Eine Alternative zum Bergwandern bei tiefer Wolkendecke

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Blick über das Achetal auf die Berge
Radeln im Ache-Tal

Die Tiroler Ache fließt, von Kitzbühel kommend, an Oberndorf vorbei, durch St. Johann hindurch und dann wieder an Kirchdorf und Erpfendorf vorbei Richtung Chiemsee. Wer zwischen Kitzbühel und Kössen radeln möchte, tut dies am besten entlang der Ache. Besonders Sportliche können natürlich auch mit dem Mountainbike in die Berge gehen – es gibt’s sogar eigene Strecken dafür -, aber der normale Fahrradtourist bevorzugt eine Fahrradfahrt, bei der man sich auch noch unterhalten kann, vor allem die älteren.

An diesem wolkenverhangenen Oktobermorgen starten wir wieder in Oberndorf. Auf Nebenstrecken mit kaum einem Auto geht es über den Weiler Sperten nach St. Johann ins Ortszentrum, wo die Ache durchfließt. Hiermuss man zwei Entscheidungen treffen: „nach Süden Richtung Kitzbühel oder nach Norden Richtung Kössen?“ lautet die eine und „links oder rechts der Aache?“ die andere. Bei einem Start in St. Johann empfehlen wir dem Radler die Kössener Richtung. Zwar geht es hier flussabwärts, was für die Rückfahrt eine leichte Steigung verspricht, das wird aber  aufgewogen durch die Tatsache, dass die stark befahrene Bundesstraße hier weiter entfernt vom Fluss verläuft, während sie imSüden über lange Strecken dicht am Fluss und damit am Fahrradweg  entlangführt. Außerdem hat man dort keine Wahl zwischen zwei Fahrradwegen. Auf welcher Seite man fährt, bleibt im Grunde jedem selbst überlassen, da wir hier keine wesentlichen Unterschiede feststellen konnten. Außerdem ermöglichen Brücken in regelmäßigen Abständen den Wechsel der Seite.

Sobald man St. Johann verlässt, öffnet sich das Tal links und rechts zu fetten Weiden mit einzelnen Gehöften. Links lässt man Kirchdorf liegen und durchfährt nur einen kleinen Ausläufer des Ortes, weit voraus sieht man schon den Kirchturm von Erpfendorf. Rechter Hand erhebt sich eine gefällige Voralpenlandschaft mit mäßigen Erhebungen. Die höheren Berge im Osten sieht man heute wegen der tief hängenden Wolken nicht. Selbst das Kitzbüheler Horn verhüllt sein Haupt heute schamvoll.

Der Radweg besteht aus hellem, festem Schotter und erlaubt ein zügiges Vorwärtskommen. Bei der Unterführung hinter St. Johann sollten vor allem große Radler den Kopf einziehen. Zwar markiert ein roter Streifen die tief geführte Brücke, aber so mancher Radler sieht diesen Streifen vielleicht bei einer angeregten Unterhaltung nicht und könnte unliebsame Bekanntschaft mit dem Brückenträger machen.

Man kann ewig so weiterfahren, und die fehlenden Steigungen machen diese Tour zu einer entspannten Spazierfahrt. Man hat genügend Zeit und auch Gelegenheiten, die eindrucksvolle Landschaft links und rechts des Radwegs zu genießen.Bei schönem Wetter sieht man links – auf der Rückfahrt rechts – die grauen Felswände und -spitzen des Wilden Kaisers aufragen, und das Kitzbüheler Horn ist mit seinem Funkmast auf dem Gipfel stets ein markanter Orientierungspunkt. Wer Lust und Zeit hat, kann die Dörfer auf der Strecke erkunden, in denen es oft urige Gastwirtschaften oder helle Cafés mit hervorragendem Pflaumenkuchen gibt. Man kann sich die Tage in Tirol also auch dann schön gestalten, wenn einmal nicht die Sonne scheint und graue Wolken im Tal liegen.

Frank Raudszus

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