Ein Kriminalroman aus den Niederungen des Lebens
Claire DeWitt, die weltbeste Detektivin, ermittelt wieder in einem neuen Fall. Sie ist sicher die abgefahrenste Ermittlerin, die man sich vorstellen kann. Vollgekokst geht sie auf Verbrecherjagd.
Diesmal spielt die Geschichte in San Francisco, wo der Musiker Paul erschossen in seiner Wohnung aufgefunden wird. Es gibt kaum Spuren. Fünf Gitarren des Mordopfers wurden gestohlen. Für Claire DeWitt ist der Fall besonders tragisch, da der Tote einst ihre große Liebe war.
Claire ist schon sehr speziell: sie ist depressiv und steigert sich in die Gedankenwelt des „Kali-Yuga“ hinein, des letzten der vier Zeitalter der hinduistischen Kosmologie, das von Verlogenheit und Gewalt unter den Menschen geprägt ist. Claire spürt das Böse körperlich. Sie leidet unter unerträglichen Schmerzen, die sie nur durch die Überführung des Täters lindern kann. Um die Schmerzen zu betäuben, schießt sie sich ständig mit Drogen und Tabletten ab. Der Leser fragt sich, ob Claire überhaupt noch klar denken geschweige denn den Täter überführen kann. Über hundert Tage schläft sie kaum, torkelt durch San Francisco und bricht ständig zusammen. Trotzdem nähert sie sich Schritt für Schritt dem Täter.
Parallel zu diesem Handlungsstrang erleben wir Claire als pubertierendes junges Mädchen in Brooklyn, New York, wo sie mit einer Mädchengang ihre verschwundene Freundin Chloë aufzuspüren versucht. Da geht es nicht um eine behütete Kindheit. Hier werden die Mädels schon früh mit dem New Yorker Sumpf der Nachtclubs konfrontiert und müssen lernen, mit Gewalt und Drogen umzugehen, um zu überleben.
Diese Jugend von Claire, die so gar nicht von den „High Scholl“-Freunden neuerer Filme geprägt ist, sondern ein Jugendleben in Brooklyn zeigt, das ohne Unterstützung Erwachsener auskommen muss, erklärt, warum Claire DeWitt als Erwachsene jede Illusion und fast jeden Glauben an das Gute im Menschen verloren hat.
Sara Grans Kriminalromane zeigen eine schmutzige, anarchische Welt, die man eigentlich gar nicht so genau kennenlernen möchte. Dennoch gerät man in einen Sog der Spannung und kann den Roman nicht aus der Hand legen.
Das Buch „Das Ende der Welt“ ist im Droemer-Verlag unter der ISBN 978-3-426-22637-7 erschienen, umfasst 367 Seiten und kostet 14,99 €.
Barbara Raudszus
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