Peer Meter/Rem Broo: „Beethoven – Unsterbliches Genie“

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In Corona-Zeiten, in denen wir alle sehr zurückgezogen leben müssen, ist die „graphic novel“ über Ludwig van Beethoven von Peer Meter (Szenario und Text) und Rem Broo (Storyboard und Zeichnungen) vom Carlsen-Verlag gerade die richtige Lektüre sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche.

Die satirisch angehauchten Zeichnungen und Texte versetzen die Leser in das Wien des Jahres 1827 und seine Umgebung. Das atmosphärische Stadtbild und die Milieus des alten Wiens entführen uns in eine Welt mit Stadtmauern und herrlichen Genreszenen wie das Hühnerrupfen zweier Marktfrauen oder spielende Kinder auf der Gasse und unter der Brücke. Die Gesichter der Protagonisten sind trefflich gezeichnet, arbeiten die Charaktere heraus und stellen viele unterschiedliche Typen dar.

Der französische Beethoven-Verehrer Monsieur Lefebvres ist mit einer Kutsche extra aus Paris nach Wien gekommen, um sein Idol zu treffen. Nach einer Odyseee mit einem so geschäftstüchtigen wie schlitzohrigen Kutscher entlang Beethovens ehemaligen Wohnungen erfährt er schließlich, dass dieser am Vortag verstorben ist. In weiteren Szenen kommt die Sprache auf die „Eroica“, Napoleon und den Professor Schindler. Der treffende Satz „Beethoven ist noch nicht unter der Erde, aber das Pack ist schon zur Stelle“ charakterisiert die Hyänen, die jetzt alle von Beethovens Tod profitieren wollen. Noch auf dem Totenbett werden ihm die Locken als Souvenirs abgeschnitten. Auch der Doktor hat sich an der Leiche bedient und die Hörorgane herausgenommen.

Eitle Sängerinnen wie Caroline Unger und Henriette Sontag profilieren sich noch schnell als ganz besondere Talente in Beethovens „Neunter“ damit, dass sie den tauben Meister beim Schlussapplaus zum Publikum gedreht haben. Auch seine Zugehfrau, die in Beethovens Chaos Ordnung bringen sollte, kommt zu Wort und entthront den Meister. Sie tauscht sich beim Kaffee mit der Nachbarin aus, die auch so ihre Erfahrungen mit Beethoven gemacht hat. Jedenfalls wird klar, dass Beethoven, weil er mit klatschnassen Haaren auf die Straße gegangen ist, Rheuma bekommen hat, das zur Taubheit führte….

Was schließlich und endlich mit Beethovens Kopf im Sarg passierte, muss der geneigte Leser schon selbst lesen.

Es ist eine witzig-satirische „graphic novel“, die die verlogene Wiener Gesellschaft ebenso entlarvt wie ihr Bonner Pendant, die sich alle eine Scheibe von Beethovens Ruhm abschneiden wollen.

Das Buch ist im Carlsen-Verlag erschienen, umfasst 141 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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