Gaea Schoeters: „Das Geschenk“

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Ein ungewohnter Anblick lässt die Berliner in der Stadtmitte staunen und an ihrem Verstand zweifeln: ein großer Elefantenbulle badet genüsslich in der Spree, und schon bald raucht ein zweiter Elefant auf. Die Tiere kokettieren miteinander, legen einander die Rüssel auf die Schulter und drücken sich gegenseitig unter Wasser. Sie scheinen sich elefantenwohl zu fühlen.

Etwas weiter entfernt donnert eine ganze Elefantenherde an der Siegessäule vorbei und strebt in Richtung Tiergarten, wo sie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. andere Elefanten finden sich Abend für Abend im Naturkundemuseum ein und trauern gemeinsam um ihre verstorbenen Kollegen, die dort als Skelette ausgestellt sind. Überall liegen Riesenhaufen Elefantenkot herum, und ganz Berlin erlebt eine Elefantenwelle unglaublichen Ausmaßes.

Die Politik ist gefordert, nach Lösungen für dieses Phänomen zu suchen. Was anfangs die Bürger noch amüsiert hat, wird mehr und mehr zu einem Problem und hat schon zu Unfällen mit vielen Toten geführt. Doch was auf politischer Ebene abläuft, ist das übliche Gezacker zwischen verschiedenen politischen Richtungen. Der Naturschutz blockiert jeden Lösungsansatz. Er lässt weder zu, dass Elefanten getötet noch dass sie „remigriert“ werden, denn schließlich gab es vor langer Zeit Elefanten in Europa. Sollte man sie hier nicht wieder heimisch werden lassen, auch wenn Deutschland mittlerweile ein Industrieland und kein Agrarland mehr ist? Weideflächen für zwanzigtausend Elefanten, die sich frei bewegen sollen, gibt es aber nicht mehr.

So raufen Politiker verschiedener Couleur um ihre Wählergruppen, und die Autorin Gaea Schoeters hat großen Spaß daran, sie alle mit ihren Eitelkeiten aufeinander loszuhetzen.

Wie der Roman ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Gönnen Sie sich diesen so amüsanten wie satirischen Lesespaß und ringen Sie, liebe Leser/innen, gerne mit um eine Lösung für dieses glücklicherweise fiktive Problem.

Das Buch ist im Zsolnay-Verlag erschienen, umfasst 138 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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