Ein wahrhaft schöner Sommertag bei Musik, Speis und Trank
Das Rheingau-Musik-Festival präsentiert auf Schloss das Familienfest „Rund um den Globus“
In jedem Jahr bietet das Rheingau-Musik-Festival auf Schloss Vollrads ein musikalisches Fest für die ganze Familie an. Da dieses Fest im Freien stattfindet und viele musikalische Darbietungen enthält, wenden sich in jedem Jahr schon Tage vorher sorgenvolle Blicke nach oben, ob denn das Wetter auch mitspielen werde. Eine Freiluftveranstaltung bei regnerischem und kühlem Wetter verdirbt allen die Laune und lässt die Zuschauerzahlen schnell schrumpfen.
Doch am 12. August dieses Jahres herrschte im wahrsten Sinne des Wortes „eitel Sonnenschein“. Schon am frühen Morgen lockte ein wolkenloser Himmel Frühaufsteher aus den Betten, und als das Programm gegen elf Uhr begann, hatte sich daran – außer steigender Wärme – nichts geändert.
In dem weitläufigen Hof und den Gartenanlagen rings um das alte Schlossgemäuer waren verschiedene Bühnen und Stuhlreihen unterschiedlichen Umfangs aufgebaut; dazwischen standen Biertisch-Garnituren, die auf hungrige und durstige Gäste warteten. An verschiedenen Wein-, Weck- und Wurststände bereiteten sich die örtlichen Gastronomen darauf vor, die kulinarischen Wünsche der Gäste zu erfüllen. Obwohl offiziell erst ab elf Uhr Einlass war, strömten schon eine halbe Stunde vorher die ersten Besucher auf das Schlossgelände und beobachteten die Musiker, Bühnentechniker und Standbesatzungen bei ihren Vorbereitungen. Vor dem Nordeingang begrüßte ein Gaukler mit seinem Elefanten, der seltsam menschliche anmutende Bewegungen vollführte, die ankommenden Besucher. Das Wetter war ideal zum Flanieren: warm aber nicht heiß und ein wenig windig.
Das Motto „Rund um den Globus“ verwies auf die verschiedenen Erdteile, aus denen die Musik an diesem Tage kam: Afrika (Senegal), Europa (Spanien), vorderer Orient (Türkei) und Asien (Mongolei). Dazu führte der Zauber-Fakir Aladin im orientalischen Kostüm den kleinen Gästen diverse Zauberkunststücke vor und erzählte Gruselgeschichten, die auch den Großen gut gefielen.
Aus dem Senegal stammte die Gruppe „Mama Afrika“, die zwischen 11 und 16 Uhr drei Mal auf der Hauptbühne im Schlosshof afrikanische Percussionskunst zelebrierte. Allerdings lebt die Gruppe bereits seit Jahren in Nordrhein-Westfalen und ist hier sozusagen eingemeindet. Afrikanische Trommeln und Tänze gehören ebenso zu ihrem Programm wie deutsche Karnevalslieder, die sie auch gerne zusammen mit einer Kölner Band aufführen.
Auf der Bühne am Herrenhaus trat die Flamencotänzerin María Carcía mit ihrer Flamencoschule auf. Auch sie ist in Deutschland aufgewachsen und verbindet so das Musikgefühl zweier Länder miteinander, wobei das heißblütige Wesen des spansichen Flamencos eindeutig überwiegt.
Das Pera-Ensemble besteht aus Türken und Deutschen und bietet türkische Musik mit Barockgitarre, Schalmei, Renaissance-Gambe und pentatonischem Einschlag. Neben traditioneller türkischer Musik spielen sie auch europäische Musik vom Barock bis zur Klassik.
Das „Duo Seidenstraße“ besteht aus dem Deutschen Benjamin Leuschner und dem Chinesen Chanyuan Zhao. Leuschner ist der Schlagzeuger und setzt auch schon einmal einen chinesischen Gong ein, Zhao spielt die 21-saitige Wölbbrett-Zither Guzheng. Zusammen produzieren sie ein berückendes Klanggemisch aus asiatischen und europäischen Elementen.
„Last but not least“ ist die fünfköpfige mongolische Gruppe Egschiglen zu nennen, die unter anderem mit Pferdekopfgeige, Schwanenhalslaute und Schlangenhautgeige antritt und mit besonderer Stimmkunst, Bauchrednern gleich, ihren Kehlen ein ganz eigenes, faszinierendes mehrstimmiges Stimmgeräusch abgewinnt. Dazu tanzt eine farbig kostümierte Tänzerin mongolische Tänze. Auch diese Gruppe ist mittlerweile in Deutschland ansässig und bringt ihre heimatliche Musikkultur den Deutschen nahe.
Die Kombination aus bestem Spätsommerwetter, einem umfassenden kulinarischen Angebot und vielfältigen musikalischen Eindrücken ließ diesen Augustsonntag zu einem denkwürdigen Tag werden, den man durchaus mit dem Zitat beschreiben könnte „Ein jeder sonnt sich heut so gern“, auch wenn in diesem Fall nicht die „Auferstehung des Herrn“ Grund für den Ausflug zum Schloss Vollrads war.
Frank Raudszus
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