I was glad

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Im Rahmen des vom Staatstheater Darmstadt ausgerichteten mehrwöchigen „Barock-Festes“ fand am 23. Juni in der katholischen Jakobus-Kirche des Stadtteils Kranichstein ein Konzert des „Vocalconsort Mainz“ mit Annika Wehrle (Sopran), Judith Kissel (Mezzosopran), Jessica Quinlan (Alt), Andreas Klopp (Tenor), Niklas Wawtzyniak (Bariton) und Carsten Siering (Bass) statt. Zusätzlich kam das Duo „Flauto Attiorbato“ mit Kathrin Härtel (Blockflöten) und Konrad Hauser (Arciliuto und Barockgitarre) zu Gehör.

Auf dem Programm standen ausschließlich barocke Kompositionen von Henry Purcell, Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz, um nur die bekanntesten Namen zu nennen, sowie einer Reihe anderer, weniger bekannter Barock-Komponisten. Es begann mit Henry Purcells Lied „I was glad“ nach Psalm 122, das einen ausdrucksstarken mehrstimmigen „a capella“-Einstieg in das Abendprogramm bot. Im Folgenden präsentierte das Sextett in verschiedenen Konstellationen verschiedene Lieder, die durchweg das sehnsüchtig Leidende des Barock-Zeitalters betonten, sei es bei religiösen Texten, sei es bei ganz profanen Liebesliedern. An diesen Liedern kann man nachvollziehen, welch verheerende Spur der Dreißigjährige Krieg durch die europäischen Ländern gezogen hat. Der einer Pestepidemie gleichkommende, Europa und speziell Deutschland betreffende Schrecken des Krieges ist noch zwei Generationen in den Texten und Harmonien der Lieder spürbar. so liegt der Schwertpunkt auch auf Buß- und Bittgesängen, die um Erlösung von dem schrecklichen Diesseits im Jenseits flehen.

Dabei wechselten homophone und polyphone Kompositionen in unterschiedlichen Ausprägungen einander ab, und sogar eine Fuge war einmal deutlich zu vernehmen. Die Sänger und Sängerinnen zeigten in allen Lagen nicht nur souveräne Sicherheit, sondern verliehen den Liedern durch ihre emotionale Interpretation einen entsprechend intensiven Ausdruck.

Um die Strenge des „a capella“-Gesangs ein wenig aufzulockern, spielte das „Duo Attorbiato“ zwischendurch einige reine Instrumentalstücke, die jedoch eine ähnlich introvertierte Atmosphäre wie die gesungenen Lieder schufen. Dabei tat sich vor allem Kathrin Härtel mit einem so virtuosen wie lebendigen Flötenspiel hervor, während Konrad Hauser sie bewusst verhalten auf den barocken Zupfinstrumenten begleitete.

Das Publikum wurde zwei Stunden lang buchstäblich in das Barockzeitalter zurückversetzt, und die Räumlichkeiten der – wenn auch modernen – Kirche unterstützten den latent transzendendierenden Charakter dieses Abendprogramms.

Das Publikum bedankte sich für diesen eindrucksvollen Barockabend mit kräftigem, lang anhaltenden Beifall.

Frank Raudszus

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