Christoph Hein: „Verwirrnis“

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Für Friedeward Reingeling und Wolfgang Zernick beginnt auf einer gemeinsamen Fahrradtour zur Ostsee ein neuer Lebensabschnitt. Waren sie doch gerade noch zwei naive Schüler der elften Klasse und hörten bis auf kleine Eskapaden auf ihre Eltern und Lehrer. Doch beim Nacktbaden am Strand entdecken sie beide ihre Homosexualität und ihre gegenseitige Zuneigung. Aus einer Jungenfreundschaft wird so unvermutet ein Liebesverhältnis.

Leider haben sie jedoch das Pech, dass „schwul sein“ in der DDR der fünfziger Jahre nicht nur geächtet sondern sogar strafbar ist. Es gilt als krankhaft und Sünde vor Gott. Deshalb schlägt Friedewalds Vater seinen Sohn mit einer Siebenschwänzigen Katze halbtot, als er den Verdacht hegt, dass der Junge „vom anderen Ufer“ sein könnte. Er will das „Abartige“ buchstäblich aus ihm herausprügeln.

Doch es hilft alles nichts. Die jungen Männer, die sich auch sonst sehr gut verstehen – sie sind Seelenverwandte -, finden immer wieder Mittel und Wege, sich heimlich zu treffen. Welche Lügengebäude sie um sich herum aufbauen müssen, um der Gesellschaft zu genügen und ihre Leidenschaft zu verstecken, davon handelt dieser Roman. Er erzählt aber auch von Deutschland als zerrissenem, zweigeteilten Land, von den Unterschieden in Ost- und Westdeutschland und schließlich vom Zusammenbruch der DDR.

Christoph Hein legt als Zeitzeuge wieder einen packenden aber auch historischen Roman vor, der vor allem jüngere Leser in eine unbekannte, weil nun schon seit nahezu dreißig Jahren verschwundene Welt einführt. Das Buch ist im Suhrkamp-Verlag erschienen, umfaqsst 304 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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