Ian McEwan: „Maschinen wie ich“

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In diesem Roman wird in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Traum der Menschheit wahr. Schon immer haben Menschen danach gestrebt, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Dank der Entwicklung der „Künstlichen Intelligenz“ konnte ein Android erschaffen werden, der ständig dazulernt und sich dadurch unaufhaltsam weiter entwickelt. Auch rein äußerlich umgibt ihn kein starres, roboterähnliches Gehäuse mehr, sondern ein gefälliger, weicher und warmer Körper wie beim Menschen auch.

Charlie, Anfang 30 und durch eine Erbschaft zu Geld gekommen, lässt sich auf das Experiment mit Adam – so heißt der Kunstmensch – ein. Für 86.000 Pfund erwirbt er eines der zwölf männlichen Exemplare namens „Adam“. Außerdem gibt es noch dreizehn weibliche, „Eve“ genannte Pendants. Adam muss nach dem Erwerb erst zum Leben erweckt werden. Sein Bauchnabel besteht aus einer Buchse, über die Adam sechzehn Stunden lang aufgeladen wird.

Anfang wirkt alles an Adam noch steif und ungelenk, aber er verbessert sich in rasantem Tempo sowohl motorisch als auch intellektuell, bis er sich kaum noch von einem Menschen unterscheidet. Das geht soweit, dass er mit Charlies Freundin Miranda Sex hat, weil er sich in sie verliebt hat. Das bringt den Roman kurzfristig auf ein banales Niveau. Glücklicherweise entwickelt sich die Handlung doch noch in eine überraschend andere Richtung, die durchaus zu denken gibt. Miranda verbirgt ein dunkles Geheimnis, der Android Adam spekuliert für Charlie auf dem Aktienmarkt und gewinnt dabei so viel Geld, dass die „ménage à trois“ sehr gut davon leben kann.

Doch gegen Ende des Romans kippt die glückliche Stimmung und Adams zunehmend emanzipiertes Verhalten bringt Charlie zur Weißglut. Zum Schluss wirft der Roman die moralische Frage auf, ob der Mensch seinen Androiden einfach zerstören kann, weil dessen freie Entscheidungen sein eigenes Lebenskonzept empfindlich stören.

Der Roman liest sich flott, ist spannend geschrieben und bearbeitet aktuelle Fragestellungen. Doch dabei hat der Autor doch etwas zuviel Nebenhandlungen hineingepackt.

Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 405 Seiten und kostet 25 Euro.

Barbara Raudszus

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