Nomen es Omen

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Das „Westside Theatre“ in Darmstadt widmet sich mit Vorliebe dem englischen Sprachraum

Vor knapp eineinhalb Jahren, im Oktober 2012, eröffneten Marijke und Peter Jährling in der ehemaligen Kantine der Schenck AG in der Darmstädter Landwehrstraße das „Westside Theatre„. Seitdem haben die beiden agilen Künstler bereits eine Reihe anspruchsvoller Aufführungen auf die Bretter gebracht und sich in der kurzen Zeit in Darmstädter Theaterkreisen etabliert.

Marijke Jährling

Marijke Jährling

Das flache Gebäude, ein architektonisches Produkt der fünfziger Jahre, macht auf den ersten Blick keinen besonderen Eindruck, hat aber den Vorteil, dass abends stets genug Parkplätze zur Verfügung stehen. Und bei einem Theater kommt es – neben den Parkplätzen! –  hauptsächlich darauf an, was drinnen geschieht. Dort findet man erst einmal ein gemütliches und geräumiges Foyer vor, das die Nüchternheit des Baus geschickt überspielt. Der Theatersaal selbst verfügt über minimal 65 und maximal 100 Plätzen in wohltuend aufsteigender Anordnung und darüber hinaus über eine ungewöhnlich große Bühne, die sich für die verschiedensten Aufführungen enstprechend unterteilen lässt. Dahinter stehen verschiedene Garderoben- und Requisitenräume bereit, die langfristig auch die Möglichkeit zur Erweiterung des Zuschaerraumes geben.

Marijke und Peter Jährling haben für das kommende Jahr viel vor. Dabei liegt der Schwerpunkt einerseits auf anspruchsvollen Kammerstücken des englischen Sprachraums und andererseits auf dem Jazz. Aber auch dem Tanztheater sind sie zugeneigt. Diese Schwerpunktbildung hat durchaus biographische Hintergründe. Peter Jährling kommt eigentlich aus der Landwirtschaft, ein Beruf, der nicht unbedingt für ein Schauspielerkarriere prädestiniert, wenn man mal davon absieht, wie man einer Sau die Schlachtung schmackhaft machen kann. Doch Jährling hatte von Anfang an eine Schwäche fürs Theater, fand einen – amerikanischen – Mentor und ging mit ihm nach Los Angeles, um dort die Schauspielerei von der Pike auf zu lernen. Daher rührt auch seine Vorliebe für Stücke amerikanischer Autoren, etwa Sam Shepard und Neill Simon.

Diese beiden Autoren führt das Westside Theater derzeit auch im Spielplan, Shepards „Fluch der verhungernden Klasse“ ist in der letzten Saison gelaufen, und Simons „Ein seltsames Paar“, das man aus dem Kino mit Walter Matthau und Jack Lemmon kennt, steht am 31. Mai zur Premiere an. Als nächste Premiere steht allerdings am 8. März Dario Fos antikapitalistische Farce „Bezahlt wird nicht“ auf dem Programm.

Marijke Jährling ist neben einer ausgebildeten Schauspielerin auch begeisterte Jazz-Sängerin. Daher wird man bei ihr stets gute Jazz-Combos antreffen, die hier mit ihr oder ohne sie auftreten, je nach musikalischem Schwerpunkt. „Billies Blues“, einer der ersten Produktionen des Westside Theatre, schildert musikalisch das Leben der großen Blues-Sängerin Billie Holiday und war so erfolgreich, dass es noch jetzt läuft. Am 1. Februar wird das „Georg Bößner Trio“ mit dem Namensgeber am Piano auftreten, am 1. März folgt ein kontrastreiches Duo aus dem sensiblen Pianisten Bob Degen und dem eher kreatürlichen Saxophonisten Eric Plandé. Man darf gespannt sein. Danach wird mit „Klezmers Techter“ am 16. März eine ganz andere Musikrichtung im Westside Theatre ihr Debut geben.

Das Tanztheater ist mit Simone Derius „Regula“ vertreten, das am 4. April im Westside Theatre Premiere feiert. Simone Deriu war Mitglied der Tanztruppe des Staatstheaters Darmstadt und hat im Westside Theatre bereits seine Choreographie „Airplanes“ präsentiert.

Daneben hat auch die Theatergruppe der Darmstädter ESOC im Westside Theatre eine neue Bleibe gefunden und tritt unter anderm mit dem Lebendpuppenspiel „Frankenstein the Pantomime“ (13. -22. Februar) auf. Des Weiteren bietet das Westside Theatre diverse „Kleinprogramme“ mit verschiedenen Texten und Musik an.

Einfach mal in die Webseite schauen. es lohnt sich!


Frank Raudszus

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