Sina Pousset: „Keine Ahnung, wo wir hier gerade sind“

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1611_fernbusFernbusreisen sind unschlagbar preiswert und weisen laut der Autorin Sina Pousset einen hohen Erlebniswert auf, wenn man denn die Bushaltestelle erst einmal gefunden hat. Das scheint kein kleines Problem zu sein, denn die Autorin widmet der Suche nach der Haltestelle immerhin zwanzig Seiten. Auch der Kampf um die Ladefläche will gelernt sein; verständlich, wenn manche Mitreisende Zimmerpflanze und Stehlampe mitbringen.

Besonders erlebnisreich ist offenbar die große Nähe im Bus. Es menschelt sehr. Einige Reisende bringen eine Körperfülle mit, für die ein einzelner Sitzplatz kaum ausreicht, andere nutzen die Fahrt zum Anbaggern der Sitznachbarin. Auch die verschiedenen Ausdünstungen muss man aushalten können und natürlich die Geräuschkulisse, die aus fremden Kopfhörern dringt; ebenso die Dauerquatscher oder die Erteiler unerbetener Ratschläge.

Ruhiger wird es erst gegen Abend, wenn aus den Sitzreihen gleichmäßiger Atem oder lautes Schnarchen zu hören ist. Es kommt sogar ein Gefühl der Geborgenheit auf. Die warme, schaukelnde Welt im Fernbus schirmt die Reisenden gegen die feindliche Dunkelheit draußen ab und vermittelt das schöne Gefühl, bald am Ziel zu sein.

Wenn einer eine Busreise tut, dann hat er offensichtlich viel zu erzählen und spürt sehr direkt die menschliche Nähe, die uns gehetzten, anonymen Alltagswesen fast schon abhanden gekommen ist. Für alle Fernbusreisenden oder solche, die es erst noch werden wollen, hat Sina Pousset einen umfangreichen und  amüsanten Busreiseführer zusammengestellt, der viele sachliche Fragen beantwortet, aber auch den bisweilen zweifelhaften Erlebniswert einer solchen Fahrt betont.

Das Buch ist im Goldmann-Verlag erschienen, umfasst 253 Seiten und kostet 12,99 Euro.

Barbara Raudszus

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