Leon de Winter: „Geronimo“

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Ein aktueller Roman über Terroristen und Geheimdienste.

Unter dem Decknamen „Geronimo“ soll Usama bin Laden („UBL“), der schlimmste Terrorist und ärgste Feind der US-Amerikaner, gejagt werden. Geheimdienst- und Antiterrorprofis der USA sollen ihn aufspüren, töten und den Leichnam im Meer versenken.

1608_GeronimoDoch Usama bin Laden hat sich gut versteckt. Er lebt mit mehreren Frauen und Kindern völlig abgeschottet in Pakistan. sein Haus ist von hohen Mauern geschützt, und er verlässt es tagsüber gar nicht. Nachts allerdings schwingt er sich bisweilen gut verkleidet auf sein Moped, um einfach einmal herauszukommen.

Bei einem dieser Ausflüge trifft er auf Apana, ein bettelndes Mädchen ohne Hände und Ohren. So grausam und gnadenlos Usama bin Laden einerseits mit seiner „Al Kaida“ Anschläge auf der ganzen Welt verübt, so empathisch zeigt er sich gegenüber der jungen Bettlerin und nimmt sie bei sich auf.

Tatsächlich gelingt es dem amerikanischen Spezialeinheiten, Usama bin Laden aufzuspüren und bei einem Überraschungsangriff zu töten. Aber es ist nicht wirklich Usama bin Laden, dessen Leiche anschließend im Meer versenkt wird, sondern der täuschend ähnlich aussehende Ben Laden. Die Männer der Spezialeinheit hielten den grausamen Terroristen mit all seinem Wissen für viel zu wertvoll, um ihn gleich zu töten, und täuschten Liquidierung und Versenkung nur vor. Doch andere Geheimdienste kommen hinter dieses Täuschungsmanöver, und es beginnt ein gnadenloser Kampf jeder gegen jeden um die wertvolle Beute. Loyalitäten und Zugehörigkeiten spielen dabei keine Rolle mehr.

leon de Winter hat mit seinem Roman „Geronimo“ einen rasanten Thriller über die Jagd auf Usama bin Laden geschrieben. Er beschreibt ungeschminkt das hässliche Gesicht des terroristischen Fundamentalismus, indem er auf Einzelschicksale bei den Opfern eingeht. Er zeigt aber auch die gnadenlosen Machenschaften weltweiter Geheimdienste, für die ein Menschenleben ebenso wenig zählt wie für die Terroristen. Es ist eine endlose Spirale der gewalt, die ständig neue Opfer produziert.

Am Beispiel des jungen afghanischen Bettlerin Apana, die wegen ihrer Liebe zu Johann Sebastian Bachs Musik so grausam verstümmelt wird, verdeutlicht der Autor die Grausamkeit muslimischer Fundamentalisten besonders drastisch. Ihr Leben zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman, und der Autor lässt dabei immer wieder Hoffnungsfunken aufleuchten, dass es bei allen grausamen Machenschaften doch noch Menschen gibt , die sich für die Schwächsten einsetzen.

Leon de Winters Roman setzt sich mit vielen Facetten des Menschseins, der Religionen, der Liebe und des Hasses auseinander. Gerade diese Vielschichtigkeit macht den Roman so lesenswert und hebt ihn über das übliche Genre des Thrillers hinaus.

Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 443 Seiten und kostet 24 Euro.

Barbara Raudszus

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