So lautet der Titel des Stücks, das im Rahmen eines Studienprojektes an der Frankfurter HfMDK (Hochschule für Musik und Darstellende Künste) entwickelt wurde und mehrere Preise erringen konnte. Das Schauspiel Frankfurt hat es unter der Regie von Redjeb Hajder und Anton Svoboda in den Kammerspielen des Schauspiels Frankfurt auf die Bühne gebracht.
Thema dieser Szenenfolge, denn eine kohärente Handlung ist nur ansatzweise zu erkennen, ist die Situation vor allem junger Migranten der zweiten Generation. Die Darsteller Daniel Krimsky, Amina Merai und Arsalan Naimi kommen selbst aus diesem Milieu und spielen in gewissem Sinn ihre eigenen Erfahrungen nach, ohne dass die Handlung in irgendeiner Weise persönlich auf das Ensemble bezogen ist. Wichtig ist dabei die Herkunft Krimskys aus dem osteuropäischen Raum im Gegensatz zu den beiden anderen, die aus der muslimischen Welt stammen, denn hier spiegeln sich auch Gegensätze innerhalb der migrantischen Welt.
Am Beginn steht eine konfrontative Situation, wenn die beiden jungen Männer der jungen Frau (Amina Merai) vorwerfen, sie durch eine Buchveröffentlichung über ihr eigenes Milieu verraten zu haben. Sie seien als Freunde gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen, und jetzt stelle sie nicht nur ihre Freunde, sondern auch deren Familien bloß. Sie könne sich die Reaktionen in den Familien vorstellen.
Die junge Frau verteidigt sich dagegen vehement mit dem Argument, jemand müsse die Situation öffentlich nachzeichnen und damit Veränderungen ermöglichen, doch die in ihren eigenen Strukturen verhafteten Freunde akzeptieren das nicht, und die weitere Freundschaft hängt in der Luft.
Nach dieser Initialszene treten die drei Darsteller in verschiedenen Szenen auf, die unterschiedliche migrantische Situationen sowie ihre psychologischen und gesellschaftliche Implikationen zeigen. Dabei entsteht nur ein loser Handlungsrahmen, der nicht unbedingt auf Konsistenz Wert legt bis hin zu den jeweils aktuellen Rollen. Da spielt Krimsky auch mal die muslimische Mutter mit Kopftuch oder Naimi den „harten“ osteuropäischen Vater, der auch seinen Sohn zur Härte erziehen will. Man darf nicht eruieren wollen, wer nun in diesem Stück wen spielt, sondern nur die einzelne Szene betrachten.
Da erscheint Amina Merai als Tochter mit ihrer – „schwarz“ arbeitenden – Mutter beim Arbeitsamt, um für diese gewisse Leistungen zu beantragen, scheitert aber an der Bürokratie, und die Mutter steht schweigend und verständnislos daneben. An anderer Stelle wird der bereits erwähnte Vater-Sohn-Konflikt bezüglich der Erziehung zur Härte gezeigt, und dann wieder steht ein Junge vor dem Lehrer und muss sich dessen Sorge um die häusliche Unterstützung anhören, was er wiederum als Demütigung – durch die weißen, westlichen Autoritäten – versteht. Und dazwischen wird immer wieder das Freundschaftsproblem der drei in verschiedenen Variationen und Spannungen durchgespielt.
So schaffen die drei Ensemblemitglieder in 75 Minuten ein weit gefächertes Tableau migrantischer Probleme der zweiten Generation, das dem Publikum die verschiedenen Denkweisen, Kulturen und familiären Strukturen der migrantischen Gruppen nahebringt. Dabei entsteht im Laufe der Zeit das Bild einer jungen Generation, die unbedingt dazu gehören und sich auch einbringen will, aber stets zwischen den Stühlen der eigenen Herkunft – Eltern! – und der Anforderungen einer mehr oder minder gleichgültigen Gesellschaft sitzt. Da kann man sich schon die frustgeborene Radikalisierung vorstellen, obwohl sie hier nicht explizit angedeutet wird.
Kräftiger Beifall in den gut besuchten Kammerspielen.
Frank Raudszus



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