Anne Reinecke: „Leinsee“

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Karl ist Künstler und lebt mit seiner Freundin Mara in Berlin. Die beiden sind ein Paar, das auffällt und in der angesagten Berliner Künstlerszene verkehrt. Karl ist ein eher sensibler Mensch, während Mara ihre starke Persönlichkeit auslebt. Früh erkennt sie Karls Befindlichkeiten und kümmert sich um ihn und seine Bedürfnisse, was er wiederum gerne zulässt.

Doch dann erhält Karl die Nachricht, dass sein Vater Selbstmord begangen hat und seine Mutter mit einem Hirntumor im Krankenhaus liegt. Diese beiden Schicksalsschläge werfen Karl vollkommen aus der Bahn. Er verlässt Berlin Hals über Kopf und flieht in sein Elternhaus nach Leinsee. Jahrelang ist er nicht mehr dort gewesen, denn der Kontakt zu seinen Eltern Ada und August war verloren gegangen. beide Eltern waren bekannte Künstler und hatten Karl im alter von zehn Jahren ins Internat abgeschoben, weil sie sich nicht mit seiner Erziehung belasten und keinen Einfluss auf sein Leben nehmen wollten.

Der Roman beschreibt im Grunde einen total verunsicherten Menschen, der von der Kindheit an unter der Trennung von den Eltern gelitten hat. Viel Liebe hat er als Kind nicht erfahren, einzig das Künstlergen wurde an ihn weitergegeben. Nach dem Schicksalsschlag, bei dem die Mutter die Hirnoperation überlebt, begibt sich Karl auf die mühsame Suche nach sich selbst und findet seine Rettung in Tanja, einem achtjährigen Mädchen,. Zwischen den beiden entwickelt sich durch eine ganz besondere Art der Kommunikation mit Bildern und Zeichen ein zartes Band der Freundschaft und des gegenseitigen Verstehens, das sich bis in das Erwachsenenalter des Mädchens fortbesteht und dabei verschiedene Stadien durchläuft.

Anne Reineken hat einen sehr sensiblen und lesenswerten Roman geschrieben, der berührt. Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 362 Seiten und kostet 24 Euro.

Barbara Raudszus

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