Cagliostro im Wiener Roncalli-Zelt: Johann Strauss trifft auf Magie und Artistik

Print Friendly, PDF & Email

Ganz Wien steht 2025 im Zeichen von Johann Strauss: 365 Tage Festjahr, mit wöchentlich einer neuen Premiere in wechselnden Genres und Spielstätten. Eine ungewöhnliche Verbindung geht Wien zu diesem Anlass mit dem Circus-Theater Roncalli ein: Bei dem Spektakel Cagliostro – Johann Strauss im Zirkuszelt treffen Operettenmotive von Johann Strauss auf Artistik, Magie und Bühnenzauber. Die Regie führt Michael Schachermaier, Ausstattung und Kostüme stammen von Dominique Wiesbauer.

Roncalli gilt als einer der wenigen großen Zirkusse der „alten Schule“, bei dem klassische Manege-Atmosphäre, detailverliebte Kostüme und poetische Inszenierungen im Mittelpunkt stehen. Diese Atmosphäre fängt die Gäste schon bei der Ankunft ein – an kleinen bunten Wägen, die das Zelt umrahmen, gibt es Popcorn, warme Snacks und Getränke zu kaufen. Mit Blick auf das stimmungsvoll beleuchtete Zirkuszelt kann man sich an einem Stehtisch auf den Abend einstimmen.

Grundlage für diese Zirkus-Show ist Strauss‘ Operette „Cagliostro in Wien“, neu arrangiert von Johnny Bertl. Musikalischer Leiter und Dirigent ist Gabro Rivo. Auch die stilisierte Figur des Johann Strauss ist ein Akteur, der wiederholt mit Geige und gemeinsam mit den Clowns in der Manege auftritt. Die Rahmenhandlung ist simpel: Die Besitzerin Madame Sophie (Eva Maria Marold) ist in großer Aufregung, da der mysteriöse Magier und „Erfüller aller Wünsche“ Cagliostro (Thomas Borchert) in ihrem Zirkus auftreten soll – gemeinsam mit Laurenza (Katharina Gorgi), der vokalen Protagonistin dieses Stücks.

Die historische Gestalt hinter der Geschichte ist Giuseppe Balsamo, genannt Graf Cagliostro, ein Okkultist und Heiler des 18. Jahrhunderts. Er galt als Meister der Täuschung und Selbstinszenierung – halb Magier, halb Scharlatan. Diese Künste wendet er auch an, um Madame Sophie geschickt zu umgarnen.

Sophies Sohn Severin ist davon nicht begeistert, da er darauf hofft , den Zirkus zu übernehmen und das Programm nach seinen Vorstellungen und mit seinen Nummern neu zu gestalten. Madame Sophie zweifelt diesen Plan aber an. Sie möchte ihren Zirkus verkaufen, „so lange er noch etwas wert“ ist. Da bietet Severins Kindheitsfreundin Emilia (Sophia Gorgi) ihre Hilfe an – als Erbin könnte sie mit ihrem Vermögen den Zirkus retten. Doch dann erscheint Cagliostro und zieht alle in seinen Bann. Parallel entspinnt sich eine Romanze zwischen Severin und Laurenza.. Aber was wird nun aus dem Zirkus?

Leider mangelt es der einrahmenden Geschichte an Dramatik und Tempo. Die Figur Johann Strauss wird nicht näher vorgestellt, die Strauss‘schen Operettenmotive werden von Showeffekten und Story überlagert.

Die Highlights des Abends sind zweifellos die artistischen Einlagen, die durch ihre Ästhetik bezaubern – so wie die Luftkugel mit Svetlana Arts oder die Jonglage mit leuchtenden Bällen mit Ludwig Navratil – oder durch Spannung die Menge fesseln, wie das Todesrad mit Duo Vanegas oder dem Cyr Wheel mit Duo Unity. Ergänzt wird die Artistik durch Sprungkunst der Orlov Show by Togni.

Wer also vor allem wegen der atemberaubenden Artistik in den Zirkus Roncalli kommt, der wird belohnt.

Anna Hinrichsen

No comments yet.

Schreibe einen Kommentar