beginnt mit dem Kampf zwischen dem bösen Mäusekönig und dem lieben Nussknacker, der es ja gar nicht gewohnt ist, sich dieser Bösartigkeit zu erwehren. Glücklicherweise eilen ihm die Zinnsoldaten zu Hilfe, aber auch der Mäusekönig hat ein kleines Heer zusammengetrommelt. Letztlich ist es Clara selbst, die den Mäusekönig in die Flucht schlägt und ihren geliebten Nussknacker rettet. Gemeinsam reisen sie nun durch den Tannenwald in das Reich der Süßigkeiten. Ein traumhaft verschneiter Winterwald umschließt die beiden, und auf einem kleinen See schweben sie tanzend über das Eis. Schließlich empfängt sie die Zuckerfee auf ihrem Schloss, wo Tänzer aus den entferntesten Ländern ihre Künste präsentieren. In wunderschönen Klischees sehen wir Ensembles feuriger Spanier, mysteriöser Araber, graziler Chinesen und stimmungsvoller Russen. Alles ereignet sich im Zuckerpalast, der das zauberhafte Geschehen in seiner Bonbonfarbenpracht einrahmt.

Die Aufführung überzeugt natürlich durch ihre tänzerische Leistung aber vor allem auch durch die Authenzität der handelnden Personen. Es ist so wichtig, dass der Tanz nicht zum Selbstzweck wird, sondern liebevoll in die Geschichte eingebettet ist. Dies erfordert, dass auch die Tänzer eine herzliche Beziehung zu Stück und Publikum aufbauen, was glänzend gelingt. Über 60 Kinder der Ballettschulen Berlins nehmen an der Aufführung teil. Das ist sicher auch ein ganz besonders erwähnenswertes Phänomen. Es verleiht der Aufführung das Herzliche und Liebevolle und prägt die einzigartige Stimmung.

auf dem see

© Copyright: Bettina Stöß

Bei all der Brillianz und Traumwelt bleibt nur ein kleiner Wehmutstropfen. Wie unendliche viele Menschen haben leider nicht die Möglichkeit einer so verträumten Aufführung beizuwohnen oder leben doch gar in wirklich armen Verhältnissen. Somit ist das einzig sozialkritische Seite des „Nussknackers“ der Fingerzeig auf die eigene Lebensführung. Vielleicht sollte man die Gelegenheit nutzen, einen Spendenpartner für die Aufführungen zu bekommen, damit das Publikum nicht nur Gutes sieht, sondern auch ein wenig Gutes tun kann.

Malte Raudszus

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