Katie Buckley: „Hero“

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Hero arbeitet als Kellnerin in einem Restaurant, in dem Ihr Freund Chefkoch ist.Die beiden leben in einer freundschaftlichen Beziehung und teilen sich eine gemeinsame Wohnung. Doch eines Tages will Heros Freund von ihr wissen, was Sache ist, und macht ihr einen Heiratsantrag.

Hero kann nicht spontan zusagen und bittet um sieben Tage Bedenkzeit, um sich selbst klar darüber zu werden, was Liebe für sie bedeutet. Sie zieht Bilanz. Was hat sie in den letzten Jahren in Beziehungen und Liebesabenteuern erlebt? Ihr Erfahrungsbericht fängt bereits in der Schulzeit an, als sie erste Übergriffe von einem Lehrer erfährt. Sie beschreibt ihre Kindheit, Jugend und das junge Erwachsenleben und wie sie immer wieder in weibliche Rollenklischees gedrängt wurde.

Wieviel Mann erträgt eine Frau, fragt man sich beim Lesen. Schonungslos legt die Autorin ihre Erlebnisse mit Männern offen. Meist ging es nur darum, was Männer wollten. Sie hatte zu funktionieren, aber nach ihren Bedürfnissen wurde sie nie gefragt, geschweige denn nach der Erfüllung glücklicher Momente für sie. Hero möchte in einer Ehe nicht irgendein Anhängsel sein, sondern Selbstbestimmung leben. Ihre ureigenen Bedürfnisse spielen eine große Rolle, aber über diese muss sie sich erst klar werden.

Was bedeutet Liebe für eine junge Frau heute? Das fragt sich die Autorin in verschiedenen Gedankenströmen, die sie spontan an sich herankommen lässt und reflektiert. Heros Mutter behauptet, „Dass man Männern zwar zeigen kann, wie man wirklich ist, dass sie es aber erst glauben, wenn es sie persönlich betrifft – und dann drehen sie durch. Das Verlangen, alle unerwünschten Teile von dir zu entfernen, macht sie zu einer Art Frankenstein.“

An anderer Stelle mein Heros Mutter, dass nach fünf bis zehn Jahren Ehe die Flamme der Liebe erlischt „und man mit dem arbeiten muss, was übrig bleibt.“ Da fragt sich Hero natürlich, warum man überhaupt heiraten soll. Auch hier kommt von der Mutter eine Antwort, die aus Erfahrung spricht: „Weil man glaubt, man sei die Ausnahme.“

Was sind Frauen für die Männer? „sind sie das Produkt fremder Vorstellungen? Ein Mythos? Eine Fiktion?“ Hero reflektiert ihre Rolle als Frau in einer Gesellschaft, die von Männern bestimmt wird. Sie selbst möchte unabhängig und selbstbestimmt leben. Lassen sich diese Ziele in einer Ehe verwirklichen? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht, und so bleibt das Ende des Romans offen.

Katie Buckley ringt in ihrem Roman mit den komplexen Themen Identität, Patriarchat und Feminismus in der vergangenen und in der heutigen Gesellschaft. Das Buch ist im Pola-Verlag erschienen, umfasst 223 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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