Nina Scholz/Heiko Heinisch: „Alles für Allah“

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Kritische Bücher über den Islam, vor allem von nicht-islamischen Autoren, stoßen in Deutschland auf starke Skepsis, wenn nicht Ablehnung. Sind die Verfasser keine Islam-Experten oder vergleichbare seriöse Wissenschaftler, äußert sich diese Ablehnung in heftiger Polemik – siehe Thilo Sarrazin -, können sie aber auf entsprechende Expertise verweisen, werden sie gerne ignoriert, um sich nicht mit der geäußerten Kritik auseinandersetzen zu müssen. Das gilt unter anderem für Hamal-Abdel Samads/Mouhanad Khorchides Dialog „Ist der Islam noch zu retten“ und eben auch für das vorliegende Buch, das eine Politikwissenschaftlerin und ein Historiker mit Schwerpunkt Islam an der Universität Wien erstellt haben. Verglichen mit Sarrazins kritischem Buch über den Islam hat dieses kürzlich erschienene Buch trotz seiner brisanten Aussagen bisher kaum Wellen geschlagen.

Scholz und Heinisch definieren zu Beginn den „politischen Islam“ als quasi-legale Seite des Islamismus. Damit widersprechen sie von Beginn an der landläufigen Sprachregelung, die sich in dem Satz „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ niederschlägt und stets dann zur Anwendung kommt, wenn es um kriminelle Aktivitäten von sexueller Belästigung bis hin zu Terrorakten seitens muslimischer Akteure kommt. Der „politische Islam“ ist für die beiden Autoren der ideologisch argumentierende Arm des Islamismus, der die Rechtssysteme der Gastgeberländer zu nutzen weiß und innerhalb deren Denkmuster zu argumentieren weiß. Doch prinzipiell ist dieser politische Islam antiwestlich und antidemokratisch sowie gegen jegliche religiöse Toleranz, weil der Islam keinen Unterschied zwischen Kirche und Staat kennt und daher grundsätzlich keine andere, „falsche“ Religion akzeptieren kann. Der Islam ist allen anderen Religionen überlegen, geschlechtsspezifische Ungleichheit ist gottgewollt und der Islam seit Jahrhunderten das Opfer böswilliger Angriffe.

Die Autoren belegen diese Weltsicht des Islams mit Verweisen auf Koran, Sunna (Mohammeds Sprüche) und Sira (Prophetenbiographien) und widersprechen mit dem Hinweis auf die islamische „Unduldsamkeit“ auch der immer wieder beschworenen „Friedfertigkeit“ des Islam.

Historisch erklären die Autoren diese selbstgerechte Entwicklung als Reaktion auf die Moderne, die den islamischen Kultur- und Zivilisationsraum in die Zweitrangigkeit verwiesen hat. Die westliche Individualisierung und die daraus entstandenen unveräußerlichen Grundrechte wie Menschenwürde widersprechen dem radikal kollektivistischen Prinzip des Islam mit seinen festen gesellschaftlichen Rollen. Dass diese Betonung individueller Rechte und Freiheit erst den Fortschritt und die Überlegenheit des Westens hervorgebracht hat, sei nur nebenher bemerkt.

Das Interesse des Islam am Westen ergibt sich einerseits aus den frühen Migrationswellen der Gastarbeiter – meistens türkisch – und neuerlich aus den Flüchtlingsströmen. Der politische Islam sieht sich in jeder Beziehung als verantwortlich und weisungsbefugt gegenüber diesen Migranten, seien sie nun vertrieben worden oder freiwillig nach Europa migriert. Auf keinen Fall können sie sich auf diesem Weg „legal“ von den islamischen Regeln befreien, sondern müssen stets von den islamischen Autoritäten in den Ursprungsländern überwacht werden. Die Autoren belegen dies mit vielfältigen Verweisen auf Indoktrination und sogar Bespitzelung muslimischer Migranten in Europa bis hin zur offenen Bedrohung.

Die Tatsache der Migration haben die islamischen Autoritäten darüber hinaus als Chance erkannt, die Gesellschaften der Zielländer gezielt zu unterwandern und zu verändern. Erdogans Aufforderung an seine Landsleute in Europa, viele Kinder zu zeugen, ist da ein durchaus nicht als unfreiwillig komisch zu deutendes Beispiel und weist auf eine aktive Bevölkerungspolitik hin. Die religiösen Behörden der Türkei und anderer islamischer Staaten verfolgen laut den Untersuchungen der beiden Wissenschaftler ungeschminkt das Ziel, muslimische Mehrheiten zu schaffen und direkten Einfluss auf die Politik der Zielländer zu nehmen. Konkret erfolgt dies durch Forderungen nach der Aufhebung des Kopftuchverbot mit dem Ziel eines Kopftuchgebots sowie nach Gebetsräumen, Moscheen und Befreiuungen vom Schwimm- und Sportunterricht für muslimische Mädchen an Schulen. Generell lautet die islamische Strategie, gemeinschaftliche Aktivitäten zwischen Muslims und der lokalen Bevölkerung zu minimieren oder sogar zu verhindern und damit eine separate, homogene islamische Parallelgesellschaft zu formen. Langfristig soll diese Parallelgesellschaft durch die bloße Mehrheit und entsprechende politische Parteien die politische Deutungshoheit und Macht übernehmen.

Scholz und Heinisch deklinieren das Thema durch alle Kasus des gesellschaftlichen Zusammenlebens und entdecken überall die gleichen Strategien. So wird etwa Gewalt nicht offen propagiert, aber selbst von den religiösen Autoritäten als „Notwehr“ nicht ausgeschlossen, denn – und das ist das nächste „Dogma“ des politischen Islams – der Islam sieht sich mit permanenten Angriffen des Westens konfrontiert, derer er sich letztlich nur mit Gewalt erwehren kann.

Meinungsfreiheit im westlichen Sinne kann der politische Islam nicht akzeptieren, da das gesamte Leben des islamischen Kollektivs durch den Koran und die islamischen Autoritäten bis ins private Detail festgelegt ist und somit jede individuelle Meinung nicht nur überflüssig sondern geradezu schädlich ist.

Der Antisemitismus spielt im politischen Islam laut diesem Buch erst in jüngerer historischer Zeit eine Rolle. Galten die Juden früher als (religiös) Unterlegene und mussten für ihre Duldung Abgaben zahlen, so haben die Kriege des letzten Jahrhunderts zwischen Israel und seinen (muslimischen) Nachbarn deren immanentes Überlegenheitsgefühl massiv beschädigt und die joviale Herablassung gegenüber den Juden in Hass umgewandelt. Der westliche – rassistisch orientiert – Antisemitismus wird jedoch dankbar zur Kenntnis genommen und unterstützt.

Die Geschlechterrollen sind im Islam von Gott gegeben und einzuhalten. Erst im Paradies herrscht Gleichberechtigung. Die Frauen übernehmen im Diesseits eine – den Männern – dienende Rolle, haben keine weiteren Rechte und dürfen sogar gezüchtigt werden. Sie stellen außerdem eine ständige sexuelle Versuchung der Männer dar und müssen ihre Reize deshalb permanent verbergen. Auch diese Regeln sind unantastbar und damit die Frauen des Westens generell unmoralisch („Schlampen“).

Ausdrücklich betonen die beiden Autoren noch einmal in einem eigenen Kapitel, dass die Entstehung von muslimischen Parallelgesellschaften keine bedauerliche Folge misslingender Integration ist, sondern gezielt von dem politischen Islam und all seinen mit Autorität ausgestatteten Vertretern angestrebt wird. Wo die Integration seitens der zu Integrierenden nicht gewünscht ist, muss sie scheitern!

Zum Schluss appellieren die beiden Autoren noch einmal an alle politischen und behördlichen Stellen, die Integration bewusst voranzutreiben und auch konsequent durchzusetzen. Das fängt für sie mit dem Kopftuchverbot für Kinder an, setzt sich fort im gemeinsamen Schulunterricht und ist mit der Überwachung bzw. Steuerung des islamischen Religionsunterrichts noch nicht beendet. Unmissverständlich verweisen sie auf die Gefahr, abgetrennte muslimische Mehrheiten sich entwickeln zu lassen, die schließlich über Einbürgerung und politische Parteien eine Mehrheit mit entsprechenden Folgen für Demokratie und persönliche Freiheit erringen könnten.

Das Buch bezieht sich vorrangig auf österreichische Verhältnisse, doch einerseits erwähnt es an vielen Stellen vergleichbare Entwicklungen in Deutschland, andererseits sind die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in beiden Ländern so ähnlich, dass eine weitgehende Extrapolation auf Deutschland nahe liegt. „Tu autem infelix Austria!“ als Kommentar wird dem Problem nicht gerecht.

Das Buch ist im Molden-Verlag erschienen, umfasst 175 Seiten und kostet 20 Euro.

Frank Raudszus

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