Emanuel Maess: „Gelenke des Lichts“

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Lieber Leser, heute möchte ich Ihnen ein Kleinod der zeitgenössischen Literatur vorstellen. Lassen Sie sich in die Welt von Emanuel Maess entführen; geben Sie sich ganz dem Sprachrhythmus und dem Zauber der deutschen Sprache hin. Dieser Roman überwältigt den Leser mit seiner wunderbaren Poetik. Es ist ein wahrer Genuss, in seinen Formulierungen, Metaphern und Worten zu schwelgen. Darüber verliert sich bisweilen der Inhalt, weil man, so wortfein gelenkt, selbst in den Text versinkt, in ihm aufgeht.

Ist es tatsächlich ein junger Autor des Jahrgangs 1977, der dieses feine Gespür für die Schönheit der deutschen Sprache in sich aufkeimen lässt und uns beglückte Leser aus unserem banalen Alltag in eine andere Welt entführt?

Der Autor wächst in Urspring auf, einem kleinen Dorf im Osten Deutschlands. seine Mutter arbeitet als Ärztin, der Vater als protestantischer Pfarrer. Er wird christlich erzogen. Die Nähe der Großmutter, die alle Sorgen in die Hände von Schutzengeln legt, ist dem Autor emotional eine große Stütze. Zum Vater hält er dagegen Distanz, und auch zur Mutter entsteht keine größere Nähe.

Es ist hauptsächlich das Herumstreifen in der Natur, bei dem er ohne erwachsene Begleitung die Schönheit der blühenden Wiesen genießt. Und in Großmutters Garten entdeckt er Leberblümchen, Maiglöckchen, Winterlinge und auch die ein oder andere Orchidee und hat seine Freude daran. Eindrucksvolle Berglandschaften auf Reisen faszinieren und begleiten ihn. Auch dort streift er oft alleine herum, schöpft Kraft und reift daran.

Darum geht es in diesem Roman: um die Kindheit und das Erwachsenwerden. Dazu gehört auch eine Liebesgeschichte, die sich für ihn nicht so erfüllt, wie er es gerne gehabt hätte. Im zarten Alter von elf Jahren verliebt er sich in die neunjährige Angelika. In dieses Mädchen legt er all sein Sehnen und Hoffen. Sie hält ihn an der langen Leine. Mal lockt sie ihn, um ihn dann wieder vor den Kopf zu stoßen. Bis zum Ende seines Studium bleibt sie seine unerfüllte Hoffnung.

Auch dies ist ein Teil des Reifeprozesses, der den jungen Mann lehrt, seinen ganz eigenen Weg zu finden und an der unglücklichen Liebe zu wachsen, statt an ihr zu zerbrechen. Diese unerfüllte Liebe ist das Sprungbrett für den Aufbruch in eine ungewisse, aber herausfordernde Zukunft.

Das Buch ist im Wallstein-Verlag erschienen, umfasst 252 Seiten und kostet 20 Euro.

Barbara Raudszus

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