Beim Rheingau-Musik-Festival begeistert das Trio “Wildes Holz” die Gäste im Weingut Diefenhardt

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Das Trio

Virtuose Musik von hölzernen Instrumenten  

Beim Rheingau-Musik-Festival begeistert das Trio “Wildes Holz” die Gäste im Weingut Diefenhardt
Die Instrumente Blockflöte, Kontrabass und Gitarre gelten – vor allem in dieser Kombination – nicht gerade als besonders aufregend. Vor allem die Blockflöte wird gern mit dem ersten Vorspiel von Kindern assoziiert. Dass dieses Vorurteil so gar nicht zutrifft, zeigte Tobias Reisige bereits bei dem Eingangsstück, einer fetzigen Variante von “Cantina Band” aus “Star Wars”. Hier entwickelte die Blockflöte ein ungeahntes Temperament, und der Kontrabass mit dem verschmitzten Markus Konrads an den Saiten sowie die Gitarre von Anton Karaula wrkten dabei kräftig mit.

Nach diesem Einstieg war das „Kleinkinder-Image“ der Blockflöte gründlich widerlegt. Von nun an zeigte Tobias Reisige, dass dies genauso für alle anderen Flöten gilt. Denn er hatte eine ganze Reihe „frontal“ geblasener Flöten dabei, von der winzigen Piccolo-Flöte bis zu einem fagottähnlichen Instrument, dessen Kopf abgeknickt war, damit der Spieler noch alle Löcher erreichen kann.

Das Repertoire des Trios geht quer durch Jazz, Pop und Klassik. „Sir Duke“, eine Hommage an Duke Ellington, ist ebenso darunter wie Lady Gagas „Born this Way“, Dave Brubecks „Blue Rondo a la Turque“ oder, passend dazu, Mozarts „Türkischer Marsch“ aus der Klaviersonate KV 331 sowie eine ganz eigenwillige, tatsächlich dreisätzige Version von Beethovens „Pathetique“-Sonate. Dazwischen kommen nostalgische Balladen aus den 70er Jahren und extra für die Flöte geschriebene Eigenkompositionen.

Der zweite Teil beginnt besonders spektakulär mit Richard Strauss‘ „Zarathustra“, der eine Eigenkompositionen folgt, die nicht umsonst mit „Raserei“ übertitelt ist. Auch der Bassist darf noch einmal tiefer in die Saiten greifen, sei es in seinem eigenen Stück „Unermesslich reich“ oder in „Feuerwasser“. Markus Konrads zeigte dabei neben einem Virtuosen Spiel auch sein Talent als Entertainer.

Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos das „Spiel aller Flöten“, das Tobias Reisige allein auf der Bühne präsentierte. In einer Art spontanen Playbacks spielte er auf einer Flöte ein Motiv oder eine Melodie vor, die dann die vor ihm aufgestellten anderen Flöten Aufnahmen und weiterführten. Daraus ergab sich ein kunstvolles Konzert mehrerer Flöten, von denen der Solist nur jeweils eine spielte. Wie das technisch funktionierte, ließ sich während des Spiels nicht feststellen, aber es funktionierte wie ein Konzert mehrerer Flötenspieler.

Bei allen Stücken des Programms und den reichlichen Zugaben war nicht nur die technische Perfektion vor allem des Flötenspielers beeindruckend, sondern auch und vor allem die Reichhaltigkeit, die Klangfülle und die musikalische Vielfalt, von dem Temperament ganz zu schweigen. Den drei Musikern gelang es nicht nur, das Publikum über zwei Stunden in ihren Bann zu ziehen, sondern die Zuschauer auch immer wieder zu spontanen Begeisterungsausbrüchen hinzureißen.

Nach diesem Abend dürften die meisten Besucher vor allem ihre Meinung über das Flötenspielen drastisch revidiert haben.

Frank Raudszus

 

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