
Absurdistan ist überall
Thomas Melle ist eigentlich Romanschriftsteller und war letztes Jahr bereits für den Buchpreis nominiert. Mit „Ännie“ hat er sich auf die Theaterbühne gewagt, doch merkt man diesem Stück den literarischen Schwerpunkt seines Autors deutlich an. „Ännie“ ist eher eine Collage von Meinungen, Befindlichkeiten, Vorurteilen und Ängsten, die der Autor wie auf einer weiten Fläche vor […]

Tödlicher Wettkampf zweier Egomanen
Das 19. Jahrhundert war eine Epoche der großen geographischen Entdeckungen innerhalb der bekannten Kontinente. Nur die unwirtlichen Gegenden der Arktis und Antarktis hatten sich gegen eine eingehende Erkundung gesperrt. Doch gerade die beiden Pole übten wegen ihrer singulären Eigenschaften einen besonders hohen Reiz auf Entdecker und Forscher aus. Angesichts der schnell schrumpfenden Zahl spektakulärer Entdeckungsobjekte […]

Timothy Snyder: „ÜberTyrannei – zwanzig Lektionen über den Widerstand“
Timothy Snyder lehrt Geschichte an der Yale University und ist für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet worden. Anlässlich der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat Snyder eine Liste von Verhaltensempfehlungen für einen proaktiven und effizienten Widerstand gegen eine gefährliche Entwicklung formuliert, die er mit Donald Trump auf die USA und die Welt zukommen sieht. Snyder macht […]

Bezwingende Körpersprache zu archaischen Rhythmen
„Rough Lines“ – „Rauhe Linien“ lautet der Titel der neuesten Produktion des Hessischen Staatsballetts, und diese Bezeichnung trifft den Charakter der Produktion punktgenau. Die beiden israelischen Choreographen Itamar Serussi und Hofesh Shechter präsentieren in Darmstadt ihre Choreographien „Fall“ und „In Your Rooms“, die bei aller Unterschiedlichkeit im Detail dennoch viel Gemeinsamkeiten aufweisen und damit das […]

Wie man einem hohen Anspruch mehr als gerecht wird
Wenn man ein Sinfoniekonzert mit einem von Beethovens großen Werken anbietet, ist das stets mit einem gewissen Risiko verbunden. Denn zu oft sind diese Werke bereits in den unterschiedlichsten Interpretationen erklungen, und das Publikum kommt oftmals mit einer bestimmten Erwartungshaltung hinsichtlich Interpretation und Qualität. Das Staatstheater Darmstadt hatte dieses Risiko durch die Verpflichtung des Star-Violonisten Frank-Peter […]

Des Menschen Leid verdichtet in derStimme
Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ ist eines der faszinierendsten, anrührendsten und abgründigsten Werke der Musikliteratur. Es enthält nahezu alle Ausdrucksvarianten menschlicher Sehnsüchte und Enttäuschungen bis hin zur todesnahen Resignation. Als ein Eckpfeiler bürgerlicher Kunst- und vor allem Musikauffassung wurde es oft künstlerisch überhöht und von allem allzu Menschlichen entkernt. Der Bariton André Schuen hat in seinem […]

Bittere Groteske über das Tier im Menschen
Eines hat diese schräge Inszenierung des Staatstheaters Darmstadt sicherlich bereits mit der Premiere erreicht: eine Diskussion zwischen den verschiedenen Lagern des Publikums. Denn wenn man ihr ein Attribut auf jeden Fall nicht anheften kann, dann die der Langeweile. Das beginnt mit dem Bühnenbild, steigert sich bei den Kostümen und trifft auch auf den Ablauf der […]

Leise rieselt der Sand
In der Rotunde der Frankfurter Kunsthalle Schirn, die bereits des Öfteren Ausstellungsort für avantgardistische Installationen war, stehen zwei Edelstahl-Skulpturen, die man ohne Wissen der aktuellen Ausstellung auch für besonders edle Abfall- oder gar Streusalzbehälter halten könnte. Letztere Interpretation stützt auch der scheinbar zufällig um die Skulptur liegende Sand. Die etwa bis zur Schulter reichenden Elemente […]

Das Hohelied von Lust, Liebe und Erlösung
Diese Rezension kann nur einen Teileindruck der Darmstädter Inszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ liefern, da der Rezensent aufgrund eines Irrtums über den Beginn nur einen Teil der Aufführung sehen konnte. Diese eingeschränkte Präsenz reichte jedoch bereits, um einen Eindruck von dieser Inszenierung zu gewinnen, verdichten sich doch gerade zum Schluss hin alle Elemente und führen zu einem […]

Laura Fuchs/Martin Gülich: „Die fabelhafte Reise des Gaspard Amundsen“
Gaspard Amundsen ist ein ausgewachsenes Großstadt-Krokodil. Er lebt jedoch nicht im Wasser sondern in einer gemütlichen Altbauwohnung mit vielen Büchern. Er ist schon hundertsieben Jahre alt, was ihmbisweilen zu schaffen macht, denn es zwickt hier und da. Irgendwie spürt er eine innere Unruhe und kommt auf die Idee, endlich einmal die Welt zu erkunden. Um im […]