Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ in Darmstadt. Shakespeares von leichtlebigen Liebeshändeln eingerahmte Geschichte vom raff- und rachsüchtigen Juden Shylock bietet sich geradezu an für eine affirmative, das „gesunde Volksempfinden“ antezipierende Inszenierung, wie wir sie von französischen Stücken à la Molière kennen. Ein mieser kleiner Geldhändler erhält für seine geradezu perversen Rachegelüste von der Gesellschaft die passende […]
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Kindfrau statt Kriegerin
Heinrich von Kleists „Penthesilea“ im Frankfurter Schauspiel. Von dem personellen Wechsel an der Spitze des Frankfurter Schauspiels hatten sich viele einen Aufbruch zu neuen Ufern und alten Stärken erhofft. So erwartete man im Rhein-Main-Dreieck gespannt die Premieren der neuen Saison. Immerhin hatte sich die Intendanz mit Heinrich von Kleists „Penthesilea“ viel vorgenommen. Das als schwer spielbar […]
„Der Tod aus Liebesnot“
Dass Liebe und Tod Geschwister sind, ist eine der Literatur wohl bekannte Erkenntnis – dem praktischen bürgerlichen Leben gottlob weniger. Und von Shakespeares „Romeo und Julia“ bis zu Richard Wagners „Tristan und Isolde“ spannt sich ein über vierhundertjähriger Bogen zu diesem Thema. Bei letzterem hat bekanntlich die unerfüllte Liebe zu der Bankiersfrau Mathilde Wesendonck maßgeblich […]
Figaro zwischen Bagger und Handy
Mozarts „La Nozze di Figaro“ in einer eigenwilligen Inszenierung Wieder einmal stand am 12. Februar bei der Premiere von Mozarts „Figaro“ ein Repertoire-Renner auf dem Prüfstand der Neu- Inszenierungen. Natürlich fragte man sich, wie denn die neue Aufführung diesen Klassiker darreichen würde, ohne in die Falle der Beliebigkeit und der Wiederholung zu gehen. Vorab sei […]
Dunkle Mythen in Musik gegossen
Wenn etwas zu bedauern ist dann, dass wir die Darmstädter Inszenierung von Richard Strauss´ Oper „Die Frau ohne Schatten“ erst jetzt, drei Monate nach der Premiere, gesehen haben und unseren Lesern vorstellen können. Aber bisweilen kämpft der persönliche Terminkalender halt gegen den Spielplan. Friedrich Meyer Oertel und Marc Albrecht haben offensichtlich eine besondere Affinität zu […]
Wunsch und Wirklichkeit des ewigen Lebens
Leos Janáceks Oper „Die Sache Makropulops“ im Staatstheater Darmstadt. Wer hat nicht schon einmal den Wunsch nach dem ewigen oder zumindest Jahrhunderts überspannenden Leben verspürt? Die Zeitgenossen altern und dahinschwinden zu sehen, langfristige historische und technische Entwicklungen mitzuerleben und alle Facetten des ach so kurzen menschlichen Daseins voll auszukosten? Der tschechische Schriftsteller Karel Capek (1890-1938) hat […]
Fröhliche Renaissance der Commedia dell´arte
Commedia dell´arte – das war das vergnügliche, improvisierte Theater im Italien der Renaissance um Alltagsgeschichten und typische Vertreter der damals repräsentativen Stände. Meist handelten die kaum durchstrukturierten Stücke von Liebe, Verwechslung, Raffgier und listigen oder tölpelhaften Bediensteten. Carlo Goldoni (1707-1793) hat dieser Gattung mit dem Lustspiel „Diener zweier Herren“ ein Denkmal gesetzt. Der Pantalone – […]
Entschlackungskur für einen Repertoire-Renner
George Bizets „Carmen“ im Staatstheater Darmstadt „Auf in den Kampf,…….“ – wer kennt nicht die Anfangstakte der berühmten Torero-Arie aus Bizets Carmen. Und damit ist bezüglich eventueller Erwartungshaltungen auch schon alles gesagt. Nimmt man dazu noch den Umstand, daß trotz herrlichem Sommerwetter das Große Haus des Staatstheaters Darmstadt zur Premiere restlos ausverkauft war, so ahnt […]
Emotionen wie in Stein gemeißelt
Seit der Uraufführung 1835 in Neapel hat sich Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“ in den Programmen der großen Opernhäuser gehalten. Donizetti und sein Librettist Cammarano hatten den Roman „The Bride of Lammermmoor“ des Schotten Sir Walter Scott auf die wesentlichen Elemente verkürzt, die Namen etwas unmotiviert ins Italienische übertragen und mit der Vertonung das Publikum […]
Alfred Grosser: „Deutschland in Europa“
Mit der politischen Wende in Europa im Jahre 1989 und der anschließenden Wiedervereinigung Deutschlands ist bei unseren europäischen Nachbarn die Befürchtung vor einer neuen Dominanz Deutschlands gewachsen, die auch ohne die verbrecherischen Auswüchse des Dritten Reiches ausreichend Zündstoff für zukünftige Konflikte beinhalten würde. Vor allem Frankreich hat von Anfang an solche Vorbehalte gehegt. Man mag […]