„Pura Vida“ in Costa Rica

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Land zwischen Regenwäldern und Vulkanen – Wandern durchs Paradies.

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Die Reiseroute

Mit „Pura Vida“ begrüßt und verabschiedet man sich in Costa Rica zu jeder Tageszeit. Dieser Spruch bedeutet soviel wie „pures“ Leben, kurz: genieße das Leben! Das kleine mittelamerikanische Land zwischen dem Pazifik im Südwesten und der Karibik im Nordosten, Nicaragua im Norden und Panama im Süden strotzt vor Fruchtbarkeit. Gute Böden, reichlich Wasser, mildes Klima und sanfte bis heftige tropische Regenfälle lassen reiche Ernten entstehen. Kaffeeplantagen lösen Ananas-, Palmöl- und Bananenanpflanzungen ab. Der Kaffeeanbau – übrigens nur die Spitzensorte „Arabica“ – ist eine gute Einnahmequelle für viele Bauern, doch leider droht ein Pilz, die Kaffeepflanzen zu zerstören. Sollte er sich weiter ausbreiten, würde er die Existenz vieler Bauern gefährden.

Unser Reiseleiter David

Unser Reiseleiter David

Doch die Costa Ricaner haben gelernt, mit Katastrophen zu leben. Immer wieder wurden sie von Vulkanausbrüchen heimgesucht. In Costa Rica gibt es 118 Vulkane, von denen heute jedoch nur noch drei aktiv sind. Das kleine Land hat etwas über vier Millionen Einwohner. Allein in der Hauptstadt San José leben eine Million Menschen. Hier herrschen immer angenehme Temperaturen bei geringerer Luftfeuchtigkeit als in anderen Regionen, und die geschäftige Innenstadt lebt von ihrer ausgedehnten Fußgängerzone. Dort findet man neben einheimischen Marken alle angesagten Modelabels.  Ringsum brandet unaufhörlich der Autoverkehr, der in diesem Land auch noch den Gütertransport übernehmen muss, da die einzige Eisenbahnverbindung bei einem Erdbeben zerstört wurde. Auf den Autobahnen stauen sich daher die „Super Trucks“ und bringen nicht selten den Verkehr zum Erliegen.

Fußgängerzone von San José

Fußgängerzone von San José

Swinging San José

Swinging San José

Eine Bettlerin

Eine Bettlerin

Einen höheren Erlebniswert bietet jedoch die weitläufige und eng gepackte Markthalle, die an Hunderten von Marktständen alles feilhält, was der Mensch zum Leben braucht: Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch sowie kleine Imbissbuden, um den Hunger zu stillen. Aber auch Haushaltsartikel, Lederwaren, Souvenirs, Bekleidung, Musik-CDs und vieles andere mehr.

Das "Teatro National"

Das „Teatro National“

Sehenswert ist auch das „Teatro National“ – ein prunkvolles Gebäude im Kolonialstil mit einem gemütlichen Café, in dem der Besucher das hektische Treiben der Fußgängerzone vergisst. Hier – so sagt man – gibt es den besten Kaffee, aber auch den teuersten. Auch dem Gold- und Jademuseum sollte man unbedingt einen Besuch abstatten. Darüber hinaus laden schöne Parks zum Verweilen ein und überraschen das Auge mit einer tropischer Vegetation, wie wir sie nur aus unseren botanischen Gärten kennen.

Die "Regenschirme der Armen"

Die „Regenschirme der Armen“

Der Rand des Irazu

Der Rand des Irazu

Blick auf den Irazu

Blick auf den Irazu

Der höchste Vulkan – der Irazu, auch „Donnerberg“ genannt – ist von San José aus schnell zu erreichen. Eine feste Straße führt auf über 3000 Meter hinauf. Von dort läuft man nur noch wenige Hundert Meter hinauf zum Kraterrand, von dem man einen weiten Blick über den Kratersee und die Bergketten ringsum genießt.

Blick in den Krater

Blick in den Krater

Der Irazu brach zum letzten Mal im Jahr 1963 aus – ausgerechnet am Tage des Besuchs des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Im Volksmund heißt es, der Vulkan habe zu Ehren des US-Präsidenten ein großes Feuerwerk entfacht. Von den zwei Kratern ist einer immer noch aktiv, der andere – Turri Alba genannt – ruht. Am erweiterten Kraterrand wächst die Gunera, ein Gewächs, das imposante Riesenblätter hervorbringt, die auch „Regenschirme der Armen“ genannt werden.

Ein Kolibri

Ein Kolibri (c) Tino Westphal

Ganz im Gegensatz dazu findet man auf über 3000 Meter den kleinsten Vogel Costa Ricas, den Kolibri, der nur wenig größer ist als eine Hummel und im „Propellerflug“ den Nektar aus den Blüten der verschiedenen Blumen saugt. Man sollte meinen, der Kolibri in seiner Farbenpracht sei der Nationalvogel Costa Ricas, doch weit gefehlt: Nationalvogel ist die völlig unscheinbare Amsel, die den Bauern mit ihrem Gesang den Beginn der Regenzeit ankündigt und überall in Costa Rica anzutreffen ist. Ist sie äußerlich auch unscheinbar, überzeugt sie doch durch ihren schönen Gesang mit sieben verschiedenen Tönen.

Die Lodge "El Copal"

Die Lodge „El Copal“

Wer den Gesang des Dschungels erleben will, sollte unbedingt einmal in einer Regenwald-Lodge übernachten und im Dunkeln das Konzert von Zikaden und anderem Getier auf sich wirken lassen. Kaum zu glauben, mit welcher Wucht die nachtaktiven Tiere auf sich aufmerksam machen, welches emsige Treiben zu nachtschlafender Zeit den Dschungel belebt.
Ganz früh morgens, kurz nach Sonnenaufgang, beginnt das Konzert der Vogelstimmen. Der Regenwald tropft vor Nässe, und der Untergrund nimmt die Wanderstiefel mit sattem Schmatzen auf. Überall schimmert es in leuchtend bunten Farben durch das grüne Patchwork des Regenwaldes. Die Farbpalette der Natur war äußerst verschwenderisch, als sie die Blüten und die 580 Vogelarten in Blau, Rot, Orange, Grün, Gelb, Türkis verzierte.

Regenwald-Impressionen

Regenwald-Impressionen

Die Schönheiten kann kein Mensch – auch wenn er noch so kreativ ist – gestalten. Da werden dann die Teleobjektive in Stellung gebracht, und es wird „geschossen“, was das Zeug hält. Man möchte zu Hause den Eindruck vom Paradies weitergeben. Noch schöner allerdings ist das direkte Erlebnis, denn es bietet viel mehr, als jedes noch so schöne Foto vermitteln kann. Dieses unbändige Wachsen, dieses Sich-Strecken zum Licht, dieses Große und Winzige, Kleinblättrige, die Wassertropfen, die wie Kristalle das Blattwerk verzieren. Dazwischen eine Orchidee, die geradezu obszön ihren Blütenkelch zur Befruchtung anbietet. Würgefeigen, die sich an vierzig Meter hohen Urwaldriesen emporranken und den Baum im wahrsten Sinne des Wortes „erwürgen“, verschlingen.

Die Fülle des Grüns

Die Fülle des Grüns

Andere Bäume schützen sich mit Stacheln vor solchen Schmarotzern oder häuten sich regelmäßig, um alles Unliebsame abzuwerfen. Letztere heißen bei den Einheimischen „Indianer ohne Kleidung“. Und dann torkelt wieder ein „blauer Morpho“ – ein Schmetterling von enormer Größe – wie betrunken an uns vorbei, setzt sich und klappt die Flügel zusammen, um dann auszusehen wie ein vertrocknetes Blatt.

Wandern mit Kneippbad

Wandern mit Kneippbad

Der Urwaldboden ist strukturiert durch ein dichtes Geflecht von dicken Wurzeln. Sie kriechen wie Schlangen durch und über das Erdreich. Manchmal erinnern sie an Seile, die sich umeinander winden, manchmal an gigantische Spinnennetze. Immer erfordern sie vom Wanderer, mit höchster Konzentration auf den Weg zu achten und sich notfalls „durchzufriemeln“. Man stolpert schnell, und die Rabengeier lauern schon am Himmel oder gar im Geäst. Auch die Brüllaffen sind in den Baumwipfeln unterwegs. Das starke Alphamännchen stößt seine markigen Schreie aus und beobachtet genau, was da als Menschengruppe durch den Dschungel pirscht. Wenn wir ihm bedrohlich erscheinen, wirft er mit Ästen nach uns. Dann heißt es, die Kameras kurzfristig wegzupacken und weiterzugehen.

Die Wallfahrtskirche

Die Wallfahrtskirche

Gegen die enorme Vielfalt der tropischen Regenwälder, die schier unerschöpflich erscheint, wirken die Städte eher ärmlich. Cartago war die erste Hauptstadt Costa Ricas. Es ist das katholische Zentrum des Landes. Die Kirche ist ein außergewöhnlicher Sakralbau. Am 2. August pilgern gläubige Costa Ricaner aus dem ganzen Land zu eben dieser Kirche, um dort zu beten. Die Läden rund um das Gotteshaus wirken dagegen eher schäbig. Heruntergelassene Metall-Rolleaus sollen vor Dieben schützen. Der dichte Kabelverhau der Stromversorgung wirkt chaotisch, scheint aber einigermaßen zu funktionieren.

Blick auf das Tal von Orosi

Blick auf das Tal von Orosi

Die Menschen sehen gut genährt aus. Besonders die Frauen zeigen üppige Hinterteile, Bäuche und Brüste. Darüber spannen sich Stretchleggings oder Miniröcke und offenherzige Oberteile. Vielen sieht man ihre indianische Abstammung an. Hin und wieder sieht man den einen oder anderen „Westernheld“ mit Cowboyhut. Das sind die Farmbesitzer oder Viehzüchter, die große Rinderherden halten. Sie haben es zu Wohlstand gebracht, den man ihnen durchaus ansieht. Im Gegensatz zu den meisten Menschen, die eher bescheiden daherkommen.

Ein heimischer Vogel

Eine von 380 Vogelarten (c) Tino Westphal

Die Grundnahrung in Costa Rica besteht aus Reis mit schwarzen Bohnen. Dazu gibt es zum Frühstück Rührei, mittags meist Hühnerfleisch oder auch Fisch sowie Schweine- oder Rindfleisch. Überall erhält man den „Hugo“, einen frisch gepressten Obstsaft aus Ananas, Mango, Papaya, Melone, Tamarinde oder anderen Früchten und im Gegensatz zu seinem europäischen Namensvetter ohne Alkohol. Das Obst ist hier von der Sonne verwöhnt und schmeckt köstlich aromatisch. Davon kann man als Urlaubsreisender gar nicht genug bekommen. Das tägliche Bohnen-Reis-Gericht könnte auch mal ausfallen…..

Von Cartago aus schlängelt sich der Bus die Panamericana hinauf zum Talamanca-Gebirge. Auf 3491 Metern Höhe erreichen wir den höchsten Punkt Zentralamerikas, den „Cerro de la Muerte“, der auch „Berg des Todes“ heißt, da früher viele Bauern auf dem langen Weg zum nächsten Martkt erfroren. Wegen seiner herrlichen Aussicht wird er allerdings auch „Cerro de Buenavista“ genannt. Hier pfeift ein eiskalter Wind, so dass Mütze und warme Windjacke angebracht sind. Fast 1300 Höhenmeter werden wir hier absteigen und dabei verschiedene Klima- und Vegetationszonen durchwandern.

Abstieg vom Cerro de la Muerte

Abstieg vom Cerro de la Muerte

Während auf der Höhe nur niedriger Strauchbewuchs dem Starkwind trotzt, gibt es darunter bis auf 2000 Metern Höhe eine Abart der europäischen Eiche zu bewundern, hier allerdings nur mit dünnem Stamm aber reich belaubt. Je weiter wir nach unten kommen, desto üppiger breitet sich die Flora aus. Auf 2500 Metern wachsen Bambus, Brombeeren, Orchideen und ganz erstaunliche moosbehangene Bäume, die an Phantasiewelten von Computerspielen oder an Hauffsche Märchen erinnern. Im immerfeuchten Nebelwald oberhalb von Gerardo de Dota zeigen sich Flora und Fauna in voller Pracht. Über 300 Vogelarten leben hier. Das schönste Exemplar ist der sagenumwobene Göttervogel der Maya, der farbenprächtige Quetzal. Das Männchen hat zwei lange Schwanzfedern entwickelt, um den Weibchen zu imponieren. Die Vogelnarren sind völlig aus dem Häuschen, wenn sie den Quetzal vor die Linse bekommen. Dafür nehmen sie auch schon einmal zwei Stunden Wartezeit im frühen Morgengrauen in Kauf.

Im Hafen von Sierte

Am Ufer des Rio Serpe

Doch was wäre Costa Rica ohne seine reiche Küste! Deshalb geht es jetzt weiter nach Sierte an der Pazifikküste. Dort fahren wir mit einem Boot erst langsam durch die Mangrovenwälder des Rio Serpe und dann mit hoher Fahrt durch die Pazifikdünung bis in die große Bucht „Bahia Drake“, wo unsere nächste Lodge auf uns wartet. Sie liegt etwas erhöht über der ewigen rauschenden Brandung des Pazifiks, der uns noch am selben Tag zum Bad einlädt. Doch Vorsicht: die Brandung hat es in sich. Man muss den richtigen Augenblick abwarten, um durch die Brecher zu tauchen. Erstaunlich, wie warm das Wasser ist. So lässt es sich herrlich auf den Wellen treiben.

Fahrt durch die Mangroven

Fahrt durch die Mangroven

Der Höhepunkt unserer Reise ist zweifellos der Corcovado-Nationalpark, der sich entlang des Pazifikstrandes erstreckt und als artenreichster Regenwald Mittelamerikas gilt. Am ersten Tag unseres zweitägigen Aufenthalts unternehmen wir zwei Wanderungen unter der Führung eines lokalen Führers, der uns nicht nur mit den Tieren und Pflanzen des Urwalds bekannt macht, sondern auch zusammen mit uns einen echten tropischen Starkregen „genießt“, der sich über fast zwei Stunden über uns „ausschüttet“ und uns vollständig durchnässt zurücklässt. Aber dank der tropischen Wärme macht uns das irgendwann nichts mehr aus, und so schlurfen wir zum Schluss durch das knöcheltiefe Wasser der schlammigen Urwaldpfade, als seien es fast normale Wanderwege.

Die Lodge Punta Marenco

Die Lodge Punta Marenco

Am zweiten Tag führt uns eine über achtstündige Wanderung entlang der Küste – mal am Strand entlang, mal durch enge, gewundene Dschungelpfade – zu unserer nächsten Lodge, einem Zeltcamp. Gleich zu Beginn begrüßt uns eine Herde Totenkopfäffchen, die verspielt durch die Bäume springen, klettern oder an einem Ärmchen schaukeln. Dann geht es hinein in den Wald auf einem schmalen Pfad, den wir nicht verlassen dürfen. Einer hinter dem anderen schnüren wir durch den Regenwald.

Affenmutter mit Kind (c) Tino Westphal

Affenmutter mit Kind (c) Tino Westphal

Allein das ist wunderschön, zwischen all den tropischen Gewächsen die Üppigkeit der Natur auf sich wirken zu lassen. Die dumpfen Brandungsgeräusche des Ozeans begleiten uns ununterbrochen, und schon bald sehen wir die ersten Brüll- und Klammeraffen durch die Baumwipfel turnen. Ein Nasenbär schleicht dicht an uns vorbei, schiebt seinen Rüssel in die Öffnungen der Bäume und findet wohl reiche Beute. Seine Fellzeichnung sieht aus wie ein schwarzes Unterhemd auf hellem Grund.

Doch dann stoßen wir auf eine gefährliche Viper, die zum Glück eingerollt am Wegesrand liegt und ihren Verdauungsschlaf hält. Sie ist so gut getarnt, dass man sie nicht erkennen würde, wenn nicht unserer Guide uns auf sie aufmerksam machen würde. Damit ist endgültig klar, dass keiner von uns den Weg verlassen wird. Später sehen wir eine ganze Herde Nasenbären mit Jungen. Alle haben die Schwänze hochgestellt, damit alle wissen, wohin die Herde zieht. Wir sind ganz nah dran, sie aber streunen ohne Misstrauen an uns vorbei, queren sogar unseren Weg.

Blick aus dem Regenwald auf den Strand

Blick aus dem Regenwald auf den Strand

Wir sehen verschiedene farbenprächtige Vögel und große wilde Truthähne mit knallrotem Behang, einen sogar mit Krönchen. Dann geht es eine anstrengende Strecke immer am Strand entlang. Inzwischen ist es heiß geworden, und der weiche, tiefe Sand fordert seinen Tribut. Für vier Kilometer brauchen wir gut zwei Stunden.Alle haben langsam genug vom Laufen, aber wir sind erst sechs Stunden unterwegs, und es werden schließlich achteinhalb Stunden sein, bis wir das nächste Camp erreichen. Da wir um fünf Uhr morgens aufgebrochen sind, liegen wir abends um neun Uhr alle im Bett und schlafen. Unser Camp besteht aus geräumigen Zelten mit Blick auf Ozean und Brandung sowie zwei Betten und Moskitonetz in der weitgehend durchsichtigen Außenwand. Die Nasszelle ist ein Freiluftbereich hinter dem Zelt mit Sichtschutz, Toilette und Dusche. Also alles da, und das mitten im Regenwald!

07_la_leonaDie Nacht ist erfüllt vom Donnern der Brandung. Die frische, ozonhaltige Luft und der lange Marsch des Tages lassen uns tief und fest schlafen. Morgens wird die Regenwalddusche angeworfen: herrlich kühles Wasser strömt aus dem Kokosnuss-Duschkopf, und der Blick geht in die hohen Regenwaldbäume. Es ist verwunschen fast wie im Film und dennoch Realität. Vögel zwitschern, trillern, pfeifen und glucksen. So vielfältig wie die Natur ist auch die Geräuschkulisse.

Nach dem Frühstück geht es weiter am Ufer entlang. Vor uns breitet sich menschenleerer, kilometerlanger Sandstrand aus. Links der Regenwald, rechts die Brandung, von oben die Äquatorsonne. Bereits früh am Morgen ist es sehr warm. Unsere Rucksäcke transportiert ein älterer Herr mit seinem Pferdekarren zum Treffpunkt an der drei Kilometer entfernten Flussmündung. So können wir einmal ohne Marschgepäck die Freiheit und Weite des Strandes genießen. Auf einer wackligen Holzbrücke überqueren wir den Fluss, dann geht es – nach einem spontanen Bad in der Brandung – ab in die Pause in einer Hängematte bei einem kühlen Kokosmilch-Drink direkt aus der Kokosnuss.

Die "Österreicher"-Lodge Esquinas

Die „Österreicher“-Lodge Esquinas

Mit drei „Pickup“-Taxis schaukeln wir über eine holprige Sandpiste in Richtung Puerto Jimenéz auf der Nordseite der Halbinsel Osa. Dort genießen wir endlich einmal Fisch in einem typischen Lokal. Doradenfilet mit Knoblauch. Köstlich nach den ständigen Hühnergerichten mit Bohnen und Reis! Anschließend preschen wir per Boot über den „Golfo Dulce“ nach Golfito. Unterwegs sehen wir die Rücken einer Delphinherde, die durch den Golf pflügt.

Von Golfito geht es weiter mit unserem Bus und Sherman, unserem Fahrer, in den „Esquinas Rainforest“, wo wir mitten im Regenwald in der „Österreicher Lodge“ absteigen.

Echse auf einem Blatt

Echse auf einem Blatt

Rustikale Hütten kuscheln sich in den Wald. Ein kleiner Pool, gespeist mit frischem Bergwasser, lockt zum kühlen Bade. Nach einer Regenwaldwanderung vertrödeln wir den Tag mit Baden, Schlafen, Lesen, sehen einen Film über den Wiener Geiger Michael Schnitzer, der sich in Costa Rica verliebt hat und mehrere Millionen Euro eingesammelt hat, um den Regenwald wieder aufzuforsten. Er hat den Bewohnern beigebracht, dass die Erhaltung der Natur Arbeitsplätze im Tourismus sichert. Das Camp hat eine Naturkläranlage. Gemüse und Obst werden ökologisch angebaut. Die Hütten bestehen aus Bambus und einheimischen Hölzern. Sechzig österreichische Studenten haben hier schon Forschung im Regenwald betrieben und Master- oder Doktorarbeiten darüber geschrieben. Hier ist es wie im Paradies.

Ein Ara (c) Tino Westphal

Ein Ara (c) Tino Westphal

Nach dem Abendessen unternehmen wir noch eine Nachtwanderung unter kundiger Führung durch den Regenwald. Wir sind sehr gespannt, was wir an nachtaktiven Tieren erleben werden. Auch im Dunkeln wuselt und kruschelt es im Regenwald: Spinnen, Schlangen, Frösche in allen Größen, Kröten und Kaimane, die uns mit Leuchtaugen mustern. Am gruseligsten ist die Lanzenotter, die giftigste Schlange Costa Ricas und höchst gefährlich. Wir stehen am Rand eines Baches, und da liegt sie aufgerollt, den Kopf schon hoch aufgereckt, und mustert uns. „Wo eine ist, sind auch meistens mehrere. Das Gift wirkt schnell, oft schafft man es nicht mehr bis ins Krankenhaus“ – so wörtlich unserer Führer! Wir postieren uns daraufhin vorsichtshalber hinter ihm.

Victor, unserer lokaler Führer in Los Campesinos

Victor, unserer lokaler Führer in Los Campesinos

Am nächsten Tag steigen wir nach zwei Stunden Busfahrt und einem Bad im Pazifik bei brüllender Hitze zur Lodge „Los Campesinos“ auf. Wir sind alle klitschnass geschwitzt, denn wir tragen jeder einen Rucksack für zwei Nächte und drei Tage auf dem Buckel. „Los Campesinos“ („Die Bauern“) wurde vor 65 Jahren von nur drei Familien gegründet. Davor hatten die Bauern Bäume gefällt und Monostrukturen angelegt. Das Landwirtschaftsministerium unterstützte das Projekt, in dem neben Regenwald Plantagen für Zimt, Kurkuma und Kakao angelegt wurden. Das Problem war dann das Marketing: man hatte genug produziert, wusste aber nicht, wie man alles verkaufen sollte. 1995 nahmen 35 Familien an dem Projekt teil, wobei der Vanilleanbau den größten Erfolg versprach. Alle Familien konnten gut davon leben, bis fünf Jahre später ein Pilz fast die gesamte Ernte zerstörte. Daraufhin stieg die Arbeitslosigkeit, und viele Familien zogen weg.

Dschungelseilbahn in Los Campesinos

Dschungelseilbahn in Los Campesinos

Heute leben hier noch vierzehn Familien, die hauptsächlich vom Tourismus leben. Es wurde ein Tourismus-Fachmann geholt, der den Bauern beibrachte, wie man vom Fremdenverkehr leben kann. Dafür haben sie Häuser und Hängebrücken gebaut und einen 3,6 km langen Rundwanderweg angelegt, den wir natürlich ablaufen und dabei die Tiere des Regenwalds ein weiteres Mal belauschen. Auch eine aufgegebene Vanille- Plantage sehen wir uns an und lassen uns die Zeichen der Pilzerkrankung erklären. Auf dem Wege dorthin zeigt uns Victor, der örtliche Touristenführer, eine Vielzahl ausgefallener Pflanzen, von denen jede ihren ganz eigenen Duft verströmt oder ungewohnte Geschmacksempfindungen auslöst, soweit sie genießbar ist. Auch den Zimtbaum lernen wir kennen. Seine Rinde wird an der Sonne getrocknet und rollt sich dann ein. Wenn wir Zimtstangen kaufen, sind es genau diese Produkte. Unspektakulär aber höchst lehrreich!

Die große Hängebrücke

Die große Hängebrücke

Daneben bietet „Los Campesinos“ jedoch auch spektakuläre Erlebnisse. Eine 120 Meter lange, schmale Hängebrücke führt über eine vierzig Meter tiefe Schlucht, an deren Grund ein wilder Bach über die Felsen in die Tiefe stürzt. Man sollte diese Brücke nur einzeln überqueren, weil mehrere – vor allem unerfahrene – Fußgänger sie leicht in äußerst unangenehme Schwingungen versetzen können. Und um eben dies bei der eigenen Überquerung zu vermeiden, sollte man vorsichtig Fuß vor Fuß setzen und jedes heftige Auftreten vermeiden. Hinter der Hängebrücke wartet dann die Belohnung: ein „Natur-Wellnessbereich“ mit zwei wohl temperierten Becken und einem Wasserfall, der sowohl stets für Wassernachschub sorgt als auch kostenlos den Nacken massiert. Leider muss man nach dem Bad wieder zurück über die Brücke, diesmal allerdings grundentspannt.

Woher der "Crocodile River" wohl seinen Namen hat...

Woher der „Crocodile River“ wohl seinen Namen hat…

Unser nächsten Ziel in Costa Rica ist die Region Guanacaste hoch im Nordwesten des Landes. Auf unserer mehrstündigen Busfahrt dorthin überqueren wir den „Crocodile River“, der seinen Namen wahrlich zu Recht trägt. Hier lauert die drittgrößte Krokodilpopulation weltweit. Kaum zu glauben, was was sich da unter der Straßenbrücke tummelt, das Maul aufreißt und auf fette Beute hofft. Derweil bevölkert eben diese potentielle fette Beute den schmalen Gehstreifen der Brücke, reißt die Augen und bringt die Kameras in Stellung, um die fette Fotobeute einzufangen. Die Costa Ricaner entsorgen angeblich das eine oder andere überzählige Haustür, indem sie es von der Brücke den Krokodilen zum Fraß vorwerfen. Ein Familienspaß der besonderen Art! Einziger Trost dabei: der Tod kommt schnell, und die Haustiere müssen nicht lange leiden.

Die Trockenwaldregion von Guanacaste

Die Trockenwaldregion von Guanacaste

Vom Regenwald geht es jetzt ins Trockengebiet. Zwischen zwei Vulkanen liegt der Nationalpark „Rincón de la Vieja“. Offenbar wegen der Druckunterschiede zwischen Karibik und Pazifik sowie der Düsenwirkung zwischen den beiden benachbarten Vulkanen pfeift hier ein strammer Wind und treibt die überall auf den Höhenrücken installierten Windräder zu Höchstleistungen an. Doch trotz dieser dichten „Windrad-Wälder“ rund um unsere nächste Lodge und des starken Windes begrüßt uns die Lodge mit einem Totalausfall der Stromversorgung, so dass wir zum ersten Male unsere Stirnlampen wirklich benötigen, um im Stockfinstern den Weg zum Abendessen zu finden und dieses zu uns zu nehmen. Als der Strom am späteren Abend wiederkommt, schlafen die meisten von uns schon.

Akrobatische Bachquerung....

Akrobatische Bachquerung….

Am nächsten Morgen beginnt ein Aufstieg mit besonderem Schwierigkeitsgrad. Über eine lange Bergaufstrecke kämpfen wir uns durch einen Kuhfladenteppich voran. Es ist höchste Konzentration gefragt, da sich hier niemand hinsetzen will. Sehr nützlich sind dabei unsere Wanderstöcke, die uns immer wieder stabilisieren. Als wir endlich die Höhe erreichen, eröffnet sich uns ein schöner Blick auf beide Vulkane. Der „Vieja“-Nationalpark ist einer der vielseitigsten des Landes. Im Süden finden wir Trockenwald vor. Hier besteht die größte Herausforderung darin, einige reißende Bachläufe auf glitschigen Steinen zu überqueren, da es hier weder feste Übergänge noch Hängebrücken gibt. Unser Blick ist jedoch inzwischen geschult, und wir finden immer eine Stelle, an der es irgendwie hinübergeht, ohne dass die Füße bis zu den Knöcheln im Wasser stehen, Rutscht man jedoch ab, geschieht genau das, und man läuft den Rest der Strecke in seinem hausgemachten Fußbad. Deswegen ziehen wir manchmal Bergstiefel und Socken aus und kämpfen uns barfuß durch den steinigen Bachgrund und das reißende Wasser voran.

Entspannung im Natur-Thermalbad

Entspannung im Natur-Thermalbad

Unsere Belohnung erhalten wir in Gestalt einer heißen Thermalquelle mit zwei großen Becken mitten im Wald. Temperaturen bis zu 44 Grad Celsius sorgen für ein Wohlfühlbad inmitten der Natur. Wem es zu heiß wird, der gleicht seinen Wärmehaushalt durch Wechselbäder im kühlen Gebirgsbach aus. Für die Gesichtspflege gibt es „handgeschöpfte“ Schlammpackungen, die die Haut um zehn Jahre verjüngen sollen. Solche Packungen bieten die Luxushotels für siebzig US-Dollar an – hier sind sie gratis. Alle Mitglieder unserer Wandergruppe nutzen das Beauty-Angebot und fühlen sich tatsächlich enorm verjüngt…….

Klapperschlange (c) Tino Westphal

Klapperschlange (c) Tino Westphal

Vielleicht ist es ganz gut so, denn auf dem weiteren Weg ruht eine große Klapperschlange auf einem Termitenhügel direkt am Wegesrand. Da heißt es entspannt bleiben, sich nicht hektisch bewegen und ja keine spitzen Schreie ausstoßen! Offenbar hat das Tier aber schon gut gespeist, hält seinen Verdauungsschlaf und lässt sich sogar von allen Seiten fotografieren.

Übrigens: der Nationalbaum in Costa Rica heißt wie die Region „Guanacaste“, und man sieht ihn immer wieder auf den Weideflächen. Er bildet Baumkronen so groß wie die Fläche einer Gymnastikhalle. Bei den Rindern ist er daher besonders beliebt, denn in dieser trockenen und heißen Region ist Schatten ein wertvolles Gut.

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Heiße Schwefeldämpfe steigen aus dem Boden

Heute wollen wir uns eine weitere vulkanische Besonderheit erwandern. Wir laufen zuerst durch den „Bosque Encantando“, den sogenannten Zauberwald. Dann wird es unter den Schuhen warm, denn wir betreten das vulkanisch aktive Gebiet des Nationalparks. Wir treffen auf einen „müffelnden“ Schwefelsee, der so gar nicht zum Bade lockt. Dämpfe dringen aus dem Boden und platzen als Blasen in dem grauen Schwefelbrei, der wie heißer Mörtel anmutet. Man sollte also unbedingt auf den Wegen bleiben, sonst sind die Schuhe innerhalb von zehn Minuten zersetzt. Graue, kochende Schlammtümpel speien kleine Fontänen aus, es blubbert und köchelt – ein seltsames Schauspiel. Wenig später treffen wir sogar auf einen kleinen aktiven Vulkan, der eine offene Wunde der Erdkruste darstellt und sich 2000 Meter tief bis zum Magma erstreckt. Unglaublich, welche landschaftliche Vielfalt dieses kleine Costa Rica bietet.

Der Arenal-See bei dem gleichnamigen Vulkan

Der Arenal-See bei dem gleichnamigen Vulkan

Unsere vorletzte Etappe führt uns entlang des Arenal-Sees, der auch für die Costa Ricaner ein gefragtes Urlaubsziel und vor allem bei Windsurfern beliebt ist. Uns zieht es jedoch wieder in die Höhe zu dem 1200 Meter hohen Kraterrand des Vulkans Cerro Chato. Auf steilen, glitschigen und völlig verwurzelten Pfaden geht es durch dichten Regenwald und dann steil hinab zum Kratersee, der dieses Mal von Wolken verhüllt ist. Trotzdem erkämpfen sich einige besonders Mutige den noch um einiges steileren und schwierigeren Abstieg zum See um sich das kurze Bad in dem erstaunlich warmen Kratersee – etwa 22 Grad Celsius – nicht entgehen zu lassen. Beim Aufstieg zurück zum Kraterrand ist schon fast bergsteigerisches Können gefragt, und bisweilen geht es nur noch auf allen Vieren voran. Hier sind Kampfgeist und Durchhaltevermögen gefordert.

leguan

Leguan (c) Tino Westphal

12_leguanDen Abschluss unserer Rundreise bildet der Nationalpark rings um den Vulkan Poás nicht weit nordwestlich von San José. Auf der Fahrt dorthin kommen wir an einem Reservat für Leguane vorbei, das ein Privatmann eingerichtet hat, um diese Tiere vor der Ausrottung zu bewahren. In einem offenen Freigelände gleich neben der Straße räkeln sich die Echsen, die bis zu zwei Meter groß werden können, mit Vorliebe auf den Ästen der großen Bäume. Dabei zucken sie mit keinem Muskeln, Nicht einmal mit den Wimpern, auch nicht, wenn fotografierende Touristen sie förmlich belagern. Wie aus Stein gehauen liegen sie in der Sonne und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.

11_flora_111_flora_211_flora_311_flora_4Die Auffahrtstraße zum Vulkan Poàs wurde in den letzten Jahren neu gebaut, da das Erdbeben von 2009 die alte Straße zerstört hatte. Man kann noch viele abgerutschte Hänge erkennen. Leider haben wir an diesem Tage Pech, da der sonst so sehenswerte Kratersee in dichten Nebel gehüllt ist. Eine kalter Starkwind und Regenböen lassen dann auch die geplante Wanderung am Kraterrand ausfallen, was niemanden verstimmt. Immerhin kann man in einem kleinen Museum einen Film über den Vulkan sehen und so einen Eindruck von dieser Naturschönheit gewinnen. Es ist ein aktiver Vulkan, dessen Krater zu den größten weltweit zählt.

Wir haben das Ende unserer Trekkingreise durch Costa Rica erreicht. Von der Hauptstadt Costa Ricas, San José, ausgehend haben wir das Land von Norden nach Süden bereist, seine unterschiedlichen Klimazonen kennengelernt sowie die jeweilige Fauna und Flora erkundet. Seltene, uns Europäern wenig bekannte Tiere, mächtige Bäume und breit ausladende tropische Pflanzen haben wir bewundert und mit der Kamera vergeblich den torkelnden „blauen Morpho“ einzufangen versucht, der immer wieder unvermutet seine Richtung ändert und sich so allen Fotoaufnahmen zu entziehen versucht.

Die beschriebene Trekkingtour kann man bei Hauser-Reisen buchen, aber auch „Wikinger“ und „Studiosus“ bieten ähnliche Reisen an.

Barbara Raudszus

Alle Fotos außer den speziell markierten (c) Barbara und Frank Raudszus

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