Sebastian Fitzek: „Flugangst 7A“

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Dieser Thriller bezieht seine Spannung im wesentlichen aus zwei Quellen: erstens aus einer „Echtzeit“-Handlung, die sich vollständig während der Flugzeit von Argentinien nach Deutschland abspielt, und zweitens daraus, dass sich die entscheidenden Szenen in dem Flugzeug auf über zehntausend Metern Höhe in einer für weitreichende Entscheidungen geradezu klaustrophobischen Enge abspielen.

Der Psychiater Krüger hat vor Jahren seine sterbende Frau Hals über Kopf verlassen und ist nach Südamerika gegangen. Nun kehrt er nach Berlin zurück, um seine Tochter bei der Geburt ihres ersten Kindes zu unterstützen. Wegen seiner nicht heilbaren Flugangst hat er vier verschiedene Plätze gebucht, die er je nach Flugsituation nacheinander einnehmen will. Doch den Business-Platz verschenkt er schon beim Einsteigen großzügig an eine junge Mutter mit Kind, und ein weiterer seiner reservierten Plätze ist seltsamerweise von einem schlafenden Passagier besetzt, der sich nicht wecken lässt.

Währenddessen wird seine hochschwangere Tochter auf dem vermeintlichen Weg zur Entbindungsklinik von einem falschen Taxifahrer entführt und als Faustpfand für eine Aufsehen erregende Umweltaktion festgehalten. Dass der verrückte Aktivist von anderen Kriminellen missbraucht wird, weiß er selbst nicht.

Im Flugzeug erfährt Krüger kurz nach dem Start über sein Mobiltelefon von einer verstellten Stimmen, dass weder Tochter noch Enkel den Tag überleben werden, wenn er nicht eine ehemalige Patientin mit einem Gewalttrauma umgehend destabilisiert und sie das Flugzeug zum Absturz bringen lässt. Krüger ist für das Überleben seiner Tochter zu (fast) allem bereit, muss jedoch schnell feststellen, dass diese Patientin mittlerweile Purserin auf diesem Flug ist.

Krüger versucht, das Problem zweigleisig zu lösen. Einerseits geht er vordergründig auf die Forderung des Erpressers ein, andererseits versucht er, Bekannte in Berlin zu erreichen und sich ihrer Hilfe zu versichern. Ausgerechnet seine ehemalige Kollegin und Geliebte Feli – die er ebenfalls Knall auf Fall verlassen hat – antwortet auf seinen Anruf und sieht sich gezwungen, an ihrem Hochzeitstag auf die Suche nach der verschwundenen Tochter des ehemaligen Liebhabers zu gehen. Natürlich spuckt sie Gift und Galle, erkennt aber – ohne Details zu erfahren – die existenzielle Gefahr, in der die junge Frau und ihr noch ungeborenes Kind schweben.

Während Feli in kleinen Schritten dem vermeintlichen Taxifahrer und seiner Umgebung auf die Spur kommt, verfolgt Krüger im Flugzeug lange Zeit eine falsche Fährte, da seine Gegner cleverer als gedacht sind und einige seiner Schritte nicht nur vorausgesehen sondern sogar in ihren Plan eingebaut haben. Es setzt ein unerbittlicher Kampf um die Wahrheit und um jede Minute ein, denn eins ist klar: wenn das Flugzeug planmäßig in Berlin landet, sind Tochter und Enkel tot.

Der Zuhörer entwickelt im Laufe der dramatisch verrinnenden Zeit seine eigenen Theorien, muss aber am Schluss genauso wie Krüger erkennen, dass sie alle falsch waren. Am Ende geht es dann um Minuten und eine mutige Entscheidung.

Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, um den potentiellen Hörern dieses spannenden Hörbuchs nicht die Spannung zu rauben. Sprecher Simon Jäger schafft es nicht nur, die Spannung der Handlung systematisch aufzubauen und bis zum Schluss zu halten, er verleiht auch jeder einzelnen Person dieses Thrillers durch Stimmlage und – ausdruck einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter. Dadurch wird die Lesung fast zu einem Hörspiel.

Man sollte dieses Hörbuch jedoch nicht bei einer schwierigen Autofahrt hören, da es viel zu sehr von der Umgebung ablenkt. Also eine entspanntere Umgebung als überfüllte Autobahnen suchen!

Das Hörbuch ist im Argon-Verlag erschienen, umfasst sieben CDs mit einer Gesamtlaufzeit von sieben Stunden und kostet 19,95 Euro.

Frank Raudszus

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