Das Staatstheater Darmstadt stellt das Programm für die Spielzeit 2012/2013 vor

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Mit Optimismus und „Verantwortung“ in die neue Saison
 
Das Staatstheater Darmstadt stellt das Programm für die Spielzeit 2012/2013 vor
Nachdem sich die um das Staatstheater Darmstadt tosenden Wogen des Woogs gelegt haben, kann der Blick wieder frei nach vorne schweifen. Am 10. Mai stellte die versammelte Führungsmannschaft des Staatstheaters das Programm für die neue Spielzeit vor, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Theatermacher wieder viel vorgenommen haben. Grund genug für einen gesunden Optimismus gibt es durchaus, denn das Staatstheater kann auf eine weiter gestiegene Auslastung von über 80 Prozent in der zu Ende gehenden Saison verweisen. Darüber hinaus haben die Träger – das Land Hessen und die Stadt Darmstadt – weiterhin einen Zuschauss in der bisherigen Höhe fest zugesagt. Zwar gibt es keine Erhöhung, aber der Verzicht auf weitere Sparrunden ist in diesen Zeiten bereits als echter Fortschritt zu werten. Die aktuellen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst betreffen das Theater derzeit nicht, da die Tarifverträge noch einige Zeit laufen.

So konnte man nicht nur ohne die Sorgen planen, die heute andere Theater, etwa in Nordrhein-Westfalen – plagen. Die geringe Fluktuation im Ensemble, die nicht zuletzt auf die finanzielle Situation vieler Theater zurückzuführen ist, sorgt dabei für eine erfreuliche Stabilität, die den Planungen zugute kommt.

Das Musiktheater startet mit dem Musical „La cage aux Folles“ in die neue Saison, das laut Intendant und Opernchef John Dew gar nicht so lustig ist, wie es uns Wikipedia weismachen will. Man wird sehen. Im weiteren Verlauf der Saison wird des Jubilars Verdi mit „Die Macht des Schicksals“ gedacht, dann folgen neben der Doppeloper „Cavalleria rusticana/Der Bajazzo“ und Donizettis „Don Pasquale“  Hector Berliozs Monumentalwerk „Die Trojaner“ und Richard Strauss´ „Salome“. Die neuere Musik ist durch Wolfgang Rihms „Jakob Lenz“ vertreten, wiederum eine Verbeugung vor einem Jubilar: Georg Büchner.

Mei Hong Lin wird mit ihrem Tanztheater zwei satirische Choreographien uraufführen: bei „Lala auf der Couch“ geht es um die Mode der Psychotherapie und in „Tödlicher Genuss“ um das Essen – „La grande bouffe“ lässt grüßen? Dazu tritt das Wiesbadener Ballett unter Stephan Toss mit „Blaubarts Geheimnis“ auf.

Das Schauspiel hat sich ein sehr umfangreiches Programm vorgenommen. Laut Schauspieldirektor Martin Apelt zieht sich der Begriff „Verantwortung“ als roter Faden durch die Saison. So muss Schillers Jeanne d´Arc – als „Nicht-Holländerin“ – Verantwortung für Frankreich übernehmen, in Heinrich Manns „Der blaue Engel“ lässt Professor Unrat sämtliche Verantwortung für seinen bürgerlichen Status vermissen, während das Staatstheater Darmstadt wiederum Verantwortung für eine Reihe von Lizenzgebühren übernehmen muss. Molières „Tartuffe“ übertreibt es mit der Verantwortung für die Religion, während in des Jubilars Büchner satirischer Groteske „Leonce und Lena“ plötzlich ein Paar „wider Erwarten“ einen Zwergstaat übernehmen soll. Ernster weil zeitgenössischer ist dagegen Peter Schanzs „Fritz Haber Deutsch oder Stimmt die Chemie?“, in dem die Ambivalenz moderner Wissenschaft im Mittelpunkt steht. Eine Reihe von kleineren immergültigen und zeitgenössischen Stücken für die Kammerspiele von Sophokles („Antigone“) bis Lauterbach („Der Chinese“) runden das Thema „Verantwortung“ ab, und vier Neu-Inszenierungen für die beliebte Reihe „Bar-Festspiele“ in der Bar der Kammerspiele bilden das „Sahnehäubchen“ auf dem umfangreichen Angebot.

Das Sinfonieorchester unter der Leitung von Martin Lukas Meister, dem man seine Schweizer Herkunft nur bei höchst konzentriertem Hínhören noch anmerkt, wird sich – wen wunderts – viel mit Berglandschaften beschäftigen, so mit Richard Strauss´“Alpensinfonie“ oder mit Franz Liszts „Berg-Symphonie“. Das 4. Sinfoniekonzert wird ganz der Wiener Klassik mit Haydn und Mozart gewidmet sein, das folgende fünfte dann der Romantik mit Mendelssohn und Schumann. Im sechsten Konzert trumpft dann wieder die Schweiz mit Hans Hubers 7. Sinfonie auf, dann lockt der Orient mit Rimsky-Korsakows „Scheherazade“. Den Abschluss bildet wieder ein monumentaler „Alpenkönig“: Anton Bruckners 4. Sinfonie, die „Romantische“.

Die insgesamt zehn Kammerkonzerte führen wieder international bekannte Ensembles und Solisten aller Instrumentengattungen nach Darmstadt, und „Kompaktkonzerte“ als Klassik-Einstieg für junge Leute, Kinderkonzerte für die ganz Kleinen sowie die beliebte Reihe „Soli fan Tutti“ mit Mitgliedern des Staatstheaters vervollständigen das vielfältige Angebot. Man kann nur hoffen, dass die jungen Leute dieses Angebot annehmen und einen Motivationsschub hinsichtllich der Musik erfahren, die man so gerne die „klassische“ oder „E“-Musik nennt.

Frank Raudszus

 

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