Vor genau zehn Jahren präsentierten Sabine Fischmann und Michael Quast ihre komprimierte Version der weltweit drittbeliebtesten Oper – „Carmen“ von George Bizet“ – beim Rheingau-Musikfestival zum ersten Mal. Jetzt feierte diese Inszenierung „à trois“ ihre Wiederaufnahme, nun allerdings mit dem Pianisten Markus Neumeyer.
Liest man die eigene Rezension von 2015 nach, so stellt sich heraus, dass die Wiederaufnahme nahezu identisch verläuft, nur, dass die beiden Hauptdarsteller etwas gereifter sind. Alle Gags zwischen den beiden Protagonisten und auch mit dem Pianisten – bis hin zu dessen Sturz vom Hocker – finden auch hier wieder statt und ihre Lacher. Daher verweisen wir inhaltlich auf diese Rezension.
Man sollte die Karikaturen mittelmäßiger Darsteller nicht als überhebliche Späße sich als fähiger einschätzender Künstler missverstehen. Vielmehr nehmen sich Fischmann und Quast selbst aufs Korn, ja, sie nehmen sogar die Gefahr in Kauf, dass manche Zuschauer schrille Töne und selbstgefälliges Gebaren dem Bühnenpersonal selbst zuschreiben. Grelle Laute und belehrender Gestus werden nicht immer als Ironie wahrgenommen. Doch dieses Risiko gehen Sabine Fischmann und Michael Quast bewusst ein. Sie haben einfach Spaß an schrägen – sprich: volksnahen – Späßen, die ja stets auch von der Schadenfreude leben. Und je besser die Parodie ist, desto realistischer kommt sie daher und kann unfreiwillig auf die Darsteller zurückfallen. Das Publikum lacht nicht nur über diese Carmen und diesen José oder Escamillo, sondern ein wenig lacht es auch über Fischmann und Quast. Dies wissend, legen sich die beiden noch mehr ins Kreuz, weil sie die Ambivalenz der Situation auskosten.
Und wenn man dann staunt, wie gut die Komödiantin Sabine Fischmann auf ihrer Melodica oder gar vierhändig mit dem Pianisten spielt, dann weiß man halt nicht, dass sie ausgebildete Pianistin ist – und erfährt es erst im Programmheft. Dann kann man sich auch vorstellen, dass sie die hohen Töne aus gesanglich ganz anders und „schön“ präsentieren könnte, wenn sie es denn wollte. In dieser „Carmen“-Inszenierung stehen jedoch die schrillen, scheinbar etwas neben der Tonspur liegenden Töne im Mittelpunkt, denn das Ziel ist ein lachendes Publikum, und das wird man in einer konventionellen „Carmen“-Aufführung nicht erleben.
Das Publikum im Schloss Johannisberg hat den Spaß auf jeden Fall verstanden und kräftig applaudiert.
Frank Raudszus
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