
Musik der Verinnerlichung
Die Barockmusik hat zwei Gesichter: den mal pompösen, mal gravitätischen Ausdruck der höfischen und – auch! – der geistlichen Musik auf der einen Seite und den verinnerlichten Blick des Volkes, der sich in der Kammermusik niederschlägt, auf der anderen. Diese Musik durchzieht der Grundton des Lamentos über das Leiden der Welt, der sich erst mit […]

Stephan Thomé: „Gott der Barbaren“
Ein gewaltiges Werk von über siebenhundert Seiten hat Stephan Thomé mit diesem Roman verfasst und dabei versucht, sich teils mit Fakten, teils mit Fiktion China Mitte des 19. Jahrhunderts zu nähern. Die Engländer sehen in China einen gigantischen Markt, auf dem sie mit Opium riesige Geschäfte machen können. Sie errichten unter dem Vorwand, das Christentum […]

Frank Schulz: „Anmut und Feigheit“
Frank Schulz ist Norddeutscher mit besonderem Bezug zum Großraum Hamburg. So spielen viele seiner Geschichten auch in dieser Region und mit eindeutig autobiographischem Hintergrund. Zentrale Geschichten befassen sich mit einem geisteswissenschaftlich gebildeten – studierten? – Mann Ende fünfzig, der nicht nur seine gesellschaftliche Umwelt bis ins letzte psychologische Detail beobachtet, sondern vor allem sich selbst […]

Marion Poschmann: Die Kieferninseln. Roman
In ihrem 2017 erschienenem Roman „Die Kieferninseln“ erzählt Marion Poschmann von der überraschenden Pilgerreise ihres Protagonisten Gilbert Silvester in den Norden Japans. Es ist Gilberts Weg der Abwendung von sich selbst, der ihn schließlich zu einer neuen Sicht auf sein Leben führt. Gilbert Silvester, unscheinbarer Wissenschaftler, Privatdozent, irgendetwas zwischen 40 und 50, träumt, dass seine […]

Juli Zeh: Neujahr
Mit ihrem neuen Roman „Neujahr“ legt Juli Zeh die packende Aufdeckung einer frühkindlichen Traumatisierung vor, die die Leserin von der ersten Seite an gefangen hält. Henning, verheiratet mit Theresa, zwei Kinder, lebt eine moderne Partnerschaft, in der beide Eltern sich Haushalt und Kinderbetreuung teilen. Beide arbeiten in Teilzeit, sie als Steuerfachfrau im Home-Office, er als […]

Karen Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer – Roman über die seelische Zerstörung der Annette von Droste-Hülshoff
Karen Duves neuer Roman „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ umfasst die Jahre 1817 bis 1821 im Leben der Annette von Droste-Hülshoff. Duve geht es um die seelische Zerstörung der klugen und rebellischen jugendlichen Annette, die mit scharfem, analytischem Blick ihre Umwelt kommentiert. Dabei kennt sie keinen Respekt vor den Geistesgrößen, die im Hause ihres Vaters und […]

John Jay Osborne: „Liebe ist die beste Therapie“
Charlotte und Steve haben sich gerade getrennt. Charlotte hat eine neue Wohnung bezogen. Jetzt sitzen beide in der Ehetherapie bei Sandy – ein letzter Versuch, die Ehe doch noch zu retten. Der Leser nimmt gemeinsam mit dem Paar an über dreißig Sitzungen bei der Therapeutin Sandy teil und vollzieht den mühsamen Weg des „Wieder-zueinander-Findens“ nach. […]

Hans-Joachim Hinrichsen: „Franz Schubert“
Der 1828 im Alter von einunddreißig Jahren verstorbene Franz Schubert stand den überwiegenden Teil seines Lebens – objektiv und vor allem subjektiv – im Schatten Beethovens. Schlimmer noch als im Falle eines bereits verstorbenen Vorbildes erlebte und erlitt er Beethovens Größe und Einfluss während seiner gesamten musikalischen Karriere. Das bewunderte Vorbild war ihm stets zwanzig […]

Sayaka Murata, Die Ladenhüterin, Roman
In ihrem Roman „Die Ladenhüterin“ lässt Sayaka Murata das Leben einer scheinbar bedeutungslosen, von der Umwelt als nicht normal angesehenen Außenseiterin Revue passieren. „Aufgewachsen bin ich in einem Vorort, in einer ganz normalen, liebevollen Familie. Dennoch war ich ein sonderbares, etwas verhaltensauffälliges Kind.“ So beschreibt Keiko, die Ich-Erzählerin , sich selbst als Kind. Sie fällt […]

Hänsel und Gretel als Produkt von Brüderchen und Schwesterchen
Das Landestheater Detmold präsentiert die Märchenoper von Engelbert Humperdinck und Adelheid Wette. Wer glaubt, er oder sie kenne das eine Libretto von Hänsel und Gretel, wird schon bald eines Besseren belehrt. Wo das Grimmsche Original, namentlich „Brüderchen und Schwesterchen“, noch von der wirklich bösen Mutter spricht, die ihre Kinder mutwillig im Wald aussetzt, sieht das […]