Freiheit – die Musik meint

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Das Rheingau Musik Festival geht in das 33. Jahr einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Und in diesem Jahr kann es sein Programm auf einen Musik-„Heros“ ausrichten: Ludwig van Beethoven, der vor 200 Jahren, im Dezember 1770, zur Welt kam. Da liegt es nahe, seine Werke in den Mittelpunkt des Festivals zu stellen und sie aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, unterschiedliche Interpretationen und sogar das eine oder andere „Crossover“ – etwa im Jazz – anzubieten.

Das Motto dieses Jahr lautet „Freiheit“, und auch das passt zu Ludwig van Beethoven, hat er doch stets ein angespanntes Verhältnis zu den Herrschenden gepflegt und seine „Eroica“ sogar ursprünglich dem vermeintlichen Revolutionär Napoleon gewidmet – um die Widmung bei dessen Kaiserkrönung zu löschen und gleichzeitig einen Trauermarsch einzufügen. Von Beethoven werden alle Klavierkonzerts an zwei aufeinander folgenden Tagen zu hören sein, die wichtigsten Sinfonien – 3., 5., 7. und 9. – werden über längere Zeiträume das Festival prägen, und dreizehn Streichquartette werden ebenfalls in kompakter Form zu hören sein.

Doch die „Freiheit“ ist auch für eine andere Persönlichkeit des öffentlichen, wenn auch nicht des musikalischen Lebens immer ein zentrales Anliegen gewesen: Joachim Gauck, der als Pastor aktiv an der Wende in der DDR mitgearbeitet und später die Behörde zur Betreuung der Stasi-Unterlagen geleitet hat. Das hat ihm den Posten des Bundespräsidenten eingebracht und die Bitte des Festivals, die Eröffnungsrede zu halten.

War das Jahr 2019 dem Jubiläum des Mauerfalls gewidmet, so ist es in diesem Jahr die Wiedervereinigung, die den DDR-Bürgern endlich die ersehnte Freiheit in Sicherheit gebracht hat.

„Artist in Residence“ ist in diesem Jahr die georgische Violonistin Lisa Batiashvili, die selbst vor der Repression in der UdSSR in die Freiheit des Westens geflohen ist und sich zu einer der renommiertesten Geigerinnen entwickelt hat. Sie wird u. a. Beethovens Violinkonzert spielen. Weitere herausragende Einzelkünstlerinnen sind die russische Sopranistin Julia Lezhneva und die venezolanische Pianistin Gabriela Montero, die beide auch Einiges zum Thema „Freiheit“ aus eigener Erfahrung beitragen können. Lezhneva wird neben Stücken der russischen Musikliteratur Lieder u.a. von Schubert und Beethoven(sic!) interpretieren, während Montero klassische Klavierwerke zusammen mit eigenen Kompositionen spielen wird, wobei letztere Monteros Erfahrungen in ihrer Heimat Venezuela verarbeiten.

Auch der Jazz spielt im diesjährigen Festival wieder eine große Rolle. Der Schlagzeuger Wolfgang Haffner wird mit anderen Jazz-Musikern – u. a. Christopher Dell und Michael Wollny – mehrere Abende gestalten, und man darf vor allem auf seinen „Perkussion“-Abend gespannt sein. Das südafrikanische „Bochabela String Orchestra“ wiederum wurde aus Bewohnern der Townships rekrutiert, die dadurch eine Teilhabe an der musikalischen Kultur und eine Loslösung von ihren prekären Lebensbedingungen geschafft haben. Sie werden afrikanische Musik mit europäischer verbinden und damit neue Horizonte öffnen.

Der Förderverein des Festival ist mittlerweile auf 4000 Mitglieder angewachsen, die im separaten Vorverkauf bereits knapp ein Drittel aller verfügbaren Karten geordert haben. Für Nicht-Mitglieder heißt das, sich zu beeilen und schnellstens auf der Webseite des Festivals das umfangreiche und wirklich spannende Programm zu durchforsten. Wer zu spät kommt, den …….

Man könnte an dieser Stelle noch viele musikalische und künstlerische Details beschreiben, doch wir wollen hier nur den Appetit wecken. Die Broschüre und die Webseite des Festivals stehen jetzt zur Verfügung, so dass sich jeder Interessent dort detailliert informieren kann.

Frank Raudszus

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