Frank Schätzing: „Breaking News“

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Ein Thriller über den permanenten Brandherde „Naher Osten“.

1404_breaking_newsTom Hagen war einst ein gefragter Kriegs- und krisenreporter mit einem Top-Renommé. Bis zum Jahr 2008 waren seine Berichte aus der Hölle äußerst gefragt. Er selbst sagt von sich, dass ein Krisengebiet zwar der beschissendste Ort der Welt sei, aber dennoch ein Ort, zu dem es ihn am stärksten hinziehe. Je höher die Risiken, desto mehr Anerkennung lässt sich erringen. Man wird förmlich süchtig nach dem Kick an der Schwelle des Todes.

So kommt er dann schließlich auch nach Afghanistan. Hagen begleitet einen Einsatz, bei dem es um die die Befreiung von drei Geiseln geht, die von den Taliban versteckt werden. In seinem Hype hält sich Hagen an keinerlei Regeln, versucht immer wieder , im Alleingang höchst gefährliche Aktionen durchzuziehen und gefährdet damit nicht nur sich selbst und seine Mitstreiter sondern auch die Geiseln. Die geplante Befreiung endet durch seinen Leichtsinn mit einem Disaster, bei dem auch seine Freundin – eine Fotografin – ihr Leben lässt. Von dem Tag an ist Hagen aussortiert und wird von der Presse nicht mehr nachgefragt.

In den nächsten Kapiteln geht es um die Geschichte Israels, wobei der ehemalige Ministerpräsident Scharon vom Kleinkindalter bis zu seinem Tod die tragende Figur darstellt. Auf der Basis eines gut recherchierten historischen Abrisses nimmt sich Schätzing die Freiheit, eine rasante Verfolgungsjagd einzubauen und einen Thriller um Scharons Ableben zu konstruieren, der durchaus ähnlich hätte ablaufen können, und bei dem Hagen noch die Chance erhält, groß herauszukommen,

„Breaking News“ verpackt die äußerst komplexe Geschichte um die Macht im Nahen Osten in einen spannenden Roman, der sich nicht nur oberflächlich mit den Problemen von Juden, Palästinensern, Ägyptern und anderen Anrainern beschäftigt. Schätzing versucht, den historischen Schachzügen der einzelnen Länder nachzuspüren, deren Regierungen einerseits Frieden wollen, aber andererseits wohl selbst nicht mehr daran glauben oder im eigenen Land von anders denkenden politischen Gruppen ausgehebelt werden.

Es ist deshalb kein geradliniger Thriller, den nur die Spannung vorantreibt, sondern ein Roman, der eine vorsichtige Annäherung an die bestehenden Probleme im Nahen Osten versucht. Vielleicht waren dafür die fast tausend Seiten notwendig, um die Komplexität dieses Krisengebietes in Romanform zu durchleuchten.

Schätzings „Breaking News“ liest sich gut, hat aber einen historischen Anspruch, der sich nicht immer nur in Spannung verpacken lässt.

Das Buch ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch unter der ISBN 978-3-462-04527-7 erschienen, umfasst 965 Seiten und kostet 26,99 €.

Barbara Raudszus

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