Im Bregenzerwald gibt es viele Möglichkeiten, Körper und Geist gesund zu erhalten

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Wandern durch den Regenwald bei Bezau

Nebelwandern im Bregenzerwald

Im Bregenzerwald gibt es viele Möglichkeiten, Körper und Geist gesund zu erhalten

Was gibt es Schöneres, als im Herbst nach Österreich in die Berge zu fahren, die frische Bergluft zu atmen, den Körper beim Bergaufgehen vor der Winterruhe noch einmal so richtig zu fordern und das Herz mit den Naturschönheiten beim Panoramablick vom Gipfel mit Glücksgefühl aufzutanken? Doch dann macht sich Enttäuschung breit: die Wolken hängen tief und werden sich im Laufe des Tages auch nicht heben.

Der Quelltuff-LehrpfadWandern durch den Regenwald bei Bezau

Erstaunlicherweise ist die Gondel in Bezau proppenvoll mit Wanderern. Rucksäcke und Stöcke, Anoraks und Mützen und natürlich die robusten Bergstiefel kennzeichnen die Wandervögel. Die Stimmung ist gut, obwohl die Dame an der Bodenstation keine Hoffnung auf schönes Wetter machen konnte. „Oben ist alles zu“, freuen sich offenbar alle auf die Gipfelstation auf etwa 1.700 Metern Höhe. Vielleicht reißt die Wolkendecke ja doch noch auf.

Die Wolken haben sich nicht verzogen. Hartnäckig hängt die Nebelschicht am Gipfel. Die Atmosphäre ist wie wattiert. Alle Geräusche werden gedämpft, scheinen von weit entfernt zu kommen. Die ersten Wandergruppen verschwinden im Nebel. Sie sind einfach weg – genauso wie ihr Stimmengewirr. Mit dem Spruch „Hallo Sonnenschein“ wirbt die Bezauer Gondelbahn. Doch wo ist er? Unsere geplante Höhenwanderung fällt aus. Als „Flachland-Tiroler“ trauen wir uns die schmalen Bergpfade zu anderen Gipfeln nicht zu. Die Angst, im Nebel verloren zu gehen, macht sich breit. Die anderen Bergwanderer kann man nicht mehr befragen. Sie haben sich alle auf und davon gemacht oder genießen die Küche des Bergrestaurants.

Der breite Weg von der Gipfelstation zur Talstation erscheint uns am geeignetsten. Hier werden wir nicht verlorengehen und haben eine zweieinhalbstündige Wanderung vor uns. So können wir unseren Bewegungsdrang und unser Frischluftbedürfnis befriedigen. Wenn man erst einmal  innerlich Abschied vom schönen Spätsommerwetter genommen hat, gewinnt auch dieses Wetter an Reiz. Das Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Der Wald wirkt verzaubert wie in „Hauffs Märchen“. Wie aus dem Nichts hören wir das Geläut von Kuhglocken und sehen schemenhaft die Tiere hervortreten. Auf den kleineren Nadelbäumen haben sich Spinnweben ausgebreitet. Durch Tausende winziger Wassertröpfchen werden die grazilen Kunstwerke sichtbar und begeistern uns. Noch nie haben wir wahrgenommen, dass es so viele Spinnennetze in einem kleinen Nadelbaum geben kann. Wie fleißig waren hier die achtbeinigen Weber unterwegs und wie wird unser Blick durch das neblige Wetter auf die sonst so unbeachteten in der Welt gelenkt! Die schrille Welt der Fußgängerzonen und der laute, stinkende Straßenverkehr der Großstadt sind weit weg. Wir finden wieder zu uns selbst und spüren ganz tief drinnen, wie gut uns die Natur tut.

So war also unsere Nebelwanderung alles in allem ein kleines Abenteuer der besonderen Art und hat uns durchaus mit vielen kleinen Glücksmomenten belohnt. Nach dem Muskeltraining lockt jetzt der Wellness-Bereich im „Gesundhotel Bad Reuthe“. Drei Stunden Bergabgehen macht harte Waden. Da kommt uns das Hotelschwimmbad mit 33 Grad Wassertemperatur gerade recht. Massagedüsen und Sprudelliegen im Außenbereich lockern die Muskulatur und wirken herrlich entspannend. Das Sprudelbecken mit 35 Grad Celsius tut ein Übriges. Diverse Saunen von der finnischen mit 90 Grad bis zum Biosanarium mit 65 Grad und zwei Dampfbäder heizen den müden Gliedern ordentlich ein und verdrängen die Nebelschwaden aus dem Kopf. Genüsslich ist die Verwöhnmassage im Hamam, Peeling inbegriffen. Oder alternativ beim „Black Skin“ die Wirkung des heißen Moores und verschiedener Erden auf der Haut zu spüren, um schließlich mit glatter, gut durchbluteter Haut im Ruheraum den ereignisreichen Tag Revue passieren zu lassen.

Wer genug der körperlichen Ertüchtigung hat und sich im Wellnessbereich des Hotels gut ausgeruht hat, der kann von Mai bis Oktober auch ein besonderes kulturelles Angebot genießen, das jedes Jahr im Bregenzerwald stattfindet. In Schwarzenberg und in Hohenems treten bei der „Schubertiade“ hochkarätige Ensembles auf, die klassische Musik – vor allem von Franz Schubert – aufführen. Musikliebhabern sei dieses Festival wärmstens empfohlen.

Eine weitere Möglichkeit, einen grauen Tag mit tief hängenden Wolken wandern zu gestalten, bietet sich bei dem kleinen Ort Lingenau östlich von Egg. Die Wanderung beginnt an einer auffälligen runden Kapelle und führt hinunter zur Ach, wo ein „Quelltuff-Lehrpfad“ auf die Wanderer wartet. Quelltuff ist ein weiches Kalkgestein, dass sich aus kalkhaltigem Wasser beim Herabrinnen am steilen Berghang gebildet hat. Gelb sticht der Quelltuff aus dem dunklen Fels hervor, vermischt sich in seltsamen Konstellationen mit diesem, und das Wasser fließt unaufhörlich darüber und bildet in langen Zeiträumen weitere Ablagerungen, die wie Stalaktiten an den Felskanten nach unten hängen.

Nachdem man den Queltuff-Lehrpfad hinunter und dann wieder hinauf gestiegen ist, geht es wieder durch einen engen, steilen Pfad hinab zur Ach, die man auf einer schwingenden Hängebrücke einzeln überqueren muss. Dann geht es in weiten Kehren den Hang hinauf auf fetten Weiden mit grasenden Kühen, in einem großen Bogen wieder zur Ach hinab und über eine alte, geschlossene Holzbrücke über diese hinweg. Man entdeckt hier unten am Fluss immer wieder unerwartete Besonderheiten, die es näher zu erkunden gilt. Allein diese alte Holzbrücke ist es wert, sich näher mit ihr zu beschäftigen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal zu erzählen ist. Heute heißt es aufbrechen und zu neuen Wanderzielen aufbrechen.

So kann ein grauer Nebeltag zu einem außergewöhnlichen Erlebnis- und Entspannungstag werden, den man nicht missen möchte.

Barbara Raudszus

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