Sue Monk Kidd: „Die Erfindung der Flügel“

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Der Roman spielt in den Südstaaten der USA von 1803 bis 1838. Wir tauchen ein in das Leben reicher Gutsbesitzer in Charleston, South Carolina, die ein angenehmes Leben auf Kosten vieler schwarzer Sklaven führen. Die elfjährige Sarah erhält zum Geburtstag ein besonderes Geschenk, nämlich die zehnjährige Sklavin Hetty, „Handful“ genannt, die ihr als Dienstmädchen zur Seite stehen soll.

Doch Sarah ist ein rebellischer Geist und möchte der kleinen Handful die Freiheit schenken. Das gestatten ihr jedoch ihre Eltern nicht. Als sie dann aber Handful auch noch Lesen und Schreiben beibringt, verbannt sie ihr Vater höchstselbst aus seiner Bibliothek, so dass sie selbst die Chance auf Weiterbildung verliert. Auch ihr Wunsch, Jura zu studieren, wird ihr verweigert, denn Frauen sollen heiraten, KInder bekommen und sich um Haushalt und Kindererziehung kümmern. Zuviel Bildung ist bei Frauen nicht erwünscht.

Sarah erträgt jedoch die grausame Behandlung der Sklaven nicht, wendet sich mit ihrer Schwester Angelina vom Elternhaus ab und dem Quäkertum zu. Doch auch hier wird den beiden jungen Frauen wieder ein enges Korsett aus strengen Regeln verpasst, das sie als frauenverachtend und bigott empfinden. Wie sie schließlich immer mehr in eine Außenseiterrolle geraten, weil sie für die Abschaffung der Sklaverei und für die Emanzipation der Frauen kämpfen, davon handelt dieser Roman. Aber auch Handful, ihre Sklavin, will sich aus ihrer Knechtschaft befreien. Tatsächlich gelingt Sarah und Handful am Ende gemeinsam ein großer Befreiungsschlag, während Angelina sich zu einer Heirat entschließt.

Das Besondere an diesem Roman ist die Verknüpfung der beiden Schicksale von Sarah und Handful. Die eine – formell – Sklavenhalterin und die andere Sklavin. Beide Lebensbereiche werden Kapitel für Kapitel gegenübergestellt. Die Autorin versetzt sich intensiv in beide jungen Mädchen und spätere Frauen und in ihren Kampf um ein freies, selbstbestimmtes Leben. Das alles ist gut recherchiert, denn in den späten 30er Jahren des 19.Jahrhunderts waren Sarah und ihre Schwester Angelina mit Sicherheit die berühmtesten und berüchtigsten Frauen in den USA. Sie sagten sich von Familie, Religion und Heimat sowie den jeweiligen Traditionen los, mussten Charleston verlassen und die Ächtung der Stadt erdulden. Das Schicksal der Sklavin Handful hat die Autorin als Fiktion in den Roman eingewoben.

Das Buch ist im btb-Verlag erschienen, umfasst 495 Seiten und kostet als Taschenbuch 10 Euro.

Barbara Raudszus

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