Ein Tag im Nkorho Bush Camp und Fahrt durch den Krüger-Nationalpark

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Das

Die Vermessung der Tierwelt

Ein Tag im Nkorho Bush Camp und Fahrt durch den Krüger-Nationalpark

Mittwoch, 17. Oktober

Ein Tag im Bush Camp

Der nächste Tag beginnt wieder mit einem „Game Drive“. Bereits um halb sechs sitzen alle im offenen Jeep, und auf geht die Fahrt in frischer Morgenluft. In langen Kurven durchstreifen die beiden Jeeps den Busch auf der Suche nach aktiven Tieren, doch die wirklich aufregenden unter ihnen – Elefant, Löwe, Leopard, Büffel und Nashorn – wollen sich so früh nicht sehen lassen. Dagegen sieht man schon am frühen Morgen Antilopen, Springböcke, Kudus und Gnus; und natürlich Kleingetier, das über die Wege huscht oder die Baumstämme hinaufjagt.

Beaobachtung einer Elefantenherde. Auf der Motorhaube der Zu letzteren gehört eine Affenfamilie, die so früh schon recht aktiv ist. Eine Begegnung jedoch löst ähnliche Faszination aus wie am Vorabend der Leopard: eine grüne Schlange hat am Wegesrand einen Frosch erwischt und versucht, die zappelnde Beute zu verschlingen. Offensichtlich irritiert unsere Anwesenheit sie, denn plötzlich verliert sie den halb gelähmten Frisch, der grotesk auf einem Bein davonzuhüpfen versucht. Doch er ist nicht mehr schnell genug: mit erstaunlicher Schnellkraft jagt ihm die Schlange nach, wobei sie sich in kraftvollen Bögen vorwärtsbewegt. Nach drei Sekunden hat sie ihn wieder im Maul und lässt ihn dieses Mal nicht mehr los. Mit Eleganz und Kraft – trotz Frosch im Maul – schwingt sie sich senkrecht auf den Zweig eines Busches und richtet sich dort ein, um ihre Beute zu verschlingen. Das ist das freie Leben in der Wildnis: fressen um zu überleben, oder gefressen werden.

Die Zeit zwischen zehn Uhr und vier Uhr nachmittags füllen Frühstück, Entspannung und Mittagessen aus, dann kommt um vier Uhr – wie am Vortag – der nachmittägliche „Game Drive“. Auch dieser bringt wieder viele Tierkontakte, obwohl der der Reiz des Neuen schnell verfliegt. Wir sehen Elefanten beim Schlammbad, eine Gnu-Herde mit kämpfenden Bullen, giftgrüne Chamäleons mitten im gleichfarbenen Blättergewirr – das kein nur ein Experte sehen! – und eine giftige Puffotter. Unser Fahrer und sein „Checker“ vorne auf der Motorhaube suchen unermüdlich nach Tierspuren und finden auch immer wieder Hinweise auf verschiedene Tiere, die hier vor kurzem vorbeigezogen sind.

Beaobachtung einer Elefantenherde. Auf der Motorhaube der „Checker“

Beim obligatorischen „Sundowner“ vor der untergehenden Sonne lernen wir wieder neue Gäste kennen. Die meisten bleiben hier zwei Nächte, und Gäste, mit denen wir uns am Vorabend noch angeregt unterhalten haben, sind an diesem Vormittag wieder abgereist. Aber der Kontakt zu neuen Gästen stellt sich wie von selbst her; der lockere „Sundowner“ spielt da nur noch die Rolle eines Katalysators.

Das Abendessen findet wieder im rundum mit zugeschnittenen Baumstämmen  abgegrenzten Freiluft-Bereich statt, der ähnlich wie die Vieheinfriedungen der Einheimischen angelegt ist. Hier ist eben alles authentisch-afrikanisch. Allerdings gibt es hier auch Bungalows der Extraklasse, die äußerlich im rustikalen Stil gebaut sind, innen jedoch modernste Einrichtungen in geradezu puristischem Stil enthalten: freistehende Badewonne, ringsum verglaste Dusche und – Höhepunkt!  – eine Außendusche mit Zugang vom Bungalow und schulterhohen Wänden. Hier herrscht ein raffinierter Luxus, der jedoch nie aufdringlich wirkt.

Das Personal ist ausgeprochen entgegenkommend und freundlich. Die „Game Drive“-Führer nehmen mehrere Funktionen wahr, so die des Bar-Keepers oder sogar des Kofferträgers, und sind stets ausgeprochen freundlich und hilfsbereit. Allein das „Nkorho Bush Camp“ ist bereits eine Reise nach Südafrika wert…

Donnerstag, 28. Oktober

Impression am StraßenrandAn diesem Morgen verzichten wir auf den morgendlichen „Game Drive“, da wir eine lange Fahrt vor uns haben. Dass die kurz vor unser Abreise zurückkehrenden Fahrer von Löwen und anderen „Big Fives“ erzählen, ist zwar Pech, aber das kann man nicht voraussehen. So nehmen wir ein letztes Bad im Swimmingpool, genießen noch einmal das reichhaltige Frühstück und verlassen etwas wehmütig unseren luxuriösen Bungalow.

Impression am Straßenrand

Das heutige Ziel ist der „Crocodile River“ am südlichen Ende des Krüger-Parks. Dorthin gelangt man entweder über die normale Landstraße R40 im Westen des Parks oder durch den Park. Da einer der „Game Drive“-Führer uns am Vorabend noch einmal die Fahrt durch den Park ans Herz gelegt hat, obwohl dort das Tempo auf 50 km/h begrenzt ist, entscheiden wir uns für diese Variante, auch wenn dies eine Fahrzeit von fünf bis sechs Stunden bedeutet.

Erst einmal müssen wir jedoch den Krüger-Park über die lange, unebene Sandpiste verlassen. Das dauert etwa eine Stunde, und dann geht es „um mehrere Ecken“, das heißt durch kleinste Ansiedlungen – auf die nördlich gelegene R531, die direkt zum „Orpen-Gate“ des Krüger-Parks führt. Dort erstehen wir ein Durchfahrt-Ticket, verbunden mit allerlei einschlägigen Ermahnungen, und nehmen dann die asphaltierte Straße nach Satara durch den Krüger-Park. Aus guten Gründen ist hier das Tempo auf 50 km/h begrenzt, denn in jedem Augenblick können verschiedenste Tiere entweder auf der Straße stehen oder diese unerwartet queren. Meistens sind es Antilopen oder Kudus, die man auf oder neben der Straße sieht, und nach einiger Zeit lösen diese keinen Bremsreflex mehr aus. Doch dann tauchen plötzlich Elefantenherden dicht neben der Straße auf, und nicht nur wir halten dort und zücken die Kamera. Nach kurzer Zeit richten wir uns nach den anderen Autos: sobald wir eins oder mehrere am Straßenrand halten sehen, vermuten wir – und das fast immer zu Recht – eine seltene „Tierschau“. Das erhöht den Reiz dieser Fahrt außerordentlich, verlängert jedoch deutlich die Transferzeit.

Am ersten Knotenpunkt Satara legen wir eine kurze Pause ein, bevor wir auf die Straße nach Süden einschwenken. Die Landschaft ändert sich kaum und wechselt zwischen leichtem Busch- und offenen Savannencharakter. Letztere erlaubt einen tieferen Blick nach links und rechts, während enger Buschbestand oftmals den Blick in das Land verstellt. Das erfordert dann höhere Konzentration, weil man Tiere in der Nähe der Straße erst spät erkennt.

Der südliche Teil des Krüger-Parks weist einige Höhenzüge auf, von denen man einen großartigen Blick auf die weite Landschaft genießen kann. Hier sieht man von weitem Elefantenherden oder sogar kleine Nashorngruppen durch die Savanne ziehen, die man auf der Ebene nie entdecken würde. Die Straße weist hier bestimmte Aussichtspunkte auf, an denen man auch einmal kurz das Auto verlassen kann.

Nach einer kurzen Picknickpause in Tshokwane geht es auf die letzte Etappe zum Crocodile River, an dem wir über das offizielle Gate den Krüger-Nationalpark verlassen. Obwohl wir einerseits froh sind, diese Etappe geschafft zu haben, trauern wir ein wenig den großartigen Eindrücken während der Fahrt nach. Denn jetzt herrscht wieder normaler Alltagsverkehr auf der Straße, und Tiere sind nicht mehr zu erwarten.

Büffel an der DurchgangsstraßeKurz hinter der Brücke über den Crocodile River führt eine breite, asphaltierte Straße nach Osten. Nur wenige Autos verkehren hier, und so können wir in aller Ruhe Ausschau nach unserem nächsten Quartier, „Buckler’s Africa“, halten. Nach wenigen Kilometer haben wir unser Ziel gefunden. Wie eine private Farm liegt das Haus hinter einer kurzen Zufahrt und einem großen, schmiedeeisernen Tor, das sich auf ein Klingelzeichen langsam öffnet. Drinnen erwartet uns eine junge Dame, die uns zu unserem Zimmer führt. „Buckler’s Africa“ liegt auf einer Anhöhe über dem südlichen Ufer des Crocodile River. Auf der anderen Seite erhebt sich der Uferhang des Krüger-Nationalparks. Im Aufenthaltsraum der Lodge, der sich natürlich nach Norden öffnet, liegen denn auch mehrere Ferngläser bereit, mit deren Hilfe die Gäste das Tierleben im Nationalpark betrachten können. Vor der Terrasse lockt ein kleiner Pool zum Bade, Bänke und bequeme Gartenstühle schauen alle auf den Fluss und den dahinter liegenden Hang. Allein die Lage ist schon eine Idylle, aber das Haus passt sich diesem Ambiente an. Eine weite, überdachte Terrasse erlaubt auch bei schlechtem Wetter eine entspannte Beobachtung des Nationalparks, und die Unterkünfte links und rechts neben dem Haupthaus schauen alle auf den Fluss. So blickt man schon morgens nach dem Aufwachen auf den Fluss und den Nationalpark.

Elefantenherde beim Entlauben der BäumeDa die Lodge kein Abendessen anbietet, empfiehlt man uns das Restaurant einer Lodge ganz in der Nähe. Was diese Entfernungsangabe in Afrika bedeutet, merken wir bei der Anfahrt. Aus den vermuteten zwei werden gute zehn Minuten auf stockdunkler Straße, die nur das Scheinwerferlicht unseres und der wenigen entgegenkommenden Autos erhellt. Der Eingang zur Lodge ist quasi militärisch abgesichert. An einem beschrankten Tor erhalten wir von uniformierten Wächtern eine Durchfahrterlaubnis, anschließend quälen wir uns über kaum befahrbare, nicht erleuchtete Sandwege in ein ungewissen Dunkel hinauf, so dass uns nach der vierten oder fünften Kurve etwas beklommen zumute ist. Doch dann landen wir in einer Siedlung von „Edel-Lodges“. Alles ist durchnummeriert und vom Feinsten. Die Suche nach dem Restaurant gestaltet sich aufgrund der verzweigten Struktur der Feriensiedlung etwas schwierig, aber schließlich finden wir ein großzügiges Haus direkt über dem Crocodile River. Von der Terrasse kann man auf den Fluss hinunterschauen und die Krokodile zählen, wenn man will.  Die scherzhafte Frage, ob es denn in diesem Fluss wirklich Krokodile gebe, beantwortet der Kellner mit einem Lächeln: „Plenty!“.

Unsere Lodge Zwar kann man hier keine Krokodilschnitzel verzehren – wahrscheinlich, weil sie zu schwer zu fangen sind -, aber das Essen erweist sich dennoch als schmackhaft und die Aussicht auch nachts als grandios, auch wenn man nur das dunkle Wasser des Flusses und die ebenso dunklen Hänge des Naturparks darüber sieht. Man kann sich aber den Eindruck am Tage gut vorstellen.

So endet dieser Tag, der ganz dem Krüger-Nationalpark gewidmet war, auch mit einem langen Blick auf ihn. Morgen geht es weiter nach St. Lucia an den Indischen Ozean.

Frank Raudszus

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