Necati Öziri: „Vatermal“

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Arda, ein türkischer Junge, wächst ohne Vater auf. Dieser hat die Familie wegen einer anderen Frau verlassen und kümmert sich jetzt um seine neuen Söhne. Für Arda hinterlässt der Verlust des Vaters eine ewig blutende Wunde. Niemand hat ihm beigebracht, wie man mit all der männlichen Energie umgeht. Wie man seinen Platz in der Welt der Männer behauptet.

So muss sich Arda mit seinen Kumpeln, die auch alle ihre Päckchen zu tragen haben, durch die Pubertät schlagen. Sie dealen, kiffen und versuchen auf ihre Art, sich eine männliche Identität zu erarbeiten. Die Gruppe der Jugendlichen ersetzt ihm den Vater natürlich nicht.

Warum Familien sich selbst zerstören, hat Arda nie begriffen. Wie aus einstmals Liebenden einander Fremde werden, die einander verletzen und keine Rücksicht auf die gemeinsamen Kinder nehmen, das Versucht Arda sich verzweifelt zu erklären. Was ihm jedoch nicht gelingt. Er hat auch niemandem, dem er sein Herz ausschütten kann.

Dennoch schafft er es, einen deutschen Pass zu bekommen, und damit die Möglichkeit, nach dem Abitur Literaturwissenschaften zu studieren.

Necati Öziri verarbeitet in seinem in seinem Roman sicherlich viel Autobiografisches. Vielleicht hat er deswegen Literaturwissenschaften studiert, um sich selbst sein Leben zu erklären. Das wirkt alles sehr authentisch und zeigt das Ringen eines jungen Mannes um eine sinnvolle Zukunft.

Das Buch ist im Claassen-Verlag erschienen, umfasst 291 Seiten und kostet 25 Euro.

Barbara Raudszus

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