Golfen an der „Hohen Wacht“

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Die Hohwachter Bucht zwischen Kiel und Fehmarn

Der kleine Badeort Hohwacht zwischen Kiel und Fehmarn in der nach dem Ort benannten „Hohwachter Bucht“ ist ein Geheimtipp für Urlauber, die familiäre Atmosphäre und Ruhe dem rastlosen Treiben eines mondänen Badeortes vorziehen. Hier gibt es keine strandnahe Straße, und alle wichtigen Lokalitäten sind leicht zu Fuß zu erreichen.

Überschaubarkeit und Beschaulichkeit des Ortes scheinen im ersten Augenblick mit einem Golfzentrum nicht zu harmonieren, sagte man diesem Sport doch lange einen gewissen Jetset-Charakter nach. So entstand die erste Anlage mit neun Löchern auch erst in den 90er Jahren und verlieh der abwechslungsreichen Hügel- und Knicklandschaft nur wenige Kilometer von der Ostseeküste entfernt eine ganz neue Attraktivität. Nachdem Freibad und Tennisplätze in Hohwacht selber einer seriösen Wirtschaftlichkeitsrechnung nicht mehr standgehalten hatten und deshalb eingeebnet worden waren, suchten nun die Mitglieder der in Deutschland rasch wachsenden Golf-Gemeinde den kleinen Ort auf, um hier den Schläger zu schwingen und die stets frische Meeresbrise zu genießen. Der Golfclub Hohwachter Bucht bietet ihnen dafür eine attraktive Umgebung.

Plan des Golf-Zentrums Hohwacht

Im Laufe der letzten 25 Jahre ist die Anlage um weitere 18 Löcher gewachsen, die sich alle um das Clubhaus gegenüber dem Gutshaus Neudorf gruppieren. Während die frühen neun Löcher noch kürzer sind und sich westlich des Clubhaus fast schon drängen, ziehen sich die 18 neueren Löcher in großzügiger Anordnung östlich des Clubhauses fast bis zum Ferienort Hohwacht hin.

Die Anlage fügt sich nahtlos in die hügelige Endmoränenlandschaft Schleswig-Holsteins ein. Sanft auf- und absteigende Fairways mit eingestreuten Hecken und natürlichen Wasserhindernissen prägen das Bild des Golfplatzes, und die ökologische Ausrichtung ist durchgehend deutlich zu erkennen. Die Flächen zwischen den Fairways wurden bewusst als sogenannte „Blühstreifen“ mit wilden Gräsern und Pflanzen angelegt, die man in den kultivierten Garten- und Parkanlagen nicht mehr sieht. Dadurch summt und brummt es allerorten, vor allem beim Wechsel vom Grün zum nächsten Abschlag, aber auch, wenn der Golfspieler aus nahe liegenden Gründen das Rough zwischen den Fairways betreten muss. Da muss man an einem warmem Sommertag schon mehrmals diverse Insekten verscheuchen, ehe man den nächsten Schlag ansetzen kann. Gerade diese Koexistenz mit Insekten aller Art – keine gefährlichen darunter! – machen jedoch unter anderem den Reiz dieses Golfplatzes aus. Man spielt hier nicht nur Golf, sondern genießt auch ein Stück unverfälschter Natur.

Sommerliche Impressionen auf Loch 4

Die zeigt sich gleich beim ersten Loch (Par 4) in Gestalt eines den Fairway querenden Wassers in der unangenehmen Entfernung von etwa 120 Metern. Für „Longhitter“ zwar kein Problem, aber für normale Spieler das Risiko, einen weiten Abschlag „carry“ direkt im Graben zu versenken. Außerdem lauert dahinter am linken Fairway-Rand und in der anschließenden Kniekehle des Dogleg links ein echtes Wasser, das den Ball zum Bade einlädt. Loch 2 -ebenfalls Par 4 – mutet zwar im ersten Augenblick einfach an, aber die Klassifizierung mit HCP 1 hat ihren Grund: außer der Länge von 384 Metern drohen zwei Wasser auf der linken Seite, die Hoffnungen auf ein Par zu vernichten.

Loch drei dagegen (Par 3) schützt sein Grün mit sage und schreibe fünf Bunkern, die sich eng um das Grün drängen und jeden zu kurz geschlagenen Ball einfangen. Hohe Kanten in den Bunkern zur Grün-Seite tun ein Übriges. Das vierte Loch ist als erstes auf fünf Schläge „geeicht“ und bietet mit HCP 11 auch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Doch wie alle Golfer wissen – der Teufel steckt im Detail: links ein hohes Rough, rechts ein Bunker, dann ein „stilles Wasser“, baumumstanden. Ehe der Ball auf dem – übrigens tückischen – Grün liegt, kann vieles passieren.

Scheinbar leicht präsentiert sich dagegen das abwärts führende Loch 5; doch unmittelbar vor dem etwa einen Meter höher gelegten Grün zieht sich eine Stützmauer quer über die ganze Breite des Grüns, an deren Unterkante alle zu kurz geschlagenen Annäherungen zur Ruhe kommen. Dagegen wundert die hohe Einstufung von Loch 6 (Par 3) mit HCP 5 ein wenig, denn außer zwei Bunkern am Grün droht kein größeres Ungemach. Setzt man jedoch voraus, dass sich die HCP-Einstufung eines Loches statistisch aus den Spielergebnissen ergibt, dann kann man spekulieren, dass die besagte Mauer von Loch 5 in den Köpfen der Spieler noch ihr Unwesen getrieben hat.

Angriff auf das Insel-Grün

Das siebte Loch (Par 4) bietet dagegen eine Besonderheit: ein Inselgrün. Beim zweiten Schlag auf dem mit 358 Metern (Herren) vermessenen Loch sollte der Normalspieler aufpassen, denn leicht kann ein zu weiter Schlag auf dem abfallenden Fairway in das Wasser vor dem Inselgrün gehen. An einem trockenen Sommertag springen die Bälle – vor allem bei Ostwind – wie junge Böcke in der Brunftzeit und suchen förmlich die kühlende Wirkung des Wassers. Hat man es dann auf das großzügige Inselgrün geschafft, ist angesichts der raffinierten Struktur des Grüns noch lange nicht das Klassenziel erreicht.

Da bietet dann das achte Loch trotz seiner Par 5 wieder Erleichterung. In einer lang gezogenen Linkskurve führt der fast 500 Meter lange Fairway auf ein Grün ohne größere Schwierigkeiten, sieht man einmal von kleinen seitlichen Wassern oder verstreutem Buschwerk am Rande des sich stetig nach links windenden Fairways ab. Dagegen bietet das letzte Loch der ersten Hälfte noch einmal eine Pointe. Das fast rechtwinklige Dogleg rechts ist auf der gegenüber liegenden Seite durch ein echtes Wasser begrenzt. Longhitter deutlich über 200 Metern sollten also eher verhalten agieren, um nicht mit dem Abschlag direkt im Wasser zulanden. Mit 180 Metern liegt man gut auf „Ansteuerungskurs“ für das Grün, das durch das besagte Wasser linksseitig geschützt wird. Hält man jedoch rechts vor, bietet die Annäherung kein größeres Problem – wenn man nicht zu weit nach rechts zieht, wo ein weiteres Wasser lauert. Man sieht also, dass hier vor der Halbzeit noch einmal eine Herausforderung wartet, die gemeistert werden will.

Die zweite Hälfte beginnt mit einem mäßig gewellten Par 4 (386 Meter), das sich entlang der schwach befahrenen Straße nach Hohwacht von Ost nach West hinzieht und kein Verziehen nach links gestattet. Wer allerdings deswegen beim Abschlag zu weit nach rechts zielt, landet im Fairway-Bunker. Ein Risiko muss  man halt eingehen! Loch 11 verläuft in der gleichen Richtung, dreht sich aber leicht nach rechts, weg von dem Wasser, das sich an der linken Seite dicht entlang des Fairways hinzieht. Das erhöhte Grün erschwert bei der Annäherung die Einsicht, und drei Bunker bewachen das Grün geradezu eifersüchtig.

Das Grün von Loch 11

Dagegen ist das zwölfte Loch (Par 3) ohne größere Probleme, außer, dass man über einen tiefer liegenden Graben bergauf spielen und auf den großen Baum auf der linken Seite achten muss. Loch 13 wirkt anfangs mit seinem breiten Fairway recht einfach, doch das dichte Gebüsch auf der rechten Seite und die steilen Vorderkanten der Bunker können schnell zum Problem werden; und die ausgeprägten Wellen des Grüns lassen das Putten zu einem Glücksspiel werden. Loch 14 (Par 5 und 458 Herren-Meter) präsentiert kurz vor dem Grün einen Engpass zwischen Wasser (links) und Bunker (rechts), und die tiefen Bunker vor dem Grün sollte man tunlich mit einem Pitch überspielen.

Loch 15 – ebenfalls Par 4 und HCP 16 – droht mit zwei Wassern links kurz vor dem Grün, die rechts noch von einem Bunker gekontert werden, bietet aber gute Chancen, ein Par zu spielen. Das sieht bei Loch 16 ganz anders aus, das nicht umsonst als zweitschwerstes Loch eingeordnet ist. Bei der 200m-Marke erstreckt sich ein breites Wasser über den gesamten Fairway, so dass man den zweiten Schlag sorgfältig planen muss, wenn man nicht gerade nach dem Abschlag auf 180 Meter liegt.

Noch eine Impression von Wasser und Grün

Das vorletzte Loch (Par 3, HCP 8) stellt außer den dichten Büschen halb um das Grün herum und den beiden Bunkern keine größeren Anforderungen, während als krönender Abschluss ein Par 5 mit 459 Metern Länge zum Clubhaus zurückführt. Das höher gelegene Grün sieht man schon vom Abschlag , und wenn man es dann erreicht hat, stellt es mit seinen ausgeprägten Wellen noch eine letzte Aufgabe, die zu lösen ist. Wie leicht rollt der Ball etwas zu schnell über eine solche Welle abwärts und dann weit am Loch vorbei; oder er verhungert in der Gegenrichtung an eben dieser Welle.

Der Hohwachter Golfplatz spiegelt die Landschaft Schleswig-Holsteins wider. Auf und ab führende Fairways sowie wellige Grüns prägen diesen Platz spielerisch. Landschaftlich verweist er immer wieder auf die Reize der Landschaft ringsumher. So öffnet sich etwa auf Loch 17 der Blick auf ein historisches Gehöft (heute eine Ferienpension) und den dahinter liegenden Binnensee. Ähnliche Ausblicke genießt man auch an anderen Löchern, mal vom Abschlag, mal vom Grün. Man sollte sich die Zeit nehmen, diese Ausblicke auf die Landschaft zu genießen. Ebenso sollte man den kleinen Schildern Aufmerksamkeit schenken, die an verschiedenen Stellen über die ökologischen Besonderheiten des Platzes Auskunft geben. Man erkennt daran, dass die Verantwortlichen des Golfclubs intensiv über eine naturnahe und umweltfreundliche Einbettung der Anlage in die Landschaft nachgedacht haben.

Ergänzend wollen wir an dieser Stelle festhalten, dass der Club natürlich auch über eine großzügige Übungsanlage mit Driving-Range und mehreren Putting-/Chipping-Grüns sowie über eine Golfschule verfügt. Und auch so profane Dinge wie Parkplätze sind hier in ausreichender Zahl und sogar im Schatten(!) vorhanden. Das Clubhaus ist in nordisch-rustikalem Stil gehalten und passt damit gut in die ländliche Umgebung.

Wer einen geruhsamen Sommerurlaub an der See verbringen und dabei nicht auf das Golfspielen verzichten will, für den ist die Hohwachter Bucht eine erste Adresse.

Frank Raudszus

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