Linus Reichlin: „Das Leuchten in der Ferne“

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Roman über eionen Kriegsreporter in Afghanistan

Bacha Posh nennt man in Afghanistan Frauen, die wie Männer aufwachsen. Sie werden von vornherein wie Jungen erzogen und entwickeln keine weibliche Identität. Erst im Alter von etwa dreizehn Jahren werden sie aus der Mänenrgesellschaft verstoßen und müssen dann als Frauen weiterleben.

Moritz Martens, ein ehemaliger Kriegsberichterstatter, lernt per Zufall die Afghanin Miriam kennen. Sie erzählt ihm von einer Bacha Posh, die sich in den Bergen von Afghanistan einem Talibanführer und dessen Bande angeschlossen hat. Sie lebt dort als Mann. Würde sie entdeckt, wäre das ihr sicherer Tod. Diese Kriegsfrau würde einem Journalisten von ihrem Leben erzählen, wenn sie dafür 10.000 Dollar bekäme. Martens woll den Bericht schreiben, Miriam dazu die Fotos schießen und alles Weitere organisieren.

Martens fühlt sich schnell zu der allein erziehenden Mutter Miriam hingezogen, die ihn auch recht bald zum Essen einlädt. Die Aufgabe erscheint ihm reizvoll, zumal er seit einiger Zeit keine Aufträge mehr von Zeitungen erhält. Er lässt sich schnell auf das Geschäft ein, und entgegen seiner sonstigen Art stellt er auch kaum Fragen. Schon bald brechen die beiden mit dem Geld nach Afghanistan auf.

Dort angekommen, werden sie in einem amerikanischen Camp untergebracht. Alles ist streng bewacht; es wird also nicht leicht, unauffällig zu den Taliban vorzudringen. Martens merkt nach einiger Zeit, dass Miriam gar keinen Fotoapparat mitgenommen hat, obwohl sie doch für die Fotoaufnahmen der Bacha Posh zuständig sein soll. Dann soll Martens plötzlich eine Lehrerin interviewen, und von der Bacha Posh ist keine Rede mehr. Die ganze Geschichte wird immer undurchsichtiger. Doch Martens´ Misstrauen tritt immer noch in den Hintergrund, da von Miriam eine Faszination ausgeht, auf die er sich einlassen muss.

Als Martens und Miriam schließlich ihr amerikanisches Bewacherteam ausgetrickst haben und schutzlos in den afghanischen Bergen unterwegs sind, wird aus dem Abenteuer sehr schnell ein Himmelfahrtskommando, von dem keiner weiß, wie es ausgehen wird.

Linus Reichlin nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das Afghanistan der Warlords und Kämpfer. Wir lernen die unwirtliche Bergwelt kennen, in der ein eisiger Wind weht und die Nächte ohne Decken kaum auszuhalten sind. Wir hungern mit den Protagonisten und nehmen bald ihre Art zu denken an. Hier geht es immer nur darum, den nächsten Tag zu überleben. In Afghanistan verwöhnt weder die Natur noch gehen die Menschen liebenswürdig und sozial miteinander um. Wie ein wildes Tier muss man hier ständig auf der Hut sein.

Das Buch „Das Leuchten der Ferne“ ist im Galiani-Verlag unter der ISBN 978-3-86971-053-2 erschienen, umfasst 300 Seiten und kostet 19,99 €.

Barbara Raudszus

 

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