
Arsen und Spitzenhäubchen am Kiez
Das Hambuger St. Pauli Theater präsentiert die mordlüsternen Tanten Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ist New York noch eins mit sich, und der europäische Tumult beschäftigt wenn überhaupt nur die Zeitungen. Amerika ergötzt sich ein wenig an Charly Chaplins „Der Große Diktator“ – eine Hitlerparodie, die den Schrecken von Übersee in ein unpassendes Tütü zwängt. […]

Variationen der menschlichen Oberfläche
Als Adam und Eva den Apfel gegessen hatten, wurden sie sich ihrer Nacktheit bewusst und schämten sich. Seitdem trägt der Mensch Kleidung – nicht zuletzt, um die Blößen zu bedecken. Dabei gewinnt die Kleidung den Charakter einer zweiten Haut, die einerseits dem Statusgewinn dient, andererseits eine Schnittstelle zur Umwelt und damit zur Natur bildet. Die […]

Julia Zange: „Realitätsgewitter“
Marla ist zum Studium von ihrem kleinen Dorf nach Berlin gezogen. Dort versucht sie, sich irgendwie über Wasser zu halten. Die Einsamkeit, die sie in eine unendliche Traurigkeit gestürzt hat, dringt förmlich durch die Buchseiten in die Seele des Lesers. Über das Internet sucht sie Kontakte, trifft sich mit Männern und Jungs, die sich ebenso […]

Saphia Azzeddine: „Mein Vater ist Putzfrau“
Paul, vom Vater Polo genannt, ist Sohn einer Migrantenfamilie in Frankreich. Seine Mutter ist gelähmt und schaut den ganzen Tag fern oder spielt Sudoku. Den heimischen Herd hat Polos Vater „runter gesägt“, so dass die Mutter hin und wieder Crèpes backen oder die Lieblingsravioli aus der Dose aufwärmen kann. Der Vater und Ernährer der Familie […]

Mit der Schreibmaschine ins Neue Jahr
Neujahrskonzerte sind überwiegend der beschwingten Unterhaltung und dem Humor in der Musik gewidmet und wollen den Zuhörern einen guten Start ins neue Jahr ermöglichen. In Wien hat sich sogar über Jahrzehnte das Ritual entwickelt, den stets am Schluss des Konzerts gespielten „Radetzky-Marsch“ begeistert mitzuklatschen. Das Staatstheater Darmstadt folgte diesem Brauch im Großen und Ganzen, nur […]

Charles C. Mann: „Amerika vor Kolumbus“
Der Bevölkerung des amerikanischen Kontinents vor dessen Entdeckung durch Christoph Kolumbus eilt der Ruf voraus, quasi in paradiesischer Eintracht mit der Natur gelebt und diese nicht – wie die Europäer – unterworfen zu haben. Das gilt vor allem für die nordamerikanischen Indianer, die man nur als Jäger kannte, nicht aber als Landwirte. Dass Karl May […]

Ian Kershaw: „Höllensturz“
Anlässlich der hundertsten Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs sind in den letzten Jahren umfangreiche Beschreibungen und Analysen erschienen. Christopher Clark hat in den „Schlafwandlern“ minutiös die letzten Monate vor dem Ersten Weltkrieges seziert, Herfried Münkler den Verlauf eben dieses Krieges in „Der große Krieg“ im Detail beschrieben und Adam Tozze in „Sintflut“ die Umbrüche in den […]

Tomi Ungerer: „Warum bin ich nicht du?“
Schon der Titel dieses Buches stellt eine ganz einfache – und nahe liegende ! – kindliche Frage dar, die zu beantworten ganze Generationen von Philosophen, Theologen, Dichtern und neuerdings auch Neurowissenschaftler beschäftigt. Tomi Ungerer steht dabei vor der zusätzlichen Herausforderung, die Antworten so zu formulieren, dass sie auch Kinder unter zehn Jahren verstehen. Die Frage […]

Saphia Azzeddine: „Bilqiss“
Die junge Bilqiss lebt in einem nicht näher identifizierten muslimischen Land und ist zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. In einer spontanen Handlung hat sie es gewagt, vom Minarett den „Adhan“, den muslimischen Gebetsruf, zu verkünden. Dabei hat sie jedoch nicht den üblichen Text verwendet, sondern den Gläubigen zugerufen, dass Allah auch denen verzeiht, die […]

Nikos Kazantzakis: „Im Palast von Knossos“
Der Mythos besagt, dass dem Palast von Knossos auf Kreta ein Labyrinth angeschlossen war, in dem der Minotauros hauste, ein Wesen, das halb Mensch, halb Stier war. Diesem fürchterlichen Ungeheuer mussten jedes Jahr die sieben schönsten Jungfrauen und die sieben besten Jünglinge aus Athen geopfert werden, denn Athen hatte den Krieg gegen Knossos verloren. Der […]