
Abstieg in die Abgründe der Seele
Die biblische Geschichte von Judith und Holofernes berichtet von der mutigen Witwe, die den grausamen Feldherrn erst verführt und dann umbringt, um ihre Stadt vor der Zerstörung zu retten. Die Verführung ist dort lediglich ein Mittel zum Zweck, und die Tatsache, dass Judith trotz kurzer Ehe noch Jungfrau ist, darf man aus biblischer Sicht als […]

Sasha Maria Salzmann:“Ausser sich“
Der Debütroman von Sasha Maria Salzmann ist harte Kost. Er begleitet die Zwillinge Alissa und Anton, die in Moskau das Licht der Welt erblicken. Sie wachsen in sehr beengten Verhältnissen auf und werden schon früh mit den Gewaltausbrüchen des Vaters konfrontiert. Sie versuchen, sich zu schützen, indem sie sich ineinander verkrallen, quasi miteinander verschmelzen. Als […]

Ein Fenster zur chinesischen Kunst
Mit chinesischer Kunst assoziiert man heute spontan Ai Weiwei, den rebellischen Künstler, der nach mehreren Prozessen und einem Gefängnisaufenthalt nach Europa ausreisen durfte. Dass die zeitgenössische chinesische Kunst jedoch neben diesem Meister der Selbstvermarktung ein breites Spektrum an Talenten und Stilrichtungen aufweist, ist bisher nur Kennern der Szene bekannt. Die Kunsthalle Darmstadt hat daher zusammen […]

Eine dichte Parabel über Leid, Tod und Erlösung
Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ – entstanden im Jahr 1840 – reiht die Musikwissenschaft gern in die Kategorie „romantische Oper“ ein. Das ist angesichts der Entstehungszeit und des vordergründigen Sujets durchaus nachvollziehbar: die Geschichte des Seemanns, der zu ewiger Seefahrt verdammt ist, bis ihn die selbstlose Liebe einer Frau erlöst. Naturgewalten, geheimnisvolle Transzendenz und […]

Beethoven .. das Dritte
Das diesjährige Rheingau-Musik-Festival stand nicht zuletzt im Zeichen der Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens. Die letzten dieser Serie – und damit die wichtigsten – erklangen alle im Friedrich-von-Thiersch-Saal des Kurhauses Wiesbaden, und alle wurden von jungen Pianisten der neuen Generation vorgetragen: das vierte von Jan Lisiecki, das fünfte von Igor Levit und nun – zum Abschluss – […]

Jasna Zajcek: „Kaltland“
Die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 hat die ganze Nation bewegt und auch gespalten. Neben einer aktiven „Willkommens“-Fraktion hat sich – vor allem im Umkreis der AfD – eine signifikante Abwehrfront gegen Migranten und Asylanten gebildet. Die Journalistin Jasna Zajcek wollte nicht nur aus der Peripherie der medialen Proteste oder aus den Zentren der Willkommenskultur berichten, […]

Innenschau und Expressivität
Ein klassisches Sinfoniekonzert beginnt üblicherweise mit einem kurzen Orchesterwerk, dem das Solokonzert als Zentrum folgt. Den Abschluss bildet dann eine Sinfonie oder vergleichbares Werk. Das Konzert des Tonhalle-Orchesters aus Zürich zusammen mit Igor Levit als Solo-Pianist im Rahmen des Rheingau-Musik-Festivals im Kurhaus Wiesbaden fand jedoch in anderer Konstellation statt: am Anfang stand Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 […]

Dominik K. Rettinger: „Die Klasse“
Die Strickmuster erfolgreicher Polit-Thriller gleichen sich meist und ergeben sich zwangsläufig aus dem Buhlen um möglichst hohe Leserakzeptanz. Folgende Aspekte sind dabei zu beachten: Man konstruiere ein möglichst abscheuliches Verbrechen, das von der „bösen“ Partei geplant wird. Damit erreicht man mit hoher Wahrscheinlichkeit die Identifikation der Leser mit den „Guten“, da Zweifel an der moralischen […]

Jean-Pierre Otelli: „Pilotenfehler“
Die zivile Luftfahrt gilt als eines der sichersten Verkehrsmittel, weit vor Straßenbahn, Eisenbahn, Bus und vor allem dem Auto. Dennoch rufen Flugzeugabstürze jedes Mal Entsetzen hervor und erzeugen Flugangst, weil dabei meist eine große Zahl von Toten zu beklagen ist und weil das Gefühl der totalen Abhängigkeit im Flugzeug besonders stark ausgeprägt ist. Nicht zuletzt […]

Jan Schomburg:“Das Licht und die Geräusche“
Dieser Roman gehört zu einer Gattung, bei der man sich fragt, ob sie sich speziell an Jugendliche wendet oder aber einem unspezifischen Publikum die Probleme des Erwachsenwerdens nahebringen will. Im letzteren Fall besteht stets das Problem, dass der erwachsene Leser diese Lebensphase längst überwunden hat und dem Buch außer einem gewissen Wiedererkennungseffekt nichts abgewinnen kann. […]