Kristine Bilkau: „Nebenan“

Print Friendly, PDF & Email

Julia und Chris wohnen in einem alten Haus auf einem großen Grundstück im norddeutschen Flachland. Wenn man aus dem Fenster schaut, schieben sich ab und an Containerschiffe auf dem Kanal durch die Landschaft. Sieben alte Häuser liegen hier verstreut, zwei davon stehen leer.

Julia blickt nach draußen und beobachtet ein Kind, das am Zaun der Nachbarn steht. Dann ist es plötzlich weg. Als der Junge wieder auftaucht, geht Julia auf ihn zu. Sie würde ihm am liebsten einen heißen Kakao anbieten, um mit ihm in Kontakt zu kommen. Spontan fühlt sie sich als Beschützerin und kommt ins Grübeln darüber, wie alt wohl seine Mutter sein könnte und wann sie den Jungen wohl bekommen hat. Denn Julia hat einen großen Kinderwunsch, der bisher unerfüllt blieb, und die Sehnsucht nach einem Kind ist das vorherrschende Thema in ihrem Leben.

Astrid ist Ärztin und lebt mit ihrem Mann Andreas in der Stadt. Eines Nachts gegen vier Uhr wird sie aus dem Bett geholt, weil eine achtzigjährige Frau gestorben ist. Die Rettungssanitäter konnten nichts mehr für sie tun. Nun muss Astrid den Totenschein ausstellen. Unterwegs wird ihr Blick auf weiße Flecken auf einem Acker gelenkt. Als sie anhält und näher hinschaut, sieht sie viele Briefe, die hier ausgeschüttet worden sind. Einen davon steckt sie ein, weil sie die Adresse kennt und ihn dort abgeben will. Als sie wenig später bei der Toten ankommt, beschleicht sie ein ungutes Gefühl, ob es sich hier um einen normalen Todesfall handelt oder ob nachgeholfen wurde.

Kristine Bilkau beginnt ihren Roman mit einem hohen Gruselfaktor. Das Unheimliche zieht sich durch die gesamte Geschichte. So wurde ein Haus im Dorf bei Nacht und Nebel von einer ganzen Familie verlassen und steht seitdem leer, ohne dass irgend jemand etwas gehört oder gesehen hat. Außerdem erhält die Ärztin Drohbriefe, die sie stark verunsichern. Ihre alte Tante steht nachts bei Kälte barfuß und ohne erkennbaren Grund vor dem leer stehenden Haus.

So geraten die beiden Protagonistinnen Astrid und Julia sowohl im Dorf als auch in der Stadt immer wieder in unheimliche Situationen, die sich nicht auflösen, sondern in der Schwebe verharren. Es wird keine konsistente Handlung erzählt, sondern die Szenen reihen sich wie bei einer Collage aneinander und lassen den Leser verwirrt zurück.

Das Buch ist im Luchterhand-Verlag erschienen, umfasst 288 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

No comments yet.

Schreibe einen Kommentar