Inga Abele: „Flut“

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Ieva hat Aksel geliebt. Bei ihm fühlte sie sich als Ganzes. Aber er wurde ihr genomme; erschossen von ihrem Ehemann Andrejs. Jetzt muss sie wieder zu sich selbst finden und Körper und Geist zusammenfügen.

Ieva ist glücklich aufgewachsen bei Lieboma. Hier war alles geregelt, und sie hatte viel Zuwendung. Früh heiratet sie Andrejs, und bald schon kommt die Tochter Monta zur Welt. Ieva kommt jedoch mit ihrer Lebenssituation nicht zurecht, fühlt sich durch Mann und Kind gefangen. Als sie durch Zufall Aksel kennenlernt, bricht sie aus ihrer Ehe aus und zieht mit Aksel bei ihren Eltern ein. Doch Aksel ist kein treusorgender Ehemann. Er schließt sich Punkern an, nimmt Drogen und hat auch bald eine Geliebte aus der Punkerszene. Ieva ernährt die Familie mit wechselnden Jobs , träumt von Freiheit, doch keiner ihrer Träume geht in Erfüllung. So ist sie eine ewig getriebene, verzweifelte, depressive Frau mit bipolarer Störung.

Inga Abeles Roman ist harte Kost und schwer zu lesen, da die Autorin das Leben ihrer Protagonistin rückwärts vom Alter zur Geburt erzählt und dabei immer wieder Brüche und Sprünge einbaut. Perspektiven wechseln, Briefe und Monologe werden eingestreut. Als Leser fühlt man sich oft verloren, doch durch das Verlorensein rückt die Protagonistin mit ihrem verworrenen Leben näher an uns heran.

„Flut“ ist ein durchaus lesenswertes Buch und zeigt unter anderem die Zerrissenheit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Menschen in Lettland freuen sich einerseits über ihre neu gewonnene Freiheit, können aber noch nicht damit umgehen, so wie Ieva, die von der Freiheit träumt, aber immer wieder in Zwänge gerät und sogartig von einer Verzweiflung in die nächste gezogen wird.

Das Buch ist im Kommode-Verlag erschienen, umfasst478 Seiten und kostet 20 Euro.

Barbara Raudszus

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