Am 30. Juni feiert das Rheingau-Musik-Festival sein jährliches Sommerfest

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Impressionen vom Sommerfest auf Schloss Johannisberg
…und auch Petrus hat nur kurz gedroht

Am 30. Juni feiert das Rheingau-Musik-Festival sein jährliches Sommerfest
Der letzte Junitag hat für das Rheingau-Musik-Festival besondere Bedeutung. Vor fünfundzwanzig Jahren überlegten die Organisatoren dieses damals noch sehr jungen Festivals – allen voran der „Erfinder“ Michael Herrmann – , ob man nicht ein Sommerfest veranstalten könne, mussten aber einsehen, dass dafür das Geld nicht reichte. Als jedoch Klaus Wisser, heutiger Vereinsvorstand und schon damals erfolgreicher Unternehmer, feststellte, dass der geplante Termin auf seinen Geburtstag fiel, war das Problem gelöst. Seitdem findet das Sommerfest – wenn möglich – genau an diesem Tag statt, und ausgerechnet zum 25. Jubiläum fiel dieses Datum wieder einmal auf einen Samstag. Welch Zufall! 

Hausherr Michael Herrmann erzählte diese Geschichte nicht ganz ohne Rührung, und als nach seiner Begrüßung Ministerpräsident Bouffier in seiner launigen Ansprache auf Hermanns besondere Verdienste um das Rheingau-Musik-Festival zu sprechen kam, sah man den so Gelobten mit der Rührung kämpfen.

Doch genug der rührenden Einleitung. An diesem Tage hatte eine brütende Hitze geherrscht, und erst gegen Abend hatte sich eine leichte und etwas kühlere Brise eingestellt. Die Wettervorhersagen waren durchaus kritisch, drohten doch angeblich aller Orten schwere Unwetter. Doch der Himmel blieb diesem Jubiläum gnädig und beließ es bei einigen von ferne anrückenden Ausläufern von Gewitterböen, die an den empfindlichen Mikrophonen das Geräusch fernen Donnergrollens erzeugten und obendrein noch für Abkühlung sorgten. Der Himmel blieb jedoch bis in die späten Abendstunden wolken- und regenfrei.

Zum Anwärmen hatten die Festveranstalter vor dem Abendprogramm nicht nur die Bands „Carmen Brown & Elements“ sowie Grand Jam Session Band feat. Butch Williams“ aufgeboten sondern auch noch für ein weiteres Kleinkunstprogramm mit Kurt Kortenkamp als Sonderling in seiner Isetta sowie dem „Duo Kanal“ mit dem ironischen Walk Act „It´s time to be a gentleman“ gesorgt.

Das offizielle Programm auf der großen Bühne des Cuvée-Hofens brachte Musicalmelodien vom Rundfunkorchester des WDR unter der Leitung von Niklas Willén. Dazu hatte man die Sopranistein Andrea Höcht, den Tenor Michael Weinius und den Bass Simon Bailey engagiert. Das Ensemble präsentierte bekannte Melodien aus „Oklahoma“ (Richard Rogers), „My Fair Lady“ (Frederick Loewe), „Man of La Mancha“ (Mitch Leigh), „The King and I“ (Richard Rogers), „West Side Story“ (Leonard Bernstein) und „Annie Get Your Gun“ (Irving Berlin). Dabei beschränkten sich die Sänger nicht auf die konzertante Wiedergabe der Liedtexte sondern spielten drumherum auch ein wenig Theater. Bei Mitch Leighs Musicalversion von Cervantes´“Don Quichotte“ verbeugte sich Michael Weinius als Sancho Pansa vielmals und unterwürfig vor Simon Bailey, der ihn als „Ritter von der traurigen Gestalt“ mit einer herrischen Handbewegung von der Bühne schickte. Das Lied „I really like him“ des Sancho Pansa interpretierte er ebenso witzig mit hartem Akzent und treuem Augenaufschlag.  Besonders anrührend sang Michael Weinius auch das Lied „Maria“ aus der „West Side Story“, während Andrea Höcht und Simon Bailey sich bei dem Duett „Shall we dance“ aus „The King and I“ blind verstanden. Besodners temperamentvoll und witzig gestalteten Andrea Höcht und Michael Weinius den Song „Anything you can do“ aus „Annie Get Your Gun“, und den Abschluss bildete der von allen drei gesungene Evergreen „There´s no business like show business“ aus demselben Musical.

Danach begann der offene Abend in den anderen Höfen von Schloss Johannisberg. Im Spätlesehof hatte man eine Bühne errichtet, auf der die Rockband „Grand Jam Session Band“ mit Butch Williams als Sänger das Publikum aufheizte. Bis 23 Uhr rockte die Band durch ihr Repertoire, und die umstehenden Zuschauer zuckten dazu mit den Hüften, Armen und Beinen. Erstrangige Vertreter der kulinarischen Kunst boten ihre Kreationen in den umliegenden Ständen an, wobei die alte Regel galt, dass die Menge auf dem Teller sich umgekehrt proportional zu dem Preis verhält. Aber man war ja nicht zum Sattessen hierhergekommen sondern um gepflegt zu schlemmen. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Den krönenden Abschluss des Sommerfestes bildete ein grandioses Feuerwerk, in dem die letzten Währungseinheiten der Euro-Zone in den Rheingauer Himmel geschossen wurden. So in etwa stellt man sich das Finanzgebaren mancher Eurostaaten vor, aber trotzdem – oder gerade deswegen? – hat man es genossen. Danach ging es zwar noch weiter, doch die meisten suchten ihre Fahrzeuge auf, da Schloss Johannisberg tief im Rheingau liegt und Alkohol am Steuer heutzutage eine sehr gefährliche Angelegenheit ist. Leider kann man ja im Schloss Johannisberg nicht übernachten sondern „nur“ feiern….

Frank Raudszus     

 

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