Parinoush Saniee: „Was mir zusteht“

Print Friendly, PDF & Email

1308_was_mir_zusteht.jpg 

Roman über ein Frauenschicksal im Iran

Masumeh lebt in einer traditionellen iranischen Familie zur Zeit des Schah-Regimes. Die Mutter führt den Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Die drei Söhne haben jegliche Freiheit, während Masumeh als Mädchen darum kämpfen muss, in die Schule gehen zu dürfen. Mit Hilfe des Vaters setzt sie durch, die Schule zu besuchen, und ist bald die Klassenbeste.

Auf dem Schulweg kommt sie an einer Apotheke vorbei, die einen jungen Assistenten eingestellt hat. Er ist ein gut aussehender Junge, und zwischen ihm und Masumeh gibt es erste Blickkontakte. Später schicken sie sich kleine Gedichte. Treffen dürfen sich die beiden nicht, auch nicht miteinander sprechen.

Als Masumeh wegen einer Fußverletzung die Hilfe des jungen Apothekers in Anspruch nimmt, weil sie vor Schmerzen nicht mehr laufen kann, kommt es zu einem Eklat in ihrer Familie. Sie wird als Hure beschimpft, die Brüder schlagen sie und werfen sie sogar die Treppe hinunter. Ihr Vater ist wegen ihres angeblichen Vertrauensmissbrauchs gekränkt, und ihre Mutter wird zu ihrer ärgsten Feindin. Masumeh darf ab sofort nicht mehr zur Schule und wird in der Wohnung eingesperrt. Sie fällt in eine tiefe Depression, magert ab und ist zutiefst unglücklich. Für die Familie ist sie Ballast und soll so schnell wie möglich zwangsverheiratet werden.

Sie wird mit Hamid verheiratet, den sie am Tag der Hochzeit zum ersten Mal sieht. Am liebsten würde sie sterben. Doch Hamid stellt sich als toleranter, aufgeklärter Ehemann heraus, der im Untergrund gegen das Schah-Regime kämpft und seiner jungen Frau alle Freiheiten lässt, die sie sich wünscht. So kann sie ihre Schulbildung abschließen und sich frei in den Straßen Teherans bewegen. Sie darf alles lesen, was es im Haus an Literatur gibt. Einzig die Ehe existiert für ihren Mann nur pro forma, da er oft tagelang, ja monatelang auf geheimen Missionen unterwegs ist.

Masumeh emanzipiert sich und zieht die beiden kleinen Söhne, die dann doch dieser ungewöhnlichen Ehe entspringen, weitgehend alleine groß. Sie findet sogar eine anspruchsvolle Arbeit, die ihr Spaß macht. Doch dann wird Hamid verhaftet und landet in den Folterkellern des Schah-Regimes.

Nach Jahren der Haft wird Hamid als kranker und gebrochener Mann aus der Haft entlassen. Masumeh kümmert sich rührend um ihn und schafft es, ihn aus seiner tiefen Depression herauszuholen. Zum ersten Mal führt sie so etwas wie eine Ehe, was Masumeh und den beiden Söhnen sehr gut tut.

Als im Jahr 1979 der Schah ins Exil geht und Chomeini an die Macht kommt, träumt die iranische Gesellschaft von einer gerechten Ordnung, in der es sich endlich frei leben lässt. Auch Masumeh freut sich auf ein normales Familienleben, doch daraus wird nichts. Wieder zieht es Hamid in den Untergrund zu den Revolutionären, nun gegen das Regime der Mullahs. Wieder beginnen die Tage und Nächte der Angst, und schleichend wird die Freiheit der Frau wieder massiv eingeschränkt.

Parinoush Saniees Roman erzählt exemplarisch am Fall Masumehs ein Frauenschicksal im Iran während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Es ist der Entwicklungsroman einer jungen, unbedarften, streng behüteten Frau, die trotz aller erdenklichen Widerstände ihren Weg geht, sich weiterbildet, drei Kinder ohne Hilfe des Mannes großzieht und sich vollkommen emanzipiert.

Masumehs mutiger und steiniger Weg konnte vielen Frauen im Iran Mut machen und ist dort seit zehn Jahren ein Bestseller. Über Jahre verhinderte das Regime im Iran, dass das Buch im Ausland übersetzt und veröffentlicht wurde. Seit 2013 kann man diesen Roman jetzt auch in Deutschland lesen.

Das Buch „Was mir zusteht“ ist im Knaus-Verlag unter der ISBN 978-3-8135-0524-5 erschienen, umfasst  480 Seiten und kostet 19,99 €.

Barbara Raudszus

 

No comments yet.

Schreibe einen Kommentar