Das Städel-Museum zeigt Landschaftsradierungen von Rembrandt aus dem eigenen Bestand

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Der andere Rembrandt

Das Städel-Museum zeigt Landschaftsradierungen von Rembrandt aus dem eigenen Bestand

Selbstportrait
Rembrandt kennt man eigentlich nur als Maler von Portraits und Historienbildern, der als erster Licht und Schatten konsequent dargestellt hat, vor allem natürlich in der berühmten „Nachtwache“. Seine grafischen Aktivitäten sind dagegen weniger bekannt. Neben seinen malerischen Aktivitäten hat er sich vor allem der Radierung gewidmet. Dazu ist er im flachen Land rund um Amsterdam umhergewandert und hat Motive skizziert, die er nachher im Atelier als Radierung ausgearbeitet hat. Dabei dienten ihm die Motive der Landschaft nur als Anregungen, um eine naturgetreue Abbildung ging es ihm weniger. In seinen bewusst komponierten Radierungen baute er seine Interpretationen der Realität und der gesellschaftlichen Trends gezielt ein, seien es die verfallenden Bauernkaten, die den Trend zur Stadt markierten, seien es die kleinen menschlichen Figuren, die seine Radierungen mit individuellen Akzenten versahen.

Landschaft mit Boot
Das Städel-Museum besitzt 46 Radierungen Rembrandts, die in der Ausstellung zusammen mit ähnlichen Arbeiten verschiedener seiner Zeitgenossen ausgestellt werden. Insgesamt können die Besucher 62 Radierungen besichtigen, die nach bestimmten Kategorien geordnet sind, so Landschaftsbilder, historische Themen, oder „Arkadien“. Letzteres war damals ein beliebtes Thema, bei dem die Künstler ihre romantisierende bis kitschige Ansicht des griechischen Ideals der glücklichen Hirten wiedergaben.  Rembrandt versieht seine arkadischen Radierungen deshalb mit einem gehörigen Schuss Ironie, wenn er der arkadischen Idylle frivole oder prosaische Elemente beimischt.
Rembrandt hat sich auch intensiv mit der Technik der Radierung beschäftigt. Diese bestand darin, die Zeichnung mit mit einer feinen Nadel in den schützenden Lack der Druckplatte einzugravieren und dadurch den Lack zu entfernen. Dadurch konnten die Linien später herausgeätzt werden und anschließend mit Druckerfarbe gefüllt werden. Oft wurden diese Platten später direkt mit einer „Kaltnadel“ nachbearbeitet, das heißt, die Künstler kratzten das Metall direkt aus der Platte heraus. Das galt allerdings unter den Künstlern als dilettantisch, da dabei Metallgrate entstanden, die später zu Farbflecken führten. Rembrandt erkannte aber schnell, dass er mit diesen – ungewollten – Flecken besondere Licht- und Schatteneffekte erzielen konnte, und entwickelte die Kaltnadeltechnik zu einer eigenen Kunstform. Die von ihm erzielten Effekte lassen sich an vielen seiner Radierungen deutlich ablesen.

Erstaunlich ist immer wieder die Präzision, mit der Rembrandt auf kleinstem Raum – die Radierungen sind durchweg von Postkartenformat und kleiner – eine Vielzahl von Motiven und Effekten untergebracht hat. Bei so mancher Radierung ist es ratsam, eine Brille zur Hand zu nehmen, um die ironsichen Selbstportraits – ein mit wenigen Strichen in die Landschaft gesetzter Maler -, Reisegesellschaften oder Tiere noch zu erkennen. Wer will, kann sich auf eine spannende Entdeckungsreise begeben, die nach und nach ganze Geschichten zutage fördert. Dann wieder sind es stimmungsvolle Darstellungen von einsamen Bauernhäusern, Booten in den Kanälen oder reine Landschaftsdarstellungen, die einen Eindruck von Rembrandts Zeit und Umgebung vermitteln.
Die Ausstellung „Rembrandt. Landschaftsradierungen aus dem Städel-Museum“ ist vom 28. August bis zum 24. November 2013 dienstags und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags von 10 bis 21 Uhr geöffnet.

Frank Raudszus

 

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