Rave Lucid, 1.11.2025, Staatstheater Darmstadt
Im Rahmen des Tanzfestivals Rhein-Main bringt die Company Mazelfreten aus Frankreich mit „Rave Lucid“ Clubkultur und Streetdance auf das Bühnenparkett. Im Paris der 2000er Jahre entstand zwischen Clubkultur, Internet und Battle-Szene eine Electro-Dance-Community, die auch unter den Namen „Tecktonik“ und „Milky Way“ bekannt wurde. Auf diese Szene nimmt die Choreografie von Brandon Masele und Laura Nala Defretin Bezug.
Das französische Ensemble Mazelfreten aus zwölf Tänzerinnen und Tänzern könnte eine Clique sein, die im typischen Rave-Look der 2000er Jahre – weite, lange Hose; enge oder glänzende Oberteile, bunt gefärbte Haare – in einem Pariser Club die Nacht feiert. Die Bühne ist die große Tanzfläche; die einzigen Stilmittel sind der Electro-Sound und das wechselnde Licht – mal stroboskop-artig, mal wie Laserstrahlen.
Das Publikum wird Teil dieser Clubbing-Nacht. Da ist zuerst die energetische Vorfreude zu Beginn der Nacht, die Spannung und Kraft, die sich entladen will. Und dann das Eintauchen in den Sound, der Bass, der durch den Körper pulsiert und die Bewegung dazu wie von selbst entstehen lässt. Wir erleben Momente der Ektase und des Eins-Werdens mit den atmosphärischen Flächen – bis hin zur wohlig erschöpften Zufriedenheit, der Intimität des Paars oder der freundschaftlichen Nähe untereinander. „Rave Lucid“ kann somit als ästhetisches Konzept verstanden werden, das mit dem Gegensatz zwischen Ekstase (rave) und Bewusstsein (lucid) spielt.
Der kraftvolle Tanz hat viele Elemente des Freestyles oder des Breakdance; Soli wechseln
sich mit Formationen ab. Körper winden sich und biegen sich geschmeidig, schnell
rotierende Arme lassen diese Bewegung wie ein Flügelschwingen erscheinen.
Das Publikum feierte die Tänzerinnen und Tänzer mit Standing Ovations – und als sie später
in der Bar der Kammerspiele selbst auflegten, wurde aus Kunst ein Fest.
Anna Hinrichsen


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