
Tragik als Realitätserfahrung
Puccinis Oper „La Bohème“ im Staatstheater Darmstadt Wenn sich der Vorhang zu Pucchinis Künstleroper hebt, präsentiert sich den Besuchern eine zweigeteilte Bühne. Über einer dunklen Baustelle mit Betonmischern und anderen Bau-Utensilien erhebt sich wie ein hermetisch abgeschlossener Raum das Atelier der vier Künstler – Dichter Rodolfo, Maler Marcello, Musiker Schaunard und Philosoph Colline – mit […]
Abgründe zwischen Schwarz und Weiß
Mozarts „Don Giovanni“ in einer neuen Inszenierung des Staatstheaters Darmstadt. Wenige Opern haben die Gemüter so bewegt und die Dikussionen so angeheizt wie Mozarts „Don Giovanni“. Mag sein, dass manche – modernere – Opern aktuelle Zeitumstände provokanter oder schärfer thematisieren, in der Mehrdeutigkeit jedoch kommen wenige an diese wohl bedeutendste Oper Mozarts heran. Nicht umsonst […]
Hölle, Tod und Teufel in Multimedia
Bulgakows „Der Meister und Margarita“ in der Berliner Volksbühne. Für Theatermacher stellt die szenische Darstellung großer epischer Werke der Weltliteratur immer wieder eine Herausforderung dar, gewähren doch gerade sie ihnen die Freiheitsgrade, über die sie in den Theater- stücken wegen der bereits für die Bühne vorgefertigten Dialoge und Szenen nur in begrenztem Maße verfügen. Romane […]
Ist ja auch egal…..
Einer der meist zitierten Sätze in diesem Schauspiel lautet „Ist ja auch egal…..“, mit kleinen Variationen und Verzierungen, und drückt damit auch gleich das Credo der dargestellten Gesellschaft aus, die nichts mehr ernst nimmt, sich für nichts engagieren kann und dennoch – oder gerade deswegen – am Leben leidet. Britta Hübel (Irina), Gabriele Drechsel (Olga) […]
Martin Walser: „Tod eines Kritikers“
Annäherung an ein „Skandal“-Buch Die Rezension dieses Buch stellt sich als nicht einfach heraus, da der Blick verstellt ist durch die Aufregungen in Presse, Funk und Fernsehen. Wie immer man auch zu Autor und Gegenstand steht, eine neutrale, nur neugierige Haltung will und kann sich nicht einstellen, auch wenn man es sich einredet. Und doch: […]
Krieg, Macht, Liebe
Als der Engländer Nicolas Bradhurst vor zwei Jahren Mozarts „Figaro“ inszenierte, provozierte er mit einer grotesk-ironischen Version neben vielen Bravos auch kräftige Buh-Rufe. Bei seiner Deutung von Wagners „Lohengrin“ blieb er sich treu und benutzte ähnliche Bilder und Metaphern. Lohengrin (Ralf Willershäuser) tötet Telramund (Hubert Bischof) Bereits der Zwischenvorhang zeigt eine helle, runde Fläche mit […]
Die Ambivalenz von Recht und Rache
Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ in Darmstadt. Shakespeares von leichtlebigen Liebeshändeln eingerahmte Geschichte vom raff- und rachsüchtigen Juden Shylock bietet sich geradezu an für eine affirmative, das „gesunde Volksempfinden“ antezipierende Inszenierung, wie wir sie von französischen Stücken à la Molière kennen. Ein mieser kleiner Geldhändler erhält für seine geradezu perversen Rachegelüste von der Gesellschaft die passende […]

Kindfrau statt Kriegerin
Heinrich von Kleists „Penthesilea“ im Frankfurter Schauspiel. Von dem personellen Wechsel an der Spitze des Frankfurter Schauspiels hatten sich viele einen Aufbruch zu neuen Ufern und alten Stärken erhofft. So erwartete man im Rhein-Main-Dreieck gespannt die Premieren der neuen Saison. Immerhin hatte sich die Intendanz mit Heinrich von Kleists „Penthesilea“ viel vorgenommen. Das als schwer spielbar […]
„Der Tod aus Liebesnot“
Dass Liebe und Tod Geschwister sind, ist eine der Literatur wohl bekannte Erkenntnis – dem praktischen bürgerlichen Leben gottlob weniger. Und von Shakespeares „Romeo und Julia“ bis zu Richard Wagners „Tristan und Isolde“ spannt sich ein über vierhundertjähriger Bogen zu diesem Thema. Bei letzterem hat bekanntlich die unerfüllte Liebe zu der Bankiersfrau Mathilde Wesendonck maßgeblich […]
Figaro zwischen Bagger und Handy
Mozarts „La Nozze di Figaro“ in einer eigenwilligen Inszenierung Wieder einmal stand am 12. Februar bei der Premiere von Mozarts „Figaro“ ein Repertoire-Renner auf dem Prüfstand der Neu- Inszenierungen. Natürlich fragte man sich, wie denn die neue Aufführung diesen Klassiker darreichen würde, ohne in die Falle der Beliebigkeit und der Wiederholung zu gehen. Vorab sei […]