Elena Senft/Lisa Seelig: „Sorry, hier sitzt schon meine Tasche“

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Was uns an unseren Mitmenschen so nervt – und die an uns.1505_sorry

Jeder kennt die Situation, dass ein Fahrgast den Nachbarplatz in der voll besetzten U-Bahn mit seiner Tasche belegt, im Flugzeug mit der Rücklehne ungeniert dem Hintermann den Orangensaft auf die Hose befördert oder sich bei Freunden und Bekannten durch den Alltag schnorrt. Die beiden Autorinnen haben in diesem Buch eine ganze Liste dieser kleineren und größeren Unverschämtheiten, Rücksichts- und Gedankenlosigkeiten in einem mal lakonischen, mal sarkastischen und mal auch bitteren Stil aufgespießt. Dabei grasen sie die Themengebiete Reisen (der Rucksack auf dem Nebensitz ), Arbeit (Kaffee-Schnorrer), Privates (falsche Ehrlichkeit), Öffentlichkeit (Unsitte des Zitierens), Freizeit (Fitness-Belehrung), Nahrung (Phobien-Wahn), Nachbarn (lautes Feiern) und Urlaub(Authentizitäts-Gedröhne) ab.

Die Autorinnen treffen in den meisten Fällen den Nagel auf den Kopf. Hin und wieder lassen sie sogar in einem Nebensatz einfließen, dass man die eine oder andere Unsitte selbst pflegt (natürlich in geringem Umfang). Diese „Spiegelung“ könnte jedoch ruhig etwas deutlicher ausfallen, weil man so den Eindruck erhält, die Autorinnen erhöben sich in reiner Unschuld über den Rest der Welt. Auf der anderen Seite erlaubt das natürlich eine wohlige Identifikation mit den Kritikerinnen und die Selbstverortung auf der Seite der „Guten“.

Für den Strand am Sommer ist das eine nette Lektüre, wobei man sich aber überlegen sollte, ob man danach dem Nachbar auf der Liege nebenan endlich einmal die Wahrheit über den Geruch seines Sonnenöl kundtut….

Das Buch ist im Verlag S.Fischer erschienen, umfasst 190 Seiten und kostet 8,99 Euro.

Frank Raudszus

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